Hintergrund
Studierende bewerten im Vergleich zu gleichaltrigen Vergleichsgruppen ihre Gesundheit schlechter und weisen im Zuge dessen häufiger physische sowie psychische Beschwerden auf [
19,
31]. In einer Studierendenbefragung konnte zudem ein Zusammenhang zwischen GK und subjektiver Gesundheit ermittelt werden [
32]. Daran anknüpfend stellen Befunde heraus, dass über die Hälfte der Studierendengruppe eine eingeschränkte GK aufweist [
21,
31]. Schricker et al. [
31] zeigen in ihrer Befragung, dass Studierende mit einer eingeschränkten GK ein erhöhtes Risiko für einen schlechten subjektiv wahrgenommenen allgemeinen Gesundheitszustand, eine hohe psychosomatische Beschwerdelast und eine niedrige allgemeine Lebenszufriedenheit aufweisen.
Dabei stellt die individuelle GK eine wichtige Gesundheitsdeterminante dar [
11] und gilt als notwendige Voraussetzung für ein gesundheitsförderliches Verhalten sowie den Erhalt und die Förderung der (individuellen) Gesundheit [
20]. Personen mit einer höheren GK schätzen ihren subjektiven Gesundheitsstatus in der Regel besser ein und verhalten sich auch eher gesundheitsförderlich [
10,
29]. Bislang werden LS in Studien zur GK selten adressiert. Angesichts zunehmender psychischer Belastungen und belastungsinduzierte Gesundheitsgefährdungen von Lehrkräften [
28] scheint dies aber aus gesundheitsförderlicher Perspektive relevant zu sein. LS schätzen einerseits in der ersten Phase der Ausbildung ihren individuellen Gesundheitszustand überwiegend als befriedigend bis gut ein [
8], andererseits weisen sie im Vergleich zu anderen Studierenden bereits häufiger ein problematisches Belastungsprofil sowie ungünstigere Bewältigungsmuster im Umgang mit Belastungen auf [
24]. Ergebnisse der Befragung von Lenz et al. [
18] zeigen, dass die Anforderungen im Lehramtsstudium eine etwas stärkere Belastung im Vergleich zu anderen Studiengängen darstellen. Insbesondere das Praxissemester im Masterstudium, mit seinen vielfältigen Herausforderungen, stellt für LS eine Phase erhöhten Beanspruchungserlebens dar, die mit vielfältigen neuen Anforderungen (z. B. Dreifachrolle als Lernende während des Praxissemesters) assoziiert wird, welche potenzielle Belastungen darstellen können [
25,
27].
Eine frühzeitige Förderung der GK von LS kann sich nicht nur positiv auf den Vorbereitungsdienst und die spätere Arbeitssituation auswirken, sondern schon für die individuelle Studiensituation sowie das Praxissemester konstruktiv genutzt werden und die Gesundheit von LS während ihrer Ausbildung an Hochschulen fördern. Der GK wird laut Lamanauskas [
15] im Studienverlauf noch nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt und durch den Studienprozess kaum beeinflusst.
Soellner et al. [
33] und darauf aufbauend Lenartz [
17] entwickelten ein Strukturmodell der GK, das als dynamisch und gleichzeitig veränderbar angesehen wird [
35]. Dabei bilden weiterentwickelte Fähigkeiten den Kern des Modells, „[…] die diejenigen Kompetenzen beschreiben, welche für das gesundheitsbezogene Handeln im Alltag im Sinne einer Gesundheitskompetenz erforderlich sind“ [
35, S. 61]. Darunter fallen wahrnehmungs- und haltungsorientierte sowie motivational-kognitive Aspekte (Selbstwahrnehmung und Verantwortungsübernahme) und handlungsorientierte Fähigkeiten (Umgang mit Gesundheitsinformationen, Selbstkontrolle, Selbstregulation, Kommunikation und Kooperation)
1. Die Facetten der Selbstwahrnehmung und Verantwortungsübernahme sowie insbesondere für die Selbstregulation und Selbstkontrolle klären dabei bis zu 26 % der Varianz der physischen Gesundheit und 42 % der Varianz der psychischen Gesundheit auf [
17]. Die Ausprägung der inhaltlichen Komponenten bieten gleichzeitig Ansätze zur Förderung der GK.
Ergebnisse
Gesundheitskompetenz
Bei den LS zeigt sich in allen erweiterten Fähigkeiten der GK, dass sie höhere Werte aufweisen als NLS. Gemeinsam haben die Gruppen, dass sich jeweils die höchsten Mittelwerte in den Skalen
Umgang mit Gesundheitsinformationen sowie
Selbstwahrnehmung und die niedrigsten in der Skalen
Kommunikation und Kooperation sowie
Selbstregulation wiederfinden lassen. Mit Ausnahme der Fähigkeit zur
Verantwortungsübernahme (t(286) = 1,065,
p = 0,288, 95 %-KI = −0,059–0,201) lassen sich für die übrigen Fähigkeiten gruppenspezifische signifikante Unterschiede ermitteln (vgl. Tab.
2). Die Effektstärken sind klein bis mittel.
Allgemeiner Gesundheitszustand
Bei den LS zeigt sich, dass 63,1 % ihren allgemeinen Gesundheitszustand als gut (49,2 % = gut, 13,9 % = sehr gut) und 36,8 % als schlecht (34,2 % = mittelmäßig, 2,1 % = schlecht, 0,5 % = sehr schlecht) einschätzen. Im Vergleich schätzen 62,9 % der NLS ihren allgemeinen Gesundheitszustand als gut (44,4 % = gut, 18,5 % = sehr gut) und 37,1 % als schlecht ein (26,9 % = mittelmäßig, 10,2 % = schlecht). Tendenziell weisen LS im Vergleich einen besseren subjektiv wahrgenommenen allgemeinen Gesundheitszustand auf (LS: M = 3,74; SD =0,74; NLS: M = 3,71; SD = 0,89), dieser Unterschied fällt allerdings statistisch nicht signifikant aus (t(192,735) = 0,247, p = 0,805, 95 %-KI = −0,174–0,224).
Zusammenhänge zwischen den erweiterten Fähigkeiten der GK und dem allgemeinen Gesundheitszustand
Die Betrachtung der Korrelationskoeffizienten für die Gruppe der LS zeigt, wie unterschiedlich die einzelnen Komponenten mit dem allgemeinen Gesundheitszustand korrespondieren (vgl. Tab.
3). Die Fähigkeit zur
Selbstregulation steht v. a. mit dem allgemeinen Gesundheitszustand in Beziehung (r = 0,43;
p < 0,01). Erweitert zeigen auch die Fähigkeiten zur
Verantwortungsübernahme (r = 0,27;
p < 0,01),
Selbstkontrolle (r = 0,27,
p > 0,01) und
Selbstwahrnehmung (r = 0,23,
p < 0,01) signifikante und positive Zusammenhänge zum allgemeinen Gesundheitszustand. Dabei handelt es sich um schwache bis mittlere Effekte.
Tab. 3
Interkorrelationen (nach Pearson) der erweiterten Fähigkeiten der Gesundheitskompetenz (GK) und Korrelation (nach Pearson) der erweiterten Fähigkeiten der GK mit Außenkriterium für die Gruppe der Lehramtsstudierenden
SR | 1 | | | | | | |
SK | 0,17a | 1 | | | | | |
SW | 0,39b | 0,38b | 1 | | | | |
VÜ | 0,27b | 0,17b | 0,39b | 1 | | | |
KUK | 0,17a | 0,11ns | 0,28b | 0,26b | 1 | | |
UMGI | 0,17a | 0,24b | 0,45b | 0,41b | 0,15a | 1 | |
AGZ | 0,43b | 0,27b | 0,23b | 0,27b | 0,03ns | 0,11ns | 1 |
Die Ergebnisse der Korrelationsanalyse für die Gruppe der NLS zeigen durchweg positive Korrelationskoeffizienten der personenbezogenen Komponenten der GK mit dem allgemeinen Gesundheitszustand (vgl. Tab.
4). Die Fähigkeit zur
Selbstregulation steht v. a. mit dem allgemeinen Gesundheitszustand in Beziehung (r = 0,48;
p < 0,01). Die Fähigkeit zur
Verantwortungsübernahme (r = 0,36;
p < 0,01) und zur
Selbstkontrolle (r = 0,35;
p < 0,01) weisen ebenfalls positive Korrelationen mit dem allgemeinen Gesundheitszustand auf. Dabei handelt es sich um mittlere Effekte. Die Fähigkeiten zur
Selbstwahrnehmung (r = 0,30;
p < 0,01), zur gesundheitsbezogenen
Kommunikation und Kooperation (r = 0,29;
p < 0,01) und zum
Umgang mit Gesundheitsinformationen (r = 0,20;
p < 0,05) zeigen signifikante sowie mittlere bis schwache Zusammenhänge zum allgemeinen Gesundheitszustand.
Tab. 4
Interkorrelationen (nach Pearson) der erweiterten Fähigkeiten der Gesundheitskompetenz (GK) und Korrelation (nach Pearson) der erweiterten Fähigkeiten der GK mit Außenkriterium für die Gruppe der Nicht-Lehramtsstudierenden
SR | 1 | | | | | | |
SK | 0,29b | 1 | | | | | |
SW | 0,36b | 0,51b | 1 | | | | |
VÜ | 0,29b | 0,42b | 0,41b | 1 | | | |
KUK | 0,26b | 0,27a | 0,36b | 0,51b | 1 | | |
UMGI | 0,24a | 0,39b | 0,27b | 0,23a | 0,22a | 1 | – |
AGZ | 0,48b | 0,35b | 0,30b | 0,36b | 0,29b | 0,20a | 1 |
Werden die Ergebnisse der multiplen Regressionsanalysen beider Gruppen miteinander verglichen, haben sie gemeinsam, dass die Fähigkeit zur
Selbstregulation einen positiven signifikanten Einfluss auf den allgemeinen Gesundheitszustand hat (LS: β = 0,37,
p < 0,001; NLS: β = 0,37,
p < 0,001). Dahingehend tragen bei den LS die Prädiktoren
Selbstkontrolle (β = 20,
p < 0,01) und
Verantwortungsübernahme (β = 19,
p < 0,01) zusätzlich zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands bei. Die Varianzaufklärung des allgemeinen Gesundheitszustands liegt bei den LS bei 22,7 % und bei der Gruppe NLS bei 26,2 %. Dies entspricht jeweils einer moderaten bis starken Varianzaufklärung (vgl. Tab.
5).
Tab. 5
Multiple Regression zur Vorhersage des allgemeinen Gesundheitszustands für die Gruppen der Lehramtsstudierenden und Nicht-Lehramtsstudierenden
SR | 0,50 | 0,09 | 0,37c | 0,52 | 0,13 | 0,37c |
SK | 0,30 | 0,11 | 0,20b | 0,26 | 0,17 | 0,16ns |
SW | −0,01 | 0,14 | −0,01ns | −0,01 | 0,17 | −0,01ns |
VÜ | 0,27 | 0,11 | 0,19a | 0,22 | 0,17 | 0,14ns |
KUK | −0,11 | 0,08 | −0,09ns | 0,11 | 0,15 | 0,07ns |
UMGI | −0,10 | 0,12 | −0,06ns | −0,00 | 0,16 | −0,00ns |
R2 | 0,227 | 0,262 |
Diskussion
Die vorliegende Studie zielt darauf ab, empirische Erkenntnisse über die erweiterten Fähigkeiten der GK von LS zu liefern und sie mit NLS zu vergleichen. Mit den erhobenen Daten soll zum einen für beide Studierendengruppen ermöglicht werden, die Voraussetzungen für ein gesundheitsförderliches Verhalten mithilfe der GK nach Lenartz [
17] genauer zu beschreiben und zum anderen einen Zusammenhang mit dem allgemeinen Gesundheitszustand herauszuarbeiten.
Die erste Fragestellung bezog sich auf den Vergleich der beiden Studierendengruppen im Masterstudium. Hier zeigte sich, dass LS über günstigere Voraussetzungen in Bezug auf ein gesundheitsförderlicheres Verhalten verfügen. Mit Ausnahme der Fähigkeit zur Verantwortungsübernahme wiesen sie in allen Dimensionen der GK signifikant höhere Werte auf. Dabei zeigen sich die höchsten Effekte v. a. in den personenbezogenen Dimensionen (SW, SK, SR). Eine Interpretation wäre, dass sich die Curricula der beiden Gruppen hinsichtlich der Integration von Maßnahmen zur Förderung der erweiterten Fähigkeiten der GK unterscheiden. Im Lehramtsstudium werden im Vergleich zu den Studiengängen der NLS bereits einzelne gesundheitsorientierte Seminare integriert
2. In diesen Veranstaltungen liegt der Fokus entsprechend auf dem Schulkontext, insbesondere bezugnehmend auf die Schüler*innen- und weniger auf die Lehrkräftegesundheit. In den KMK-Standards für die Lehrerbildung
3 wird die Ausbildung gesundheitsbezogener Kompetenzen in allen Phasen der Lehrkräftebildung gefordert. Bislang werden entsprechende Themen laut Hohenstein et al. [
6] allerdings unzureichend in universitäre Curricula eingebunden. In diesem Kontext ist bedeutsam, dass die Selbstregulation auch einen Kompetenzaspekt im Modell der professionellen Handlungskompetenz nach Baumert und Kunter [
2] darstellt und als wichtige Voraussetzung für das professionelle Handeln von Lehrkräften betrachtet wird, beispielsweise für die erfolgreiche Bewältigung beruflicher Anforderungen. Zwar weisen die LS in dieser Studie im Vergleich bessere Voraussetzungen hinsichtlich einer gesundheitsförderlichen Lebensführung auf, allerdings machen auch erste Studienergebnisse zur GK von Lehramtsstudierenden in Tehran [
1] auf die Notwendigkeit einer stärkeren Fokussierung gesundheitsbezogener Kompetenzentwicklungen im Rahmen der Lehrkräfteausbildung aufmerksam. Weiterführend verweisen Hartmann et al. [
5] in ihren Studienergebnissen darauf, dass mehr als die Hälfte der befragten Lehrkräfte eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz aufweisen und es ihnen besonders schwerfällt, Informationen zu Verhaltensweisen zu finden, die ihr psychisches Wohlbefinden stärken. Im Zusammenhang dessen wird die Relevanz des Kompetenzaspekts Selbstregulation nochmals betont.
Reick und Hering [
21] zeigen in ihrer Untersuchung zur GK hingegen auf, dass sich Studierende, die ein Studium bzw. eine Ausbildung in einem Gesundheitsberuf bereits abgeschlossen haben, nur unbedeutend von Studierenden unterscheiden, die keinen gesundheitswissenschaftlichen Schwerpunkt aufweisen. Sie ergänzen, dass Studierende in Gesundheitsberufen möglicherweise kritischer in der Selbsteinschätzung ihrer GK sein könnten. Um allerdings die Bedeutung der in der vorliegenden Studie lediglich an einer Universität ermittelten Befunde zu validieren, sollten LS sowie NLS auch an anderen Universitäten mit einer unterschiedlichen curricularen Ausgestaltung in eine erneute Untersuchung miteinbezogen werden.
Angelehnt an die Untersuchungsergebnisse von Schricker et al. [
31] zeigen LS im Vergleich zu anderen Masterstudierendengruppen eine günstigere Ausgangslage hinsichtlich eines guten subjektiv wahrgenommenen allgemeinen Gesundheitszustands, einer geringen Beschwerdelast und einer höheren Lebenszufriedenheit. Gegensätzlich dazu zeigen die Ergebnisse des allgemeinen Gesundheitszustands der Masterstudierenden im Einklang mit früheren empirischen Studien (z. B. [
19,
31]), dass knapp jeder dritte Studierende einen schlechten allgemeinen Gesundheitszustand aufweist und sich die Gruppen diesbezüglich auch nicht unterscheiden. Bisherige empirische Ergebnisse zur Gesundheit von LS ergänzen, dass diese im Vergleich zu anderen Studierendengruppen eine höhere Belastung hinsichtlich der Anforderungen im Studium empfinden und über ungünstigere Bewältigungsmuster verfügen (z. B. [
18,
24]). Demgegenüber stehen Befunde, die sogar günstigere Bewältigungsmuster von LS berichten (z. B. [
26]). Da sich Schricker et al. [
31] in ihrer Untersuchung auf das Modell der GK nach Sørensen et al. [
36] bezogen haben, sollte dieser Zusammenhang in zukünftigen Untersuchungen mit dem Kompetenzmodell nach Lenartz [
17] überprüft werden.
Durch die Ergebnisse der Korrelations- und Regressionsanalysen konnten Zusammenhänge zwischen den Dimensionen der GK und des Gesundheitszustands aufgezeigt werden. Trotz der Vielfalt gesundheitsrelevanter Einflüsse konnten in den Ergebnissen der Regressionsanalysen für LS bis zu 22,7 % der Varianz des allgemeinen Gesundheitszustands und für NLS bis zu 26,2 % erklärt werden. Insgesamt stellt die Fähigkeit zur Selbstregulation den statistisch stärksten Prädiktor dar und bestätigt die Aussage von Lenartz [
17] bzgl. der physischen und psychischen Gesundheit. Auch Kuhlmann et al. [
14] machen in ihrer Arbeit deutlich, dass die Selbstregulation und Selbstkontrolle die auf die eigene Person bezogene Handlungsvoraussetzung für ein Gesundheitsverhalten repräsentieren. Dabei üben die Fähigkeit zur Selbstkontrolle neben der Fähigkeit zur Verantwortungsübernahme nur für LS weitere Einflüsse auf den allgemeinen Gesundheitszustand aus. Diese Gruppenunterschiede können anhand der vorliegenden Daten nicht eindeutig interpretiert werden, könnten jedoch u. a. auf die unterschiedlichen Stichprobenumfänge der Gruppen zurückgeführt werden (LS:
n = 195, NLS:
n = 108).
Für die noch bevorstehende Praxisphase der LS können v. a. die personenbezogenen Fähigkeiten der GK bei der Bewältigung der vielfältigen neuen Herausforderungen und Aufgaben helfen. Das Praxissemester geht oft mit einem hohen Maß an Belastungen einher, wobei sich nicht zwangsläufig für alle Studierende negative Beanspruchungsfolgen ergeben [
7,
9]. Dabei kann eine gut ausprägte individuelle GK eine (Gesundheits‑)Ressource darstellen, um das Praxissemester positiver und weniger gesundheitsbeeinträchtigend zu erleben. Dieser Zusammenhang sollte in zukünftigen Studien im Rahmen des Praxissemesters (im Längsschnittdesign) untersucht werden.
Diese Studienergebnisse zeigen, dass bei Masterstudierenden – unabhängig der Studierendengruppe – v. a. die Fähigkeiten zur Selbstregulation und zur Kommunikation und Kooperation im Vergleich zu den anderen Dimensionen geringer ausgeprägt sind und ergänzt bereits angeführte Studienergebnisse, die z. B. auf die ungünstigeren Bewältigungsmuster im Umgang mit Belastungen bei Studierenden hinweisen (z. B. [
24]). Dabei ist in diesem Kontext andererseits darauf hinzuweisen, dass diese Fähigkeiten auch als wichtige Gesundheitsressourcen angesehen werden können, die eine Person befähigen kann, mit Belastungen und persönlichen Problemen konstruktiv umzugehen. Lenartz [
17] Befunde zu Szenarien verschiedener gesundheitsrelevanter Verhaltensweisen zeigen für die Fähigkeit zur Selbstregulation einen positiven Einfluss auf das Verhalten „Pause machen“ (r = 0,46, β = 0,43;
p < 0,01) sowie die Bedürfniswahrnehmung in einer Drucksituation (r = 0,25, β = 0,18,
p < 0,01) und für die Wahrnehmung von Verspannung und Stress am Arbeitsplatz (r = 0,33, β = 0,17,
p < 0,01). In Bezug auf die Fähigkeit zur Kommunikation und Kooperation zeigt sich, dass diese einen positiven Einfluss aus das Gesundheitsverhalten „von Krankheit erzählen/Hilfe annehmen“ einnimmt (r = 0,43, β = 0,40,
p < 0,01) und stellt die Inanspruchnahmen von Hilfe in den Vordergrund [
17]. Dabei hat die soziale Unterstützung als psychosoziale Ressource einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit und kann das psychische Wohlbefinden verbessern, Stress reduzieren und die Auswirkung ungünstiger Lebensbedingungen verringern [
23]. Gleichzeitig kann sie eine direkte Wirkung auf das Erleben negativer Beanspruchungsfolgen haben und den Zusammenhang zwischen Belastungen sowie körperlicher und psychischer Gesundheit beeinflussen [
12]. Dieser Aspekt lässt sich auch durch die Studie von Ksienzyk [
13] mit unterschiedlichen Berufsgruppen auf den beruflichen Kontext replizieren. Dadurch werden Ansätze für Maßnahmen zur Förderung der GK dargestellt, die auch für den weiteren beruflichen Werdegang von Bedeutung sein können.
Generell verweisen diese Studienergebnisse im Rahmen der Hochschule als Bildungsinstitution auf einen Bedarf an Maßnahmen zur Förderung der GK, insbesondere der Fähigkeiten zur Selbstregulation sowie Kommunikation und Kooperation. Bezogen darauf haben Wollesen et al. [
38] in ihrer Studie Bachelorstudierende verschiedener Fakultäten (Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft) hinsichtlich ihrer Wünsche und ihren Informationsstand bzgl. des bestehenden Angebots im Bereich Gesundheitsschutz/-förderung an der Hochschule befragt. Dabei stellte sich heraus, dass der Wunsch nach Angeboten z. B. zum Stressmanagement sowie der Integration fächerübergreifender Kompetenzen bei Studierenden hoch sind, wobei Frauen tendenziell ein stärkeres Interesse zeigen. Gegensätzlich – mit Ausnahme der angehenden Psycholog*innen – ist die Mehrheit der Befragten weniger über die bereits bestehenden Beratungsmöglichkeiten zum Thema Stressmanagement informiert und nehmen diese schlussfolgernd nicht in Anspruch. Daraus lässt sich die Vermutung ableiten, dass auch für die Studierenden dieser Studie möglicherweise Angebote im Rahmen der Universität fehlen oder ggf. bestehende nicht wahrgenommen werden, dies gilt es zu belegen. Insgesamt verweisen Wollesen et al. [
38] darauf, dass generelle Konzeptionen von Maßnahmen auf die speziellen Gegebenheiten gestaltet werden sollten.
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