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Erschienen in: Die Dermatologie 11/2023

Open Access 13.10.2023 | Helminthen | Dermatoskopie - Fall des Monats

Urlaubssouvenir

verfasst von: Michael Fink, Verena Ahlgrimm-Siess, ao. Univ. Prof. Dr. Rainer Hofmann-Wellenhof

Erschienen in: Die Dermatologie | Ausgabe 11/2023

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Anamnese

Eine 25-jährige Patientin wurde mit Juckreiz und Hautveränderungen an der linken Brust in unserer Ambulanz für allgemeine Dermatologie vorstellig. Der Juckreiz und die Hautveränderungen bestanden bereits seit ca. 4 Wochen und waren während eines 5‑wöchigen Asienurlaubs erstmalig aufgetreten. Sowohl die Anwendung eines lokalen Steroids als auch die Kombination eines lokalen Steroids mit einem lokalen Antibiotikum hatten zu keiner Besserung geführt.

Klinik

Klinisch zeigte die Patientin erythematöse, girlandenförmige Striae mit geringer lamellöser Schuppung und einzelne kleine Papeln im Bereich der linken Brust (Abb. 1).

Dermatoskopie

Die Dermatoskopie zeigte im Bereich der klinischen Veränderungen gewundene, streifige Erytheme, in denen fokal gelb-weißliche, lineäre und rundliche Strukturen zu erkennen waren (Abb. 2, Pfeil). Zudem waren zahlreiche rote und vereinzelt livide Punkte (Abb. 3, roter Pfeil) sowie hell- bis dunkelbraune Krusten (Abb. 3, schwarzer Pfeil) zu sehen.

Verlauf und Therapie

Aufgrund des klinischen Bildes, der charakteristischen Veränderungen in der Dermatoskopie und der Vorgeschichte eines Auslandaufenthaltes wurde zusammenschauend die Diagnose einer kutanen Larva migrans gestellt. Der Patientin wurde systemisches Albendazol und eine Lokaltherapie mit Mometasonfuroat verordnet. Die Patientin wurde jedoch 14 Tage später wegen persistierenden Juckreizes und fehlender Abheilung der Hautveränderungen erneut vorstellig; Albendazol war nicht eingenommen worden und die Lokaltherapie alleine erneut nicht ausreichend. Daraufhin wurden der Patientin nochmals Albendazol sowie eine symptomatische Lokaltherapie verschrieben. Darunter kam es schließlich zur Abheilung der Beschwerden.

Diskussion

Die kutane Larva migrans ist eine der häufigsten Hauterkrankungen von Reiserückkehrern aus tropischen und subtropischen Gebieten, insbesondere aus Lateinamerika, Afrika und Südostasien [1]. Hervorgerufen wird diese Hauterkrankung durch eine Vielzahl von Hakenwürmern, wobei v. a. Ancylostoma braziliense, Ancylostoma canium und Uncinaria stenocephala ursächlich sind [2]. Diese Würmer legen Eier im Darm ihres Wirts (meist Hunde und Katzen) und werden in weiterer Folge mit ausgeschieden [2]. Unter optimalen Bedingungen (Wärme, Feuchtigkeit, Schatten und nach Aufnahme von Bodenbakterien) reifen sie zunächst zu nichtinfektiösen und danach zu infektiösen wurmförmigen Larven heran [2]. Die Larven gelangen über direkten Kontakt in die Haut der Menschen, beispielsweise wenn diese barfuß am Strand entlanggehen [1].
Klinisch präsentiert sich die kutane Larva migrans meist mit rötlich-braunen Papeln, welche die Eintrittspforte der Larve darstellen, und den pathognomonischen, erythematös-serpiginösen Striae [1].
Die kutane Larva migrans findet man v. a. an jenen Körperstellen, die mit dem mit Larven kontaminierten Boden in direkten Kontakt kommen, also vorwiegend an Füßen, Rücken und Beinen [1]. Bei unserer Patientin war die Lokalisation an der Mamma eher ungewöhnlich.
Zusätzlich zur klinischen Untersuchung kann die Dermatoskopie in der nichtinvasiven Diagnosesicherung hilfreich sein. Typisch sind, wie auch bei unserer Patientin vorliegend, weiß-gelbliche, lineäre und fokal ovoide Strukturen, die erweiterten Lymphgefäßen entsprechen, in denen sich die Larve fortbewegt [5]. Zahlreiche rote und violette Punkte, die mit punktförmigen Gefäßen korrelieren, sind aufgrund der begleitenden Inflammation erkennbar [3, 4]. In unserem Fall waren zudem braune Krusten zu sehen, die bei einer begleitenden spongiotischen Dermatitis auftreten können [4].
Die Diagnose einer kutanen Larva migrans ist bei Vorliegen des typischen klinischen Bildes und einer passenden Reiseanamnese auch für Nicht-Dermatologen naheliegend. Die Dermatoskopie ist hilfreich, um die diagnostische Sicherheit vor Therapie – v. a. bei klinisch nicht gänzlich eindeutigem Befund – weiter zu erhöhen.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt

M. Fink, V. Ahlgrimm-Siess und R. Hofmann-Wellenhof geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien. Für Bildmaterial oder anderweitige Angaben innerhalb des Manuskripts, über die Patient/-innen zu identifizieren sind, liegt von ihnen und/oder ihren gesetzlichen Vertretern/Vertreterinnen eine schriftliche Einwilligung vor.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
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Literatur
1.
Zurück zum Zitat Leung AKC, Barankin B, Hon KLE (2017) Cutaneous larva Migrans. Recent Pat Inflamm Allergy Drug Discov 11(1):2–11CrossRefPubMed Leung AKC, Barankin B, Hon KLE (2017) Cutaneous larva Migrans. Recent Pat Inflamm Allergy Drug Discov 11(1):2–11CrossRefPubMed
2.
Zurück zum Zitat Brenner MA, Patel MB (2003) Cutaneous larva migrans: the creeping eruption. Cutis 72(2):111–115PubMed Brenner MA, Patel MB (2003) Cutaneous larva migrans: the creeping eruption. Cutis 72(2):111–115PubMed
3.
Zurück zum Zitat Zalaudek I, Giacomel J, Cabo H, Di Stefani A, Ferrara G et al (2008) Entodermoscopy: a new tool for diagnosing skin infections and infestations. Dermatology 216(1):14–23CrossRefPubMed Zalaudek I, Giacomel J, Cabo H, Di Stefani A, Ferrara G et al (2008) Entodermoscopy: a new tool for diagnosing skin infections and infestations. Dermatology 216(1):14–23CrossRefPubMed
4.
Zurück zum Zitat Rather S, Aslam A, Younus F (2022) Dermoscopy before and after treatment of cutaneous larva migrans: through the dermoscope. Indian Dermatol Online J 13:690–694CrossRefPubMedPubMedCentral Rather S, Aslam A, Younus F (2022) Dermoscopy before and after treatment of cutaneous larva migrans: through the dermoscope. Indian Dermatol Online J 13:690–694CrossRefPubMedPubMedCentral
Metadaten
Titel
Urlaubssouvenir
verfasst von
Michael Fink
Verena Ahlgrimm-Siess
ao. Univ. Prof. Dr. Rainer Hofmann-Wellenhof
Publikationsdatum
13.10.2023
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Die Dermatologie / Ausgabe 11/2023
Print ISSN: 2731-7005
Elektronische ISSN: 2731-7013
DOI
https://doi.org/10.1007/s00105-023-05226-2

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