Schon bei mittelschwerer PAVK drohen schwere Komplikationen

PAVK-Patienten haben bereits im Stadium der Claudicatio intermittens ein erhebliches Risiko für Amputation und Tod. Es trifft besonders diejenigen, die zugleich an Diabetes und/oder KHK leiden, wie aus Daten der Barmer-GEK hervorgeht. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. In den Industrienationen hat die Inzidenz der PAVK in den letzten beiden Jahrzehnten stark zugenommen. Entstehung und Voranschreiten der peripheren Durchblutungsstörung werden durch KHK und Diabetes gefördert. Beide Erkrankungen sind laut einer Studie der Universitätsklinik Münster oft bereits in leichten bis mittelschweren Stadien der PAVK vorhanden und auch dort schon mit einer besonders schlechten Prognose verbunden. Diabetes verdoppelt Amputationsrisiko Die Ärzte um Philipp Stalling haben den Einfluss von KHK und Diabetes retrospektiv anhand von Daten der Barmer GEK aus den Jahren 2009–2011 untersucht. In diesem Zeitraum waren rund 21.200 Versicherte mit einer PAVK im Rutherford-Stadium 1–3, also mit Claudicatio intermittens, aber noch ohne Ruheschmerz, in einem Krankenhaus behandelt worden. 25,3% von ihnen hatten gleichzeitig eine KHK, 23,5% einen Diabetes und 8,2% KHK und Diabetes. Außer älteren wiesen auch männliche Patienten häufiger diese Begleiterkrankungen auf. Revaskularisationseingriffe, operativ oder interventionell, wurden während des Indexaufenthalts im Krankenhaus seltener durchgeführt, wenn die Patienten außer der PAVK auch an KHK und/oder Diabetes litten. Obwohl die Patienten noch keine schwere PAVK hatten, wurde bei 0,5% eine Amputation vorgenommen. Durch das Vorliegen eines Diabetes wurde das Risiko dafür auf das 1,7-Fache erhöht; eine KHK war dagegen unerheblich für die Amputationsrate. 0,4% der Patienten starben während des Krankenhausaufenthalts; mit einer begleitenden KHK war die Sterblichkeit deutlich höher: 0,6% mit KHK allein und 1,1% mit KHK plus Diabetes. KHK erhöht Kurz- und Langzeitmortalität Innerhalb der Nachbeobachtungszeit von bis zu vier Jahren (und median gut zwei Jahren) mussten sich 3,1% der Patienten einer Amputation unterziehen. Auch hier erwies sich ein Diabetes als unabhängiger Risikofaktor, der das Risiko mehr als verdoppelte. 11,5% aller PAVK-Patienten starben während des Follow-up. Die Langzeitmortalität wurde durch eine KHK wie durch einen Diabetes erhöht, das höchste Sterberisiko hatten Patienten mit beiden Begleitkrankheiten, es war 1,8-mal so hoch wie bei alleiniger PAVK. „PAVK-Patienten sind bei Vorliegen von KHK und/oder Diabetes schon in leichten bis mittelschweren Stadien vermehrt gefährdet, eine Amputation zu benötigen oder zu sterben“, konstatieren Stalling und Kollegen. Es bleibe daher außerordentlich wichtig, eine PAVK im Frühstadium zu erkennen und die Risikofaktoren konsequent zu behandeln. Ob im Stadium der Claudicatio bereits Revaskularisationsmaßnahmen notwendig sind, könne infrage gestellt werden. Laut Stalling und Kollegen gibt es aber einen Trend zu einer Zunahme von Wiedereröffnungseingriffen, der offenbar dazu führe, dass das betroffene Bein häufiger gerettet werde. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welchen Einfluss haben KHK und/oder Diabetes auf die Prognose von Patienten mit Claudicatio intermittens? Antwort: Eine KHK ist bei Claudicatiopatienten mit einer erhöhten Sterblichkeit, ein Diabetes vor allem mit einer höheren Amputationsrate verbunden. Bedeutung: Schon in frühen PAVK-Stadien besteht vor allem bei begleitender KHK und/oder Diabetes ein beträchtliches Risiko für schwere Komplikationen. Einschränkung: Retrospektive Studie; KHK und Diabetes möglicherweise unterdiagnostiziert; keine Angaben von Gründen für Therapiemaßnahmen.

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