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20.02.2020 | Kardiologie | Nachrichten

Diese Impfung könnte das Schlaganfall-Risiko verringern

verfasst von: Veronika Schlimpert

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Eine Herpes-zoster-Impfung könnte Patienten neben ihrer eigentlichen Funktion einen weiteren, bedeutenden zerebrovaskulären Vorteil bringen.

Eine Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus (VZV) kann sich bei Menschen nicht nur als überaus schmerzhafte Neuralgie äußern. Es gibt Hinweise, dass ein Zoster in der Folge mit einem leicht erhöhten kardiovaskulären Risiko einhergeht. Heißt das im Umkehrschluss, dass eine Zoster-Impfung dieses Risiko verringern kann?

Knapp 20% geringeres Schlaganfallrisiko

Eine heute bei der „International Stroke Conference“ vorgestellte Studie spricht für einen solchen positiven Begleiteffekt der Impfung. In dieser Beobachtungsstudie hat sich herausgestellt, dass Menschen, die gegen Zoster geimpft waren, ein um 16% geringeres Schlaganfallrisiko hatten als nichtgeimpfte Kontrollpersonen (Inzidenz: 7,18 vs. 8,45 Fälle pro 1.000 Personenjahre).

Auffällig ist, dass der zu beobachtende Zusammenhang bei Personen im Alter zwischen 66 und 79 Jahren deutlicher ausgefallen war als bei älteren Personen (Risikoreduktion von etwa 20% vs. 10%).

Unsere Ergebnisse könnten Menschen in einem Alter von 50 Jahren oder älter darin bestärken, den Empfehlungen zu folgen und sich gegen Zoster impfen zu lassen, wird der Studienautor Dr. Quanhe Yang aus Atlanta, Georgia, in einer vorab erschienenen Pressemitteilung der American Heart bzw. Stroke Association (AHA/ASA) zitiert. 

Doch warum sollte sich nach einer VZV-Reaktivierung das Schlaganfallrisiko erhöhen? Yang vermutet, dass die durch das Virus induzierten Inflammationsprozesse dafür verantwortlich sein könnten.  

Das sind die Impfempfehlungen in Deutschland

In Deutschland empfiehlt die ständige Impfkommission (STIKO) eine Herpes-zoster-Impfung für alle Personen im Alter von 60 Jahren oder älter. Menschen ab einem Alter von 50 Jahren rät die STIKO ebenfalls dazu, wenn eine gesundheitsgefährdende Grunderkrankung vorliegt, z.B. Immunsuppression, aber auch bei Diabetes oder Niereninsuffizienz.

Als Standardimpfstoff sollte laut STIKO heute der adjuvante Totimpfstoff Shingrix zum Einsatz kommen. In der aktuellen Studie wurde noch der Lebendimpfstoff Zostavax eingesetzt, der in Deutschland seit 2013 verfügbar ist. Der Totimpfstoff bietet eine höhere Schutzwirkung gegen die VZV-Reaktivierung als der Lebendimpfstoff. Ob sich mit diesem damit auch das Schlaganfallrisiko stärker beeinflussen lässt, müssen künftige Studien zeigen.

Klinische Bedeutung?

Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob diese Ergebnisse – wenn sie sich bestätigen lassen –  überhaupt eine klinische Bedeutung haben: Wäre es dann sinnvoll, Menschen noch früher gegen Zoster oder z.B. speziell Personen mit per se erhöhtem Schlaganfallrisiko zu impfen?

Insgesamt haben die Wissenschaftler die zerebrovaskuläre Prognose von über einer Millionen Versicherten (Alter ≥ 66 Jahre), die zwischen 2008 und 2014 eine Zoster-Impfung erhalten haben, mit der von entsprechend vielen Personen ohne Zosterimpfung verglichen.

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Literatur

Yang Q et al. Herpes Zoster Vaccine Live And Risk For Stroke Among Medicare Beneficiaries: Population Based Matched Cohort Study, International Stroke Conference, 20.02.2020 in Los Angeles; Abstract: TP493

Pressemitteilung der AHA/ASA: Shingles vaccine may also reduce stroke risk, veröffentlicht am 12. Februar 2020

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