HCV-Therapie mit DAA nach LTX weiter im Fokus

Neue Studien stellen eine verbesserte Lebensqualität von Lebertransplantierten fest. Weiterhin werden Risikofaktoren eingeschätzt, die zu Folgeinfektionen oder Komplikationen nach der Lebertransplantation führen können. Viele neue Real-World-Daten der neuen DAA-Therapien aus der „alltäglichen“ Transplantationsmedizin wurden auf der diesjährigen EASL-Tagung präsentiert. In aller Regel zeigte sich eine hohe Effektivität der Sofosbuvir-basierten Therapien (plus Simeprevir oder Daclatasvir) (1-5), darunter auch Daten zu HIV-koinfizierten Patienten (6). Von einer DAA-Monotherapie (Sofosbuvir/Ribavirin) wurden dagegen erhöhte Relapseraten berichtet (7-8). Bei allgemein berichteter exzellenter Verträglichkeit mahnt eine französische multizentrische Studie zur Vorsicht wegen einer transienten z. T. aber irreversiblen Nierendysfunktion unter Sofosbuvir-basierter DAA-Therapie (9). Abschätzung und Beeinflussung von Risikofaktoren für den postoperativen Verlauf Bosentan beeinflusst prä-LTX die portopulmonale Hypertension günstig (10-11); das hepatopulmonale Syndrom ist in aller Regel post-LTX reversibel und beeinflusst nicht die Mortalität nach LTX (12-13). Prädisponierende Faktoren und Prädiktoren für kardiovaskuläre Ereignisse – eine der wichtigsten Ursachen für die Post-LTX-Mortalität – sind präexistente kardiovaskuläre Erkrankungen bei Männern, Diabetes, HLP und Niereninsuffizienz (14); Infektionen während der Wartezeit stellen ein 6-fach erhöhtes Mortalitätsrisiko dar (15). Standardisiertes – der Situation angepasstes – körperliches Training könnte ein wichtiger Ansatz zur Verbesserung der kardiopulmonalen Reservekapazität von Zirrhosepatienten auf der Warteliste darstellen (16). Die Bestimmung präformierter oder neu aufgetretener spenderspezifischer Antikörper rückt in den Fokus der Transplantationsimmunologie und könnte auch im Falle der LTX eine Rolle bei der Rejektion und beim Transplantat- und Patientenüberleben spielen (17). Post-LTX-Beobachtungen von der EASL-Tagung Neben der Verbesserung der Überlebensrate ist die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten ein essenzielles Ziel der Lebertransplantation. Eine Analyse der Lebensqualität post-LTX für verschiedene Indikationsstellungen ergab einen allgemeinen Trend zu einer deutlichen Verbesserung ein Jahr nach der Transplantation (18). Dieser Effekt war nicht über alle Indikationen gleichmäßig verteilt und sank nach 3–6 Jahren wieder ab. Ziel der Studie von Aberg E et al. war die Analyse der Häufigkeit von neu aufgetretenen Krebserkrankungen im Verlauf nach einer Lebertransplantation bei 583 Patienten des Nordic Liver Transplant Registry (19). Die deutliche Abnahme der Malignominzidenz im Laufe der letzten beiden Dekaden 1990–2013 war ein bemerkenswertes Ergebnis, das nicht zuletzt aufgrund der verbesserten Nachsorge und der Entwicklung neuer Immunsuppressionskonzepte zustande kommt. Die Suche nach immunsuppressiven Strategien mit niedriger Toxizität dauert derzeit noch an. In der von Conti et al. präsentierten prospektiven, multizentrischen, randomisierten Studie mit 6 Monaten Nachbeobachtung wurde die Kombination Everolimus/Mycophenolat/Tacrolimus (stufenweise reduziert und nach 12–16 Wochen abgesetzt)/Corticoid gegen Tacrolimus/Mycophenolat/Corticoid verglichen (20). Eine erhöhte Rate an Studienabbrüchen im Falle der Everolimus-Kombination lässt diese Therapie nicht als geeignet erscheinen. LTX bei schweren neurologischen Formen von Morbus Wilson Die multizentrische französische Studie von Sobesky schildert die Erfahrungen bei 15 Wilson-Patienten, die wegen verschiedener schwerer neurologischer Komplikationen ohne Besserung auf medikamentöse Therapie im Zeitraum 2002–2015 lebertransplantiert wurden (21). Die Lebertransplantation ist nach diesen Daten im Einzelfall bei Verschlechterung der neurologischen Symptome trotz medikamentöser Behandlung eine wirksame, gute Behandlungsoption, auch bei fehlender Dekompensation der Leberfunktion. Fazit und Praxisrelevanz Die Therapierbarkeit der HCV-Infektion nach Lebertransplantation im Real Life durch die DAA-Behandlung konnte bestätigt werden. Die konsequente Abklärung und Beeinflussung von kardiovaskulären Risikofaktoren bei Wartelistenpatienten (inklusive gezieltem körperlichem Training) hat eine enorme Bedeutung für den postoperativen Verlauf. Literatur Antolin GS et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S538 (FRI-453). O`Leary JG et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S540 (FRI-457). Dharancy S et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S551 (FRI-483). Plaza MMS et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S547 (FRI-474). Reddy KR et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S783 (SAT-189). Aguilera V et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S552 (FRI-486). Carrai P et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S549 (FRI-479). Martini S et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S535 (FRI-445). Anty R et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S550 (FRI-481). Risso A et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S531 (FRI-436). Savale L et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S545 (FRI-471). Duenas E et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S536 (FRI-447). Duenas E et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S536 (FRI-448). De Luca L et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S545 (FRI-469). Alferink L et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S272 (THU-350). Wallen MP et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S548 (FRI-476). Willuweit K et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S544 (FRI-467). Karam V et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S552 (FRI-487). Åberg F et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S216 (LBP509). Conti F et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S152 (PS035). Sobesky R et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S153 (PS037). Daten, Ergebnisse und Kommentare zu den genannten Quellen (1-21) werden auf der Homepage der Hepatitis Akademie unter EASL 2016: Lebertransplantation ausführlich vorgestellt. Mehr Beiträge vom EASL-Kongress 2016 finden sie in unserem Kongressdossier. Weitere Informationen Mehr zum Thema finden Sie auch unter www.hepatitis-akademie.de. Auf www.hepatitis-akademie.de finden Sie darüber hinaus weitere Beiträge der Hepatitis Akademie zu anderen hepatologischen Themen von der EASL2016 und früheren Kongressen, teilweise auch als eBook verfügbar. Alle Angebote sind kostenfrei.

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