Was der Rheumatologe zu Newcomern in der Inneren Medizin wissen sollte

In der Rheumatherapie kommt kardiometabolischen Begleiterkrankungen eine immer größere Bedeutung zu – ein Grund für Rheumatologen, sich mit Medikamenten wie Semaglutid zu befassen. In diesem Sinne widmete sich eine Sitzung beim diesjährigen Rheumatologiekongress vier neuen Medikamenten aus der Inneren Medizin, darunter dem Semaglutid. Dass dieses, derzeit als „Wundermittel“ durch die Medien geisternde Medikament auch den klinischen Alltag von Rheumatologen und Rheumatologinnen betrifft, machte Prof. Dr. Gerd Burmester, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Charité Universitätsmedizin, Berlin, an einem Patientenfall deutlich. Der 45-jährige, 181 cm große und 141 kg schwere Mann hatte sich 2008 erstmalig mit Schmerzen in Knöcheln, Kniegelenken und den großen Zehen vorgestellt und wurde bereits seit 2003 wegen einer Psoriasis mit Methotrexat (20 mg sc/Woche) und Prednisolon (12 mg/d) behandelt. Er wies ausgedehnte Psoriasis-Herde an Stamm, Kopfhaut und den Strecksehnen der unteren Extremitäten sowie Schwellungen und Schmerzen in MTP1 und DIP1 rechts, Hand- und Schultergelenken rechts sowie Knie- und Sprunggelenken beidseits auf. Als Begleiterkrankungen waren eine arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus Typ 2, Hypercholesterinämie und Adipositas bekannt. Aus rheumatologischer Sicht ist er inzwischen mit Ustekinumab gut eingestellt. Bisherige Diätversuche haben dagegen maximal 5 kg Gewichtsverlust und Jojoeffekte eingebracht. Eine Magenverkleinerung hatte der Patient überlegt, wegen der hohen bürokratischen Hürden aber wieder verworfen. Bei der Wiedervorstellung berichtete er nun, in einem RTL-Spezial von einer Patientin gehört zu haben, die mit einer einmal wöchentlichen Spritze massiv Gewicht verloren hatte. Stellenwert bei kardiometabolischen Begleiterkrankungen Die Frage, ob der Patient ein Kandidat für das „Wundermittel“ Semaglutid sei, beantwortete der Endokrinologe Dr. Oliver Palme vom Endokrinologikum Berlin ganz klar mit „Ja“. Der bereits seit 2018 als Antidiabetikum zugelassene GLP-1-Rezeptor-Agonist sei auch zur Gewichtsreduktion geeignet und habe eine Reihe von günstigen Effekten auf die Funktion von Pankreas, Leber, Herz und Nieren, vor allem aber auf das Gehirn, wo er das Sättigungsgefühl steigere und so Nahrungsaufnahme und Gewicht reduziere. In der für die Gewichtsreduktion zugelassenen höheren Dosis von 2,4 statt 1 mg Semaglutid als einmal wöchentliche subkutane Injektion sei in kardiovaskulären Endpunktstudien eine Gewichtsabnahme um 15-17 kg über 68 Wochen erreicht worden, so Palme. Das sei ein Minus von 16 % des Ausgangsgewichtes, also weit mehr als bisher erreichbar und für kardiometabolische Effekte mindestens erforderlich. Auch die Reduktion des HbA1c-Wertes war signifikant. Das Nebenwirkungsspektrum war überschaubar, gastrointestinale Nebenwirkungen sind allerdings sehr häufig. Palme rezeptiert GLP-1-Rezeptor-Agonisten inzwischen großzügig. Bei der Indikation Gewichtsverlust sollte der Betroffene aber präzise über die zu erwartenden Effekte, die Notwendigkeit einer meist lebenslangen Therapie und die Kosten aufgeklärt werden. Die gesetzlichen Krankenversicherungen übernehmen die Kosten in der Indikation Gewichtreduktion nicht. Die Zulassung besteht aber bei Adipositas bzw. bei Übergewicht plus mindestens einer gewichtsassoziierten Komorbidität. basierend auf: Deutscher Rheumatologie-Kongress 2023, Leipzig, hybrid, 30.08.-02.09.2023. Alle Beiträge vom DGRh-Kongress 2023 finden Sie hier im Dossier zur Veranstaltung.

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