Zusammenfassung
Die hohe Zahl an minderjährigen Flüchtlingen und die vielen Belastungsfaktoren stellen die Minderjährigen mit Fluchterfahrung, aber auch das System der professionellen Helfer vor enorme Herausforderungen. So unterschiedlich und individuell wie die Menschen auf der Flucht, so komplex und breit gefächert sind die Belastungsmomente. Traumatische Erlebnisse im Heimatland, auf der Flucht oder im Ankunftsland und unsichere Umstände im Ankunftsland können zu vielfältigen psychischen Belastungen führen. Aktuelle Zahlen zeigen, dass 25–60 % der Kinder und Jugendlichen mit Fluchterfahrungen psychopathologische Auffälligkeiten zeigen, jedoch lediglich 4 % Zugang zu einem therapeutischen Angebot haben. Dies hat neben individuellen Barrieren (Unwissenheit, Vorurteile und Ängste bei Patienten und Therapeuten, Vermeidungsverhalten) auch strukturelle Gründe (Finanzierung, Sprache, interkulturelle Kompetenz der Therapeuten, Unterversorgung). Zur Arbeit mit dieser Patientengruppe gehören Themen wie interkulturelle Kompetenz, rechtliche Aspekte, die Möglichkeit und Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit, kulturspezifische Diagnostik, (trauma)therapeutische Interventionen und Zusammenarbeit mit Dolmetschern.