Diese Berufe erhöhen das Risiko für Gonarthrose

Körperlich belastende Berufe gehen oft mit einem verstärkten Verschleiß der Kniegelenke einher, einer der Hauptursachen für Behinderung und Berufsunfähigkeit. Australische Ärzte haben Berufsgruppen identifiziert, die besonders gefährdet sind. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Ein Forscherteam um Dr. Min-Xia Wang von der University of Sydney, Australien, hat in einer systematischen Übersichtarbeit aus 80 Studien, davon 25 Fallkontrollstudien (Gesamtzahl der Studienteilnehmer: n = 20.505), 36 Querschnittsstudien (n = 139.463) und 19 Kohortenstudien (n = 16.824.492), den Zusammenhang zwischen beruflicher Tätigkeit und dem Risiko für eine Gonarthrose eruiert. In die Metaanalyse einbezogen wurden 71 Studien (n = 951.345), in denen eine Assoziation zwischen physischer Arbeitsbelastung (z. B. schwer körperlich oder sitzend), bestimmten Berufsgruppen (z. B. Landwirt, Sekretär) oder bestimmten Tätigkeiten am Arbeitsplatz (z.B. Hocken, Knien) und einer radiografisch (z. B. über Kellgren-Lawrence-Score) oder symptomatisch mittels verschiedener Patientenfragebögen oder ACR(American College of Rheumatology)-Klassifikation diagnostizierten Kniearthrose untersucht worden war. Wo möglich, wurden Männer und Frauen getrennt analysiert. Studien, die sich auf Profisportverletzungen oder unfallbedingte Arthrosen des Kniegelenks fokussierten, sowie solche, bei denen das Patientendurchschnittsalter unter 30 Jahren lag, wurden aus der Analyse ausgeschlossen. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer lag bei 56 Jahren und reichte von 18 bis 98 Jahren. 16 Studien untersuchten ausschließlich Männer, sechs Studien ausschließlich Frauen. Insgesamt waren 45% aller Studienteilnehmer weiblich. Gefährdet: Landwirte, Fliesenleger Die Metaanalyse ergab eine Odds Ratio für Gonarthrose bei körperlich belastenden Berufen von 1,52 (95%-Konfidenzintervall [95%-KI]: 1,37, 1,69) im Vergleich zu Berufen mit vorwiegend sitzender Tätigkeit und/oder geringer körperlicher Arbeitsbelastung. Dies konnte bei beiden Geschlechtern festgestellt werden. Die Arthrosewahrscheinlichkeit war in berufsbasierten Studien sowie in Studien, in denen die lebenslange berufliche Tätigkeit bewertet wurde, bei Männern höher. Als besonders gefährdet erwiesen sich unter anderem Landwirte, Bauarbeiter, Metallarbeiter, Fliesenleger, Bergarbeiter, Reinigungskräfte sowie Servicemitarbeiter – also Arbeiter, die besonders oft heben, knien, klettern, hocken und stehen müssen. So hatten etwa Landwirte ein um bis zu 64%, Bauarbeiter und Fliesenleger ein um 63% höheres Risiko für eine Gonarthrose als Menschen, die einer sitzenden Arbeit nachgingen bzw. im Beruf körperlich wenig aktiv waren. Es gibt bislang nur wenige Studien, die sich mit dem Zusammenhang einer Tätigkeit als Servicemitarbeiter oder Reinigungskraft und dem Auftreten einer Gonarthrose befassen. Einige Studien legen jedoch nahe, dass Reinigungskräfte eine bis zu 94% erhöhte Wahrscheinlichkeit haben, daran zu erkranken. Mit der steigenden Lebenserwartung und der alternden Bevölkerung in den Industriestaaten werde die Lebensarbeitszeit immer länger, betonen die Studienautoren. Somit erhöhe sich für die jeweiligen Risikoberufsgruppen auch das Risiko einer Gonarthrose im Alter. Umso wichtiger sei es, größeres Augenmerk auf die Gesundheit am Arbeitsplatz zu legen. Länder, die auf eine längere Lebensarbeitszeit drängen, sollten daher schon frühzeitig geeignete Präventionsmaßnahmen für diese Berufsgruppen ergreifen, betonen Wang und Kollegen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Berufsgruppen haben ein besonders hohes Risiko für eine Kniearthrose? Antwort: Menschen, die in körperlich belastenden Berufen, etwa als Landwirt, Bauarbeiter oder Fliesenleger arbeiten, haben ein besonders hohes Risiko, an einer Kniearthrose zu erkranken, insbesondere wenn sie häufig knien, heben, klettern, hocken und/oder stehen müssen. Bedeutung: Um in einer immer älter werdenden Gesellschaft eine lange Lebensarbeitszeit auch in Berufen mit erhöhtem Gonarthroserisiko zu gewährleisten, müssen das Bewusstsein für einen gesunden Arbeitsplatz geschärft und frühzeitig Präventionsmaßnahmen ergriffen werden. Einschränkung: Es bestand ein hohes Risiko für Verzerrungen und Heterogenität zwischen den Einzelstudien. Die durchschnittliche methodische Qualität der eingeschlossenen Studien war gering. Die Gesamtqualität der Evidenz wurde in allen Kohortenstudien als „mäßig“, in den Querschnitts- und Fall-Kontroll-Studien als „sehr gering“ eingestuft.

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