Zusammenfassung
In einer Perspektive der psychischen und somatischen Komorbidität werden folgende Krankheiten der Leber und der Bauchspeicheldrüse betrachtet: Virus-Hepatitis C, alkoholische Fettleberhepatitis, nicht-alkoholische Fettleberhepatitis, Endstadien chronischer Lebererkrankungen mit Zirrhose sowie Pankreaskarzinom. Der Einfluss vorbestehender affektiver und Stress-bezogener Störungen auf die Entwicklung spezifischer hepatischer Erkrankungsrisiken ist vielschichtig zu beurteilen. Patienten mit Virus-Hepatitis C und alkoholischer Fettleberhepatitis akquirieren ihre Erkrankungen häufig in einem psychosozialen Risikokontext, der per se mit erhöhten Raten vorbestehender psychischer, sowohl affektiver als auch Substanz-bezogener Störungen assoziiert ist. Auch bei Personen mit nicht-alkoholischer Fettleberhepatitis ist ein pathologisches Essverhalten häufig ebenfalls auf dem Boden affektiver und Stress-bezogener Einflüsse zu untersuchen. Das signifikant erhöhte Niveau von Depression und Angst vor der Diagnose eines Pankreaskarzinoms ist am ehesten als eine zentralnervös vermittelte Prodromalmanifestation eines klinisch noch okkulten kanzerogenen Prozesses zu verstehen. Resultate aus empirischen Studien zur Psychotherapie und Pharmakotherapie koexistenter affektiver und Stress-bezogener Symptome bei den diversen hepatischen Krankheiten werden referiert.