Erschienen in:
04.04.2018 | Diabetes mellitus | Leitthema
Diabetes mellitus und Immunantwort bei pyogenen Infektionen
verfasst von:
PD Dr. med. F. Hanses
Erschienen in:
Die Diabetologie
|
Ausgabe 3/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Diabetes mellitus prädisponiert für eine Vielzahl von Infektionserkrankungen. Das Risiko für pyogene Infektionen ist etwa 2‑ bis 4‑fach erhöht, wobei Staphylococcus aureus einer der wichtigsten Erreger ist. Neben Komorbiditäten führen v. a. Dysfunktionen des Immunsystems zu einer erhöhten Infektanfälligkeit.
Ergebnisse
Trotz teils widersprüchlicher Ergebnisse ist insgesamt eine Reihe von Immundysfunktionen beschrieben. Beeinträchtigungen der Funktion der Granulozyten umfassen reduzierte Chemotaxis, Phagozytose und Bakterizidie mit verringertem oxidativem Burst. Eine erniedrigte pathogeninduzierte Apoptose bei Granulozyten geht mit einer längeren Entzündungsreaktion und Zytokinproduktion einher. Auf Seiten der humoralen Immunantwort sind erniedrigte IgG-Spiegel (Ig: Immunglobulin) sowie eine Inhibition der Komplementaktivierung und Opsonisation beschrieben. Eine gestörte Prostaglandin-E2-Produktion ist mit einer verminderten Reifung dendritischer Zellen und einer erniedrigten TH17-Antwort (TH17: Typ-17-T-Helferzelle) assoziiert. Zusätzlich gibt es Hinweise, dass auf Seiten der Pathogene erhöhte Glukosekonzentrationen zu Adaptationen mit veränderter Genexpression und teils erhöhter Virulenz führen.
Schlussfolgerung
Zusammenfassend ist von einer multifaktoriellen Genese des erhöhten Infektionsrisikos bei Diabetespatienten auszugehen. Neben prädisponierenden Begleiterkrankungen sind v. a. eine Beeinträchtigung der angeborenen Immunantwort in Kombination mit der Virulenz typischer Erreger Ursache der erhöhten Inzidenz pyogener Infektionen.