Fortschritte in der Bildgebung rheumatischer Erkrankungen

Bei der Sonografie heißt es nun „Mehr als nur Gelenke“, bei der Magnetresonanztomografie (MRT) „Von der Anatomie zur Funktion peripherer Gelenke“ – zwei Perspektiven der bildgebenden Diagnostik rheumatischer Erkrankungen, um die es beim virtuellen Rheumatologie-Kongress ging. Als kostengünstige und breit verfügbare Bildgebungsoption hat die Sonografie in der Gelenkdiagnostik einen festen Platz. Nun wird sie zunehmend auch bei Vaskulitiden, wie der Riesenzellarteriitis (GCA), und Kollagenosen, wie dem Sjögren-Syndrom (SS) und bei inflammatorischen Myopathien, eingesetzt, wie PD Dr. Sarah Ohrndorf, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Charité Universitätsmedizin Berlin, berichtete. Sjögren-Syndrom mittels Ultraschall detektieren Ganz so weit wie beim der GCA, bei der der diagnostische Ultraschall schon 2018 Eingang in die EULAR-Empfehlung gehalten und so vielen Patienten eine Biopsie erspart hat, ist es bei den Kollagenosen noch nicht. Aber es hat sich viel getan, wie ein von Ohrndorf vorgestelltes Fallbeispiel zeigt. Die 29-jährige weibliche Patientin kam zur Einholung einer Zweitmeinung bei Zustand nach leukozytoklastischer Vaskulitis am rechten Unterschenkel und mit externem Verdacht auf ein Sjörgen-Syndrom. Sie wies weder eine Sicca-Symptomatik, noch Drüsenschwellungen, Arthralgien oder Myalgien auf. Der Schirmer-Test war unauffällig. Sie befand sich in gutem Allgemeinzustand, hatte keine geschwollenen Lymphknoten und keine sonstigen Auffälligkeiten in der körperlichen Untersuchung; die Mundschleimhäute waren feucht. Laborchemisch fanden sich folgende Auffälligkeiten: Leuko- und Lymphopenie sowie Anämie (8,9 g/dl) und Hypergammaglobulinämie (43,9%), BSG 92 mm/h, RF-IgA 489,4 U/ml (bei RF-Ig 73,3 U/ml und unauffälligem ACPA), ANA 1:5.120, Ro/la+; CRP, Leber- und Nierenretentionswerte unauffällig. Daraufhin führte Ohrndorf einen Ultraschall der Parotiden im Längsschnitt durch. Statt eines normalen echogenen Parenchyms fanden sich echoarme oder -freie Foci als Hinweis für ein SS. Die Sensitivität des Ultraschalls beim SS betrage zwischen 60-90%, die Spezifität > 90%, so Ohrndorf. Zum Powerdoppler-Scoring des SS gibt es seit 2019 einen Video-Clip der OMERACT-Ultraschall-Arbeitsgruppe und eine Publikation aus dem letzten Jahr (Finzel S et al. Rheumatology (Oxford) 2021;60(5):2169-2176). Erstmalig Scoring für Myositiden Bei inflammatorischen Myopathien eignet sich der Ultraschall zur Darstellung der Architekturstörungen des Muskels. Muskelödem und Powerdopplersignal weisen einen engen Bezug zur frühen, aktiven Myositis auf; der entzündete Muskel erscheint geschwollen und verdickt mit deutlichem Dopplersignal. Dagegen spiegelt eine Muskelatrophie das Alter des Patienten und den Schweregrad der Erkrankung wider. Das Powerdopplersignal ist unter einer Therapie mit Glukokortikoiden veränderungssensitiv, so dass die Bildgebung sich auch zur Verlaufsbeobachtung eignet, sagte Ohrndorf. Auch hier gibt es inzwischen einen Score, den Siena Myositis Ultrasound Grading Score. Durch die Standardisierung und klare Definitionen der Pathologien bei Kollagenosen wurde der bisherige Schwachpunkt des Ultraschalls, die Untersucherabhängigkeit, deutlich verbessert. MRT zur Differentialdiagnose von RA und PsA? Auch bei der MRT hat sich in der letzten Zeit viel getan, wie PD Dr. Philipp Sewerin, Poliklinik und Funktionsbereich für Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, berichtete. Sie eignet sich inzwischen nicht mehr nur zur Darstellung der Anatomie, sondern auch der Funktion peripherer Gelenke. Dank der technischen Fortschritte seien heute bereits kleinste Pathologien erkennbar. Das erlaube nicht nur eine Frühdiagnose einer rheumatoiden Arthritis (RA) mittels MRT der Hände. Vielmehr könne die MRT über erste Parameter heute schon einen Beitrag zur Differentialdiagnose zwischen RA und Psoriasis-Arthritis leisten. Auch an den Füßen gelinge es heute mit der MRT sehr früh Pathologien zu detektieren, was die Chance auf eine frühe Diagnose und damit einen frühen Therapiebeginn steigere. Für die Zukunft erwartet Sewerin den zunehmenden Einsatz der MRT als hybrides Verfahren, wobei die hohe Ortsauflösung der MRT mit der hohen Sensitivität von z. B. nuklearmedizinischen Verfahren kombiniert wird. Alle Beiträge vom Rheumatologiekongress finden Sie im DGRh-Kongressdossier 2021. basierend auf: Plenarsitzung: „Neue Konzepte bildgebenden Diagnostik rheumatischer Erkrankungen“ 18.09.21, Deutscher Rheumatologie-Kongress 2021, virtuell, 15.-18.09.2021.

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