Wie Ärzte die eigene Praxis einschätzen können

Der Vergleich der eigenen Praxis mit der Fachgruppe kann helfen, sich am Vorgehen anderer zu messen. Wer die eigenen Daten der Praxis-EDV konsequent nutzt, hat ein effizientes Steuerungsinstrument. Die Daten in der eigenen Praxis-EDV sind ein Schatz. Ihn zu heben ist software-technisch gar nicht so schwer, denn immerhin sind viele der Daten in einer elektronisch geführten Karteikarte strukturiert gespeichert, zum Beispiel Arzneimittelverordnungen (Pharmazentralnummern), Diagnosen (ICD-10-Schlüssel) oder auch Abrechnungsziffern. Natürlich lassen sich auch die Patienten einer Praxis nach Alter oder Geschlecht aufgliedern. Und nicht zuletzt werden erzielte Umsätze und Praxiskosten statistisch aufbereitet und damit vergleichbar gemacht. Gute Praxisprogramme sind daher schon lange mit Statistik-Modulen ausgestattet, die es beispielsweise erlauben, die aktuellen Verordnungen mit den Richtgrößen abzugleichen oder darüber informieren, wie voll das Regelleistungsvolumen einer Praxis bereits ist. Auch ein detaillierteres Verschreibungsmonitoring ist darüber möglich, etwa um sich darüber zu informieren, wie die Praxis in Hausarztverträgen bei Verordnungen im Vergleich zu den Vorgaben dasteht. „Ein Vergleich der eigenen Praxis mit Kennzahlen oder auch mit anderen Praxen wird für Ärzte, die unternehmerisch denken, zunehmend wichtig“, erläutert Alexandra John vom Praxis-EDV-Hersteller medatixx im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung / Springer Medizin Verlag“. Fachgruppenschnitt als Messlatte Auf diese Bedürfnisse reagieren unterschiedliche Akteure im Markt. So haben auf Heilberufler spezialisierte Banken mit eigenen Kundendaten oder mit Hilfe von Dienstleistern Praxischecks aufgebaut, die es ermöglichen, per Knopfdruck individuelle Praxisdaten wie Leistungsstruktur, Praxiskosten und Umsätze mit denen ähnlich strukturierter Praxen zu vergleichen. Nicht zuletzt sind die ausführlichen, von vielen Kassenärztlichen Vereinigungen zur Verfügung gestellten Berichte zu den Quartalsabrechnungen mit dem Vergleich zum Fachgruppendurchschnitt ein interessantes Tool. Mit ihnen lässt sich für die eigene Praxis ex post eine Standortbestimmung vornehmen – sobald die Informationen vorliegen, in der Regel rund vier Monate nach Ablauf des Quartals. Nicht jeder Praxisinhaber macht sich allerdings die Mühe, die KV-Berichte genauer zu lesen. Wir können die Praxen, die teilnehmen, mit ihren Daten nicht zurückverfolgen. - Thilo Löwe, Docmetric GmbH Mit einem noch jungen Benchmarking-Modul bietet seit dem Frühjahr die CompuGroup Medical (CGM) für Anwender der Programme Albis, M1 pro, Medistar und Turbomed einen neuen Service an, der hilft, einen Praxisvergleich im laufenden Quartal bis in die Tiefen betriebswirtschaftlicher Analysen und diagnosebezogener Leistungen zu machen. Die Praxisdaten werden über das Modul mit den Daten von Praxen derselben Fachgruppe in einer anonymisierten Datenbank verglichen. Anwender, die sich für das ohne Zusatzkosten angebotene CGM- Benchmark-Modul anmelden, geben ihre Daten dafür automatisiert an einen zentralen Server der CompuGroup-Tochter Docmetric weiter. Zuvor würden die Praxisdaten und die Patientendaten in einem mehrstufigen Vorgang pseudonymisiert und anonymisiert, vor der Übertragung werde zudem alles verschlüsselt, erläutert Thilo Löwe von Docmetric im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“ das Verfahren. „Wir können die Praxen, die teilnehmen, mit ihren Daten nicht zurückverfolgen“, sagt Löwe. Missbrauch sei durch das Datenschutzkonzept ausgeschlossen. 2400 Praxen haben eingecheckt Rund 2400 Praxen haben sich mittlerweile angemeldet, genug, um für zehn Fachgruppen einen Praxisvergleich anzustellen, darunter Allgemeinmediziner, Pädiater, HNO, Orthopäden und Urologen. „Die Vergleichsdaten sind nicht ganz repräsentativ“, räumt Löwe ein, „aber sie geben einen stabilen Trend wieder.“ Die Vergleichsmöglichkeiten sind groß: Sie reichen von reinen Umsatz- und Kostengrößen, über spezielle Praxisbereiche wie Selbstzahlerleistungen, Häufigkeiten bestimmter Leistungen in der Abrechnung, Anteil extrabudgetärer Leistungen oder auch eine Aufgliederung der Fälle nach dem Alter der Patienten. Selbst die erbrachten Corona-Leistungen lassen sich fachgruppenspezifisch über das Benchmark-Modul aufrufen, neuerdings sind auch die abgerechneten Erstverordnungen von Digitalen Gesundheitsanwendungen in der Statistik inkludiert. Besonders im Fokus stehen die Arzneiverordnungen, die in der jeweiligen Fachgruppe nach häufig gestellten Diagnosen anzuzeigen sind. So ist auf einen Blick zu sehen, welche Wirkstoffe die Fachkollegen bei welcher Diagnose wie häufig aufschreiben – und ob die eigene Praxis drunter- oder drüberliegt. Das hilft, das eigene Verordnungsverhalten zu reflektieren. Selbst Longitudinal-Daten – wie lange bekommt ein Patient bei einer bestimmten Diagnose dasselbe Medikament – sind bei einer zusätzlichen Einwilligung des Arztes zu ermitteln, dank pseudonymisierter Patientendaten. CGM will das neue Modul nach eigener Aussage vor allem dazu nutzen, die Bindung der Anwender an die eigenen Programme zu steigern. Auf lange Sicht könne der Datenschatz aber auch Abnehmer in der Industrie finden, gibt Löwe zu. Auch dafür stehe das Datenschutzkonzept des Unternehmens: Personalisierte Praxisdaten oder Patientendaten sollen auf keinen Fall nach draußen dringen. Quelle: Ärzte Zeitung

Springer Medizin

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