Neu auftretender Diabetes kann auf Pankreaskrebs hinweisen

Eine systematische Überblicksarbeit bestätigt den Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus und Pankreaskarzinom. Besonders stark zeigt sich die Assoziation bei frisch erkanntem Diabetes. Mehr zum Thema Weitere Beiträge finden Sie im Themenschwerpunkt Diabetologie. Für ihre Metaanalyse hatten australische Wissenschaftler um Pikli Batabyal von der University of Melbourne 88 Studien gesichtet, 50 Kohorten- und 39 Fall-Kontroll-Studien (eine Untersuchung enthielt sowohl Kohorten- als auch Fall-Kontroll-Aspekte). Den Ergebnissen zufolge erhöht eine Diabetesdiagnose das Risiko, dass beim gleichen Patienten später ein duktales Adenokarzinom des Pankreas entdeckt wird, um 97%. Am höchsten ist die Gefahr kurz nach der Diagnose: Im ersten Jahr als Diabetiker steigt das Risiko auf das 6,69-Fache, nach zehn Jahren liegt es noch 1,36-mal höher. Wechsel der Kausalität Vermutlich wechselt dabei im Lauf der Zeit die Richtung der kausalen Verbindung. Während ein kurz vor dem Pankreaskarzinom erkannter Diabetes häufig als paraneoplastisches Symptom einzuordnen sein dürfte, sind Karzinome nach langzeitigem Diabetesverlauf wohl eher als Folge der Stoffwechselerkrankung anzusehen. Belegen lässt sich dies einerseits mit chronologischen Daten, aus denen hervorgeht, dass Hyperglykämien bei Patienten mit Pankreaskarzinom in 40–75% der Fälle erst seit kurzem bestehen (24–36 Monate). Zudem bessert sich nach der Tumorresektion oft die Störung des Glukosemetabolismus. Das weist auf ihren sekundären Charakter. Andererseits kommt es unter chronischer Insulinresistenz zu einer Hochregulation zirkulierender insulinähnlicher Wachstumsfaktoren. Das beschleunigt die mitotische Proliferation pankreatischer Zellen, fördert die Angiogenese und vermindert die zelluläre Apoptose. Spekuliert wird auch über Zellschäden, eine Schwächung der Abwehr und die Ankurbelung der Gefäßbildung, die vom metabolischen Syndrom über entzündungsfördernde Reaktionswege und die Produktion freier Radikale verursacht werden. Neudiabetiker screenen? Es sei jedenfalls zu erwägen, schreiben Batabyal und Mitautoren, frisch diagnostizierte Diabetiker auf Pankreaskarzinome zu screenen. Mit Blick auf das Erkrankungsalter sowohl für Pankreaskarzinome als auch für Diabetes könne man dafür eine Schwelle von 50 bis 55 Jahren ins Auge fassen. Auch die Familienanamnese oder eine Diabeteserkrankung ohne andere metabolische Risikofaktoren lieferten womöglich Gründe, sich für ein Screening von Neudiabetikern auf Bauchspeicheldrüsenkrebs zu entscheiden. Zum Zeitpunkt, da der Diabetes ausbricht, seien Pankreaskarzinome nämlich nicht selten noch resektabel.

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