Kassenmodell

Auszug

Alle waren sie bei der Pressekonferenz des Medizinischen Dienstes des GKV-Spitzenverbandes (MDS): Alle so genannten Leitmedien der Print-, Online- oder Fernsehredaktionen wollten sich über den Nutzen privatärztlicher Zusatzleistungen informieren lassen. Das Modell der Kassen, sich als die wahren Kompetenzzentren und Sachverständigen im Gesundheitssektor darzustellen und zu etablieren, scheint Erfolg zu haben. Doch damit wird der Bock zum Gärtner gemacht. Denn was, so fragt man sich mit gesundem Menschenverstand, soll dabei herauskommen, wenn eine Einrichtung der Gesetzlichen Krankenkassen über Leistungen von Ärzten oder Zahnärzten spricht, die nicht im Kassenkatalog stehen, gleichzeitig aber ihr eigenes inzwischen ja so reichhaltiges Zusatzangebot für ihre Mitglieder nicht auf Evidenz durchleuchtet? Steht ernsthaft zu erwarten, dass die Krankenkassen die sogenannten Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) gut heißen, als brauchbar, wirksam oder gar notwendig erachten? Wohl kaum. Würde das doch ein System ad absurdum führen, das sich selbst als Hüter des Grals der Gesundheitsleistungen auf einem sehr hohen Niveau sieht. IGeL-Leistungen sind aber als privat(zahn)ärztliche Leistungen eingestuft und können somit auch von Kassenpatienten in Anspruch genommen werden. Ob eine Leistung evidenz- oder eminenzbasiert ist, kann, muss aber nichts über ihre Wirksamkeit aussagen. Erst recht nicht bei Leistungen, über die keine ausreichende wissenschaftliche Studienlage herrscht. Gleiches gilt auch für die Zusatzangebote der Kassen selbst. Um die wahren Probleme zu verschleiern und den Menschen weiterhin Sand in die Augen zu streuen, gibt es das alljährliche Eindreschen auf die sogenannten Individuellen Gesundheitsleistungen, als ob in den Arzt- und Zahnarztpraxen der Republik Scharlatanerie und Schamanentum ausgebrochen wäre. Und so steht im „IGeL-Monitor“ der Nutzen der Professionellen Zahnreinigung genauso in Frage wie das Auspendeln von Krankheiten bei Kerzenschein. …