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Erschienen in: HNO 9/2023

08.07.2023 | Chronische Otitis media | Leitthema

Gesundheitsbezogene Lebensqualität bei der chronischen Otitis media – Messmethoden und deren Anwendung bei chirurgischen Therapien

verfasst von: David Bächinger, Marcus Neudert, Stefan Dazert, Christof Röösli, Alexander Huber, Robert Mlynski, PD Dr. med. Nora M. Weiss

Erschienen in: HNO | Ausgabe 9/2023

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Zusammenfassung

Hintergrund

Die chronische Otitis media (COM) kann durch Symptome wie Otorrhö, Schmerzen, Hörminderung, Tinnitus oder Schwindel zu einer erheblichen Beeinträchtigung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (Health-Related Quality of Life, HRQoL) führen. In den letzten Jahren entstand ein zunehmendes Interesse an der standardisierten Erhebung der HRQoL mit erkrankungsspezifischen Fragebögen (Patient-Reported Outcome Measure, PROM). Mit validierten PROM kann die HRQoL bei der COM systematisch gemessen werden und ergänzt so (semi)objektive Ergebnisparameter wie z. B. den audiometrisch erhobenen Hörverlust. Auf Deutsch existieren 2 erkrankungsspezifische validierte PROM für die COM, der Chronic Otitis Media Outcome Test (COMOT-15) und das Zurich Chronic Middle Ear Inventory (ZCMEI-21), welche in den letzten Jahren zunehmende Verbreitung gefunden haben.

Fragestellung

Die vorliegende narrative Übersichtsarbeit zeigt den gegenwärtigen Stand der Untersuchung der HRQoL bei der COM und deren chirurgischen Therapien auf.

Ergebnisse und Schlussfolgerung

Der wichtigste Einflussfaktor auf die HRQoL bei der COM ist das Hörvermögen. Durch eine chirurgische Therapie kommt es bei der COM mit oder ohne Cholesteatom i. d. R. zu einer klinisch relevanten Verbesserung der HRQoL. Im Fall einer COM mit Cholesteatom korreliert dessen Ausdehnung allerdings nicht mit der HRQoL. Während die HRQoL in der Indikationsstellung der chirurgischen Therapie bei einer COM mit Cholesteatom sekundär ist, spielt sie eine wichtige Rolle bei relativen Operationsindikationen, beispielsweise bei einer symptomatischen offenen Mastoidhöhle („Radikalhöhle“). Insgesamt sind präoperativ sowie während der Nachsorge regelmäßig angewendete erkrankungsspezifische PROM wichtige Instrumente zur Beurteilung von Therapien der COM sowohl beim einzelnen Patienten als auch in wissenschaftlichen Studien oder im Rahmen eines Qualitätsmonitorings.
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Fußnoten
1
Außerdem ermöglich die MCID die Fallzahlberechnung in klinischen Studien. Um beispielsweise die Änderung der Lebensqualität mit dem ZCMEI-21 in einer Kohorte von COM-Patienten zu untersuchen – z. B. vor und nach einer chirurgischen Intervention –, wird bei einem Signifikanzniveau von α = 0,05 eine Fallzahl von n = 75 benötigt, um mit einer Power von 80 % einen Unterschied von minimal 5 Punkten zu detektieren (gepaarter t‑Test, Standardabweichung: 15).
 
2
Angesichts dieser starken Korrelationen kann eine Umrechnung von einem Fragebogen in den anderen in ausgewählten Situationen gerechtfertigt sein, z. B. um Daten zwischen verschiedenen medizinischen Zentren zu vergleichen oder um den entsprechenden Score-Wert des anderen Fragebogens zu schätzen. Die Gesamtscores von COMOT-15 und ZCMEI-21 können mit folgenden Formeln konvertiert und so vergleichbar gemacht werden [33]: \(\text{Gesamtscore}_{\text{ZCMEI}-21}=0.57\times \text{Gesamtscore}_{\text{COMOT}-15}+4.5\); GesamtscoreCOMOT − 15 = 1.75 × GesamtscoreZCMEI − 21 − 8.1.
 
3
Cronbach‑α ist ein zentraler statistischer Kennwert von PROM. Cronbach‑α misst die „interne Konsistenz“, ein Maß der Reliabilität des Fragebogens. Ein Cronbach‑α von ≥ 0,7 zeigt eine ausreichende interne Konsistenz an, wobei hohe Werte > 0,9 auf eine Redundanz unter den einzelnen Fragen hinweisen [20, 43].
 
4
Es wurden 3 chirurgische Techniken zur operativen Sanierung eines Cholesteatoms verglichen: 1. Zugang durch den äußeren Gehörgang; 2. kombinierter Zugang durch den Gehörgang und transmastoidal, ohne Resektion der posterioren Gehörgangswand; 3. offene Technik mit Resektion der posterioren Gehörgangswand und primärer Mastoidhöhlenobliteration.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Gesundheitsbezogene Lebensqualität bei der chronischen Otitis media – Messmethoden und deren Anwendung bei chirurgischen Therapien
verfasst von
David Bächinger
Marcus Neudert
Stefan Dazert
Christof Röösli
Alexander Huber
Robert Mlynski
PD Dr. med. Nora M. Weiss
Publikationsdatum
08.07.2023
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
HNO / Ausgabe 9/2023
Print ISSN: 0017-6192
Elektronische ISSN: 1433-0458
DOI
https://doi.org/10.1007/s00106-023-01324-8

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