Chirurgische Instrumente für Frauenhände schlecht geeignet

Laut einer britischen Umfrage sind chirurgische Instrumente für minimalinvasive Eingriffe vor allem für Frauenhände oft zu groß. Aber auch bei Männern waren Probleme mit dem „Werkzeug“ häufig. Fast die Hälfte der Befragten hatte kompensatorische Strategien entwickelt, um ergonomische Defizite auszugleichen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Chirurgische Instrumente sind nicht für kleine Hände ausgelegt. Besonders Frauen mit Handschuhgröße 6 (oder noch kleiner) tun sich schwer, die meist nur in einer Standardgröße erhältlichen Werkzeuge zu handhaben. Wie eine von den Nottingham University Hospitals durchgeführte Studie zeigt, machen vor allem Nadelhalter und Instrumente mit Ratschengriff Probleme, wenn die Hand nicht ziemlich genau der Norm entspricht. 58 Chirurginnen und Chirurgen befragt Mitgemacht an der Befragung hatten 58 chirurgisch Tätige aus zwei britischen Zentren, darunter 17 Frauen. Die Handschuhgrößen reichten von 6 bis 8 (median 7,5). Beurteilt werden sollten speziell Instrumente für minimalinvasive chirurgische Eingriffe. Das Team um Sophie Green, pädiatrische Chirurgin an der Uniklinik Nottingham, hatte zu diesem Zweck extra einen Fragebogen entwickelt, in dem folgende Problempunkte abgefragt wurden: Schwierigkeiten bei der Anwendung, Druckstellen an den Händen, Ermüdung bzw. Kraftverlust der Hand, Schmerzen oder Unbehagen im Handgelenk, Entwicklung von Kompensationstechniken. Mit kleinen Händen häufiger Probleme Das wenig überraschende Ergebnis: Wer tendenziell kleinere Hände und kürzere Finger hatte, kämpfte häufiger mit Problemen im Umgang mit den Instrumenten. Dabei schien es vor allem auf die Länge des Zeigefingers anzukommen, gar nicht dagegen auf die Daumenlänge. Ausnahmslos alle Befragten gaben an, die Hand würde während des minimalinvasiven Eingriffs mehr oder weniger stark ermüden. In 84% taten bestimmte Stellen weh, 69% gaben allgemein Probleme mit dem Handling der Instrumente und Laparoskopiegeräte an. In den Worten der Teilnehmenden klang das zum Beispiel so: „Instrument zu steif, um es einhändig zu bedienen.“ „Schwierigkeiten beim Rotieren – nicht genug Kraft in den Fingern.“ „Es ist schwer, am Rädchen zu drehen, ohne meinen Griff anzupassen und am Instrument zu wackeln.“ Vielfach wurde moniert, dass die Instrumente „zu groß sind, um sie normal zu greifen“, sich „groß und unhandlich“ anfühlten oder „überwiegend für Männerhände designt“ seien. Ein Befragter schrieb: „Ich glaube nicht, dass die Instrumente überhaupt ergonomisch konzipiert wurden, egal für wen“. Konkret beschrieben 22% Probleme mit Nadelhaltern und 19% Probleme mit dem Ratschengriff eines Instruments. Techniken zur Kompensation 25 Teilnehmende hatten spezielle Techniken entwickelt, um Probleme zu umgehen. So wurde zum Beispiel das Instrument bevorzugt beidhändig gehalten, zumindest wenn man assistierte, oder es wurden Assistenten hinzugezogen, um beim Halten zu unterstützen. Viele vermieden es auch, die Finger durch die vorgesehenen Löcher zu stecken und hielten das Instrument nur mit der Handfläche. Unzureichende Ergonomie Das Forscherteam hatte sich die Mühe gemacht, die Finger aller Teilnehmenden genau zu vermessen. Dabei fiel auf, dass die genannten Kompensationsstrategien wenig mit den Fingerlängen zu tun hatten. Allerdings schienen Personen mit kurzen Fingern schneller zu ermüden und häufiger schmerzende Stellen zu entwickeln als solche mit längeren Fingern. In diesem Zusammenhang weisen Green und ihre Kollegen darauf hin, dass Symptome einer Neurapraxie im Zusammenhang mit laparoskopischen Eingriffen als „Arbeitsunfall“ anerkannt werden könnten. Das Fazit des Teams: „Chirurginnen und Chirurgen mit kleineren Händen leiden mehr als solche mit großen Händen.“ In der Studie hätten allerdings die meisten Beteiligten Schwierigkeiten gehabt, was insgesamt auf eine unzureichende Ergonomie der Instrumente hinweise. Dies könne sich nicht nur auf die Operierenden selbst auswirken, sondern auch auf die Dauer und technische Effizienz der von ihnen vorgenommenen Operationen. „One size fits all“ nicht mehr zeitgemäß Der Appell von Green et al. geht an die Hersteller: „Verschiedene Größen würden wahrscheinlich das Risiko für Probleme im Umgang mit Instrumenten für die minimalinvasive Chirurgie reduzieren.“ Damit wäre auch dem zunehmenden Frauenanteil in diesem Bereich gedient. In der Studie sei der kürzeste Zeigefinger 65 mm lang gewesen, der längste dagegen 87 mm. Es sei daher offensichtlich, dass ein einziges Standardmodell nach dem Motto „one size fits all“ nicht mehr den Anforderungen entspreche. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirken sich unterschiedliche Abmessungen der Hände von Chirurginnen und Chirurgen auf Probleme im Umgang mit chirurgischen Instrumenten, speziell bei minimalinvasiven Eingriffen, aus? Antwort: Von 58 Teilnehmenden hatten diejenigen mit kleineren Händen mehr Probleme als die mit großen Händen. 84% aller Befragten taten beim Operieren bestimmte Stellen weh, 69% gaben allgemein Probleme mit dem Handling an. Fast die Hälfte hatte Kompensationsstrategien entwickelt, dies hing jedoch nicht mit der Größe der Hand zusammen. Bedeutung: Unterschiedliche Handgrößen und Fingerlängen, aber auch ergonomische Aspekte sollten beim Design chirurgischer Instrumente stärker berücksichtigt werden. Einschränkung: Beobachtungsstudie, geringe Teilnehmerzahl; selbstentwickelter Fragebogen; subjektive Kriterien; Instrumente nicht einzeln bewertet.

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