Topische Therapie bei Morbus Bowen nicht schlechter als Exzision

In einer randomisierten Studie mit Morbus-Bowen-Patienten war eine Behandlung mit 5-Fluorouracil-Creme der chirurgischen Exzision in puncto Rezidive nahezu ebenbürtig. Das Autorenteam hält die operative Therapie für möglicherweise überzogen und rät, auch wegen der besseren kosmetischen Ergebnisse, zur nichtinvasiven Behandlung mit der Creme. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Da der Morbus Bowen sich oft an exponierten Hautarealen manifestiert, sind kosmetische Aspekte bei der Therapie nicht unwichtig, umso mehr, als es sich um eine nichtinvasive Form von Hautkrebs mit sehr hohen Heilungschancen handelt. Die wirksamste Therapie ist ohne Zweifel die Exzision des betroffenen Hautareals, wobei ein Sicherheitsabstand von 5 mm empfohlen wird. Die dabei entstehenden Narben sind für die Patienten und Patientinnen allerdings oft nur bedingt akzeptabel, viele würden, falls ihre Gesundheit dadurch nicht relevant gefährdet wird, eine nichtinvasive Therapie bevorzugen. Drei Methoden im Vergleich Dr. Shima Ahmady von der Universität Maastricht und ihr Team haben nun drei Methoden zur Behandlung des Plattenepithelkarzinoms in situ verglichen: die chirurgische Exzision mit 5-mm-Sicherheitsabstand, eine topische Behandlung mit einer 5%igen 5-Fluorouracil(5-FU)-Creme (zweimal täglich über vier Wochen) sowie eine zweimalige photodynamische Therapie (Abstand der Sitzungen eine Woche) mit Methylaminolävulinsäure (MAL-PDT). Die Teilnehmenden waren Erwachsene mit histologisch bestätigtem M. Bowen, wobei die zu behandelnde Läsion zwischen 4 und 40 mm groß sein musste. Von den insgesamt 250 Erkrankten wurden 84 der Exzision zugelost, 82 der 5-FU-Behandlung und 84 der MAL-PDT. Ausgewertet werden konnten allerdings nur die Daten von 232 Teilnehmenden. Das Ergebnis der jeweiligen Intervention wurde nach zwölf Monaten begutachtet, dabei wurde beim geringsten Anzeichen eines Rezidivs eine Stanzbiopsie durchgeführt und diese histologisch untersucht. 5-FU bei Rezidiven nicht unterlegen Rezidivfrei laut Intention-to-Treat-Analyse waren zum Zeitpunkt der Nachbeobachtung 97,4% der Exzisionsgruppe, 85,7% derjenigen mit 5-FU-Behandlung und 82,1% der mit PDT Behandelten. Die Anteile in der Per-Protokoll-Analyse fielen ähnlich aus, mit 97,2%, 86,9% und 81,6%. Zwischen 5-FU und Exzision ergab sich in der ITT-Analyse ein Unterschied von median 11,7%. Dieser war zwar signifikant, bewegte sich aber laut Definition der Studienautoren noch im Spielraum für „nicht unterlegen“. Die MAL-PDT dagegen war gegenüber der Exzision sowohl signifikant weniger wirksam als auch definitionsgemäß unterlegen. Kosmetisches Resultat „gut bis exzellent“ Das kosmetische Resultat wurde sowohl nach 5-FU-Therapie als auch nach MAL-PDT häufiger als „gut bis exzellent“ bewertet als nach Exzision, und zwar sowohl aus Sicht der Studienärzte als auch aus Patientensicht. Schwere Nebenwirkungen wurden nach keiner der Behandlungen berichtet. Rötungen gab es vor allem nach MAL-PDT (49%), aber auch nach 5-FU-Behandlung (34%), Schwellungen traten eher selten auf. Beide nichtinvasiven Gruppen hatten es außerdem mit Krustenbildung zu tun (37% bzw. 24%). Die Studie sei die erste gewesen, die in einem randomisierten Design 5-FU-Creme und MAL-PDT bei M. Bowen direkt verglichen habe, so Ahmady und Kollegen. Beide nichtinvasiven Behandlungsmethoden seien im Endeffekt weniger wirksam gewesen als die chirurgische Exzision. Wolle man eine dieser Maßnahmen empfehlen, hieße das, dass man bereit sei, eine Einbuße bei der Wirksamkeit zu akzeptieren. Bei Einsatz der MAL-PDT habe diese Diskrepanz im Einzelfall bis zu 24% betragen, während die Wirkung nach Anwendung der 5-FU-Creme gegenüber der Exzision nur um maximal 19% geringer ausgefallen sei. Mit Exzision überbehandelt? „Beim M. Bowen handelt es sich um eine langsam wachsende Neoplasie, die auf die Epidermis begrenzt ist“, so Ahmedy und ihr Mitforschenden. Eine Exzision mit einem 5-mm-Sicherheitsabstand könne in diesem Fall durchaus als Überbehandlung betrachtet werden. Das gelte umso mehr, als etwaige Rezidive frühzeitig und leicht erkennbar seien und dann gegebenenfalls unkompliziert entfernt werden könnten. Da die Erkrankung nicht lebensbedrohlich sei und eine gute Prognose haben, lasse sie Spielraum für die Berücksichtigung von Präferenzen bei der Therapiewahl seitens der Patienten. Das Fazit der Forschungsgruppe lautet: 5-Fluorouracil sollte bei der Behandlung des M. Bowen die bevorzugte Option sein, vor chirurgischer Behandlung und MAL-PDT. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wirksamkeit von 5-Fluorouracil-Creme, photodynamischer Therapie mit Methylaminolävulinsäure (MAL-PDT) und chirurgischer Exzision bei Morbus Bowen. Antwort: In einer randomisierten Studie erwies sich die Behandlung mit 5-FU-Creme als der Exzision nicht unterlegen. Für die MAL-PDT traf das nicht zu. Das kosmetische Ergebnis war bei den beiden nichtinvasiven Behandlungen jeweils besser als nach der operativen Entfernung. Bedeutung: Die 5-FU-Behandlung sollte den Autoren zufolge gegenüber der Exzision und der MAL-PDT bevorzugt werden. Einschränkung: Die Hälfte der primär ausgewählten Patienten hatte die Teilnahme abgelehnt; Nachbeobachtung maximal ein Jahr; einige Patienten waren während der Studie von der MAL-PDT-Gruppe bzw. der Exzisionsgruppe zur 5-FU-Gruppe übergewechselt.

Springer Medizin

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