Rötung nach Knie-TEP: Hilfe kam aus der Dermatologie

Von zwei Fällen eines nummulären Ekzems nach Knie-TEP berichtet ein Forschungsteam aus New York. Die Verwechslungsgefahr ist groß: Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte hatten zunächst auf eine periprothetische Infektion, eine allergische Reaktion auf das Implantat oder einen Pilz getippt. Wenn die Haut nach einem Kniegelenktotalersatz (Knie-TEP) gerötet erscheint, sollte immer an eine periprothetische Infektion gedacht werden. Nicht in allen Fällen einer Rötung nach Knie-TEP ist jedoch eine invasive Diagnostik angezeigt. Wie bei den beiden betagten Damen aus dem Raum New York, denen nach Hinzuziehen dermatologischer Expertise mit einer simplen topischen Therapie geholfen war. In beiden Fällen war ursprünglich keine Hauterkrankung bekannt. Fall 1: Juckender Ausschlag neben der Narbe Die Knie-TEP lag bei der ersten Patientin, einer 77 Jahre alten Dame, bei Auftreten der Beschwerden bereits fast ein Jahr zurück. Das Kunstgelenk machte an sich keine Probleme, abgesehen von dem juckenden Ausschlag, der an der Knieaußenseite an die Op.-Narbe angrenzte. Im Röntgenbild schien die Prothese gut zu sitzen, es gab auch keinen sichtbaren Erguss. Was auffiel, war jedoch ein erhöhter CRP-Wert (1,5 mg/dl). Die Patientin wurde in der Dermatologie vorgestellt. Dort wurde die Hautläsion als runde, etwa 3 cm große erythematöse schuppige Plaque, begleitet von kleinen Pusteln beschrieben. Wie sich herausstellte, hatte die Patientin die Stelle bereits eigenmächtig mit einer antibiotischen Salbe behandelt, allerdings ohne Erfolg. Eine Pilzinfektion war es auch nicht, das bestätigte die mikroskopische Untersuchung. Für das Team lag damit die klinische Verdachtsdiagnose nummuläres Ekzem nahe. Dass die Ärztinnen und Ärzte richtig lagen, bewies eine probatorische Behandlung mit einer 0,1%igen Triamcinolon-Salbe, woraufhin der Ausschlag binnen kurzer Zeit verschwand. Fall 2: Pilzcreme hatte nicht geholfen Ganz ähnlich war der Verlauf im zweiten Fall, hier handelte es sich um eine 80 Jahre alte Patientin, die sich ebenfalls einer Knie-TEP unterzogen hatte. Ungefähr ein Jahr später war ein juckender Ausschlag am operierten Kniegelenk aufgetreten. Auch hier wurden keine funktionellen Beschwerden berichtet. Die Dame war bereits mehrfach mit oralen und topischen Fungiziden behandelt worden, was den Ausschlag jedoch nicht gebessert hatte. Zum Erfolg führte schließlich die topische Behandlung mit 0,05%iger Halobetasol-Salbe. Nach Yana Kost vom Montefiore Medical Center und ihrem Team liegt die Schwierigkeit beim nummulären Ekzem (NE) nach Knie-TEP in der großen Bandbreite der möglichen Differenzialdiagnosen. Die eventuell ödematöse Hautrötung lasse an eine periprothetische Infektion denken, aufgrund der rundlichen Darstellung komme jedoch auch eine Pilzinfektion, etwa mit Tinea corporis infrage. Differenzialdiagnostisch zu erwägen sei außerdem eine durch das Implantat hervorgerufene Kontaktallergie. Asymmetrische, klar abgegrenzte Rötung Ein Unterscheidungsmerkmal besteht den Forschenden zufolge darin, dass die Rötung beim NE meist asymmetrisch auf einer Seite der Op.-Narbe auftritt. Im Gegensatz zur allergischen Reaktion sei die Läsion meist rundlich und klar abgegrenzt. Die Diagnose werde in der Regel klinisch – eventuell nach Ausschluss einer Pilzinfektion – gestellt. Fälle eines postoperativ aufgetretenen NE wurden in der Literatur bereits mehrfach beschrieben. Als Pathomechanismen werden eine erhöhte Hautspannung während des Eingriffs, eine direkte Schädigung von Blutgefäßen oder die Zerstörung von Lymphbahnen vermutet. Dazu passt laut Kost und ihrem Team, dass zum Beispiel auch NE-Fälle nach starker Gewichtszunahme beschrieben sind. Das Team empfiehlt in jedem Fall eine zeitnahe Abklärung und gegebenenfalls den frühzeitigen Einsatz topischer Kortikosteroide. Bei Trägern orthopädischer Prothesen komme es im Falle eines NE darauf an, sie vor unnötigen antibiotischen Therapien oder invasiven Maßnahmen bis hin zum Revisionseingriff zu schützen.

Springer Medizin

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