Intrakranielle Blutung unter DOAK besser zweifach ausschließen?

Ob Patienten unter DOAK nach leichtem Schädel-Hirn-Trauma und initial negativem Schädel-CT ein weiteres CT zum Ausschluss verzögerter Blutungen benötigen, ist umstritten. Nach Daten aus Italien dürfte es reichen, wenn das zweite CT bestimmten Ausnahmefällen vorbehalten wird. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Um verzögert auftretende Hirnblutungen nicht zu übersehen, werden Patienten, die unter direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma (SHT) erleiden, nach einem ersten negativen Schädel-CT oft 24 Stunden später noch einmal in die Röhre geschickt. In Italien etwa, wo ein solches Wiederholungs-CT dem Ermessen der Ärzte überlassen ist, wird es laut einer aktuellen Studie bei zwei Drittel der Patienten angefordert. Doch die allermeisten Zweit-CTs könnte man sich den Daten zufolge wohl sparen: „Eine verzögerte Hirnblutung ist ein seltenes Ereignis und hat keinen Einfluss auf die Prognose der Patienten“, so die Autoren der Studie um Gianni Turcato vom Krankenhaus in Meran. Für die Studie wurden retrospektiv die Daten aller DOAK-Patienten ausgewertet, die zwischen 2016 und 2020 wegen eines leichten SHT eine von fünf norditalienischen Kliniken aufgesucht hatten. Als leicht galt ein SHT, wenn es sich um eine geschlossene Verletzung handelte und bei der Vorstellung in der Notfallambulanz keine Bewusstseinsstörung (mehr) bestand (Glasgow Coma Scale 14–15). Bei 1,5% verzögerte Blutung gefunden Das erste Kopf-CT detektierte bei 6% der insgesamt 1426 Patienten eine intrakranielle Blutung. Von den übrigen 1341 Patienten wurden nach 24-stündiger Überwachung 68,3% noch einmal per CT untersucht. Bei 1,5% wurde eine verzögerte Blutung entdeckt. Die Komplikation war für keinen Patienten tödlich und zog auch in keinem Fall eine Op. nach sich. Betroffen waren ausschließlich Patienten, bei denen zwischen dem Trauma und der ersten CT weniger als acht Stunden vergangen waren. Außerdem hatten alle Patienten mit verzögert aufgetretener Blutung mindestens einen klinischen Risikofaktor aufgewiesen. Ein hochsignifikanter Zusammenhang zeigte sich mit einem vorübergehenden Bewusstseinsverlust (21,4% der Patienten mit verzögerter Blutung gegenüber 2,4% ohne) und einer posttraumatischen Amnesie (35,7% gegenüber 9,1%). "Zweites CT scheint unnötig" Von den 424 Patienten, die nicht ein zweites Mal bildgebend untersucht wurden, kam es nur bei einem zu einer verzögerten Blutung: Sie wurde acht Tage nach dem Unfall festgestellt und führte zum Tod des Patienten. Laut Turcato et al. bestätigen die Ergebnisse „die niedrige Inzidenz verzögerter Hirnblutungen und den geringen Einfluss auf die Prognose der Patienten“. Die Notfallmediziner schließen daraus: „Wiederholte CT-Untersuchungen scheinen unnötig zu sein.“ Das gelte insbesondere, wenn zwischen Trauma und erster CT bereits acht Stunden vergangen seien bzw. wenn bei kürzerem Intervall klinische Risikofaktoren fehlten. Umgekehrt könnten der Zeitpunkt und die klinischen Symptome des SHT helfen, Patienten zu identifizieren, die möglicherweise doch von einer tiefergehenden Abklärung profitierten. Die deutsche Leitlinie zum SHT bei Erwachsenen befindet sich derzeit in Überarbeitung. Das Update ist für Ende des Jahres angekündigt. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lohnt es sich, bei DOAK-Patienten mit einem leichten SHT 24 Stunden nach dem ersten unauffälligem Schädel-CT ein weiteres CT anzufertigen, um verzögerte Hirnblutungen zu entdecken? Antwort: Nur bei 1,5% der Patienten wurde in der zweiten CT ein Befund erhoben, die verzögerte Blutung hatte weder Operationen noch Todesfälle zur Folge. Alle betroffenen Patienten waren innerhalb von acht Stunden nach dem Trauma in der Ambulanz eingetroffen und hatten mindestens einen klinischen Risikofaktor. Bedeutung: Eine zweite CT ist bei den meisten Patienten unnötig. Einschränkung: Retrospektive Studie.

Springer Medizin

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