Subluxation des Radiusköpfchens – eine klinische Diagnose

Eine Radiusköpfchen-Subluxation wird in der Regel klinisch diagnostiziert. Frakturen werden dabei einer aktuellen US-Studie zufolge selten übersehen. Die Untersuchung lässt zudem Anhaltspunkte dafür erkennen, bei welchen Kindern besondere Vorsicht geboten ist. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Radiusköpfchen-Subluxation, auch bekannt als „Kindermädchen-Ellenbogen“ bzw. „Nursemaid’s Elbow“, ist eine der häufigsten Verletzungen von Kindern unter vier Jahren. Mit Daten der Pediatric Health Information System(PHIS)-Datenbank haben Katia Genadry vom Children’s Hospital Boston und Kollegen in einer multizentrischen retrospektiven Kohortenstudie jetzt untersucht, wie häufig bei null- bis zehnjährigen Notfallpatienten, bei denen die Diagnose „Radiusköpfchen-Subluxation“ gestellt wurde, eine Fraktur übersehen wurde und welche Faktoren dazu führten. Analysiert wurden die Daten von 77.265 Kindern mit 88.466 Konsultationen in 45 US-amerikanischen Kinderkliniken zwischen 2010 und 2018. Bei 28,5% der Konsultationen war eine Röntgendiagnostik erfolgt, allerdings mit sehr unterschiedlicher Häufigkeit in den einzelnen Kliniken. Die meisten bildgebenden Untersuchungen im Rahmen der Erstkonsultation wurden bei Kindern unter einem Jahr und ab vier Jahren durchgeführt. Primärer Endpunkt der Studie war die Häufigkeit von Frakturen, die innerhalb von sieben Tagen nach der Erstdiagnose festgestellt wurden. Knapp ein Drittel der Kinder wurde mit Ibuprofen oder Paracetamol behandelt, 2,5% mit Opioiden. Bei 3 von 1000 Kindern Fraktur primär nicht erkannt Der Analyse zufolge wurde eine Radiusköpfchen-Subluxation überwiegend bei Mädchen (59%) und am linken Arm (60%) diagnostiziert. Wie sich bei einem erneuten Arztbesuch innerhalb von sieben Tagen herausstellte, war bei 0,3% der Kinder eine vorhandene Fraktur der oberen Extremität zunächst übersehen worden. Bei mehr als der Hälfte dieser Patienten (59,5%) wurde nachträglich eine Ellenbogenfraktur diagnostiziert, gefolgt von Frakturen an Unterarm oder Handgelenk (24,7%), Schulter und Schlüsselbein (13,4%) sowie Hand bzw. Fingern (3,2%). Die Frakturen waren vor allem dann nicht auf Anhieb erkannt worden, wenn die Patienten älter als sechs Jahre waren (0,9%; Odds Ratio, OR 2,32 gegenüber Ein- bis Dreijährigen), wenn beim ersten Arztkontakt geröntgt worden war (OR 2,52) oder wenn sie Paracetamol oder Ibuprofen eingenommen hatten (OR 1,54). Bei rund 9% der Kinder mit Radiusköpfchen-Subluxation kam es innerhalb von zwei Jahren zu einem Rezidiv. Hiervon waren vor allem Kinder unter zwei Jahren betroffen. Zwar sei die Subluxation des Radiusköpfchens in der Regel eine klinische Diagnose, so Genadry und Kollegen, bei entsprechenden Beschwerden müsse man aber auch an eine Ellenbogenfraktur oder Frakturen beispielweise der Schulter oder des Handgelenks denken. Die Studienbefunde wiesen auf die Wichtigkeit einer sorgfältigen körperlichen Untersuchung hin, da Schmerzen bei kleinen Kindern häufig nicht genau lokalisiert werden könnten. Außerdem steige bei älteren Kindern das Frakturrisiko. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen Genadry und Kollegen zufolge die Notwendigkeit einer stärkeren Standardisierung bei der Versorgung von Kindern mit Verdacht auf Radiusköpfchen-Subluxation. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie häufig stellt sich bei Kindern nach der Erstdiagnose „Radiusköpfchen-Subluxation“ heraus, dass eine Fraktur übersehen wurde, und welche Faktoren beeinflussen dies? Antwort: Bei 0,3% der Kinder mit diagnostizierter Radiusköpfchen-Subluxation wurde eine Fraktur übersehen – besonders häufig bei älteren Kindern, wenn beim ersten Besuch geröntgt wurde oder wenn die Kinder unter Schmerztherapie standen. Bedeutung: Obwohl die Diagnose einer Radiusköpfchen-Subluxation generell klinisch gestellt wird, sollte dies vor allem bei älteren Kindern mit besonderer Sorgfalt geschehen. Einschränkung: Patientencharakteristika liegen nur in begrenztem Rahmen vor, und die Daten stammen ausschließlich aus einer Einrichtung der Notfallversorgung.

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