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Erschienen in: Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie 6/2020

Open Access 19.02.2020 | Sarkoidose | Übersichten: Arbeitsmedizin

Angiotensin Converting Enzyme (ACE) – ein Marker in der Diagnostik der Sarkoidose

verfasst von: Dr. med. N. Zulauf, K. Passek, E. Wanke, G. M. Oremek

Erschienen in: Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie | Ausgabe 6/2020

Zusammenfassung

Die Bestimmung von ACE im Serum oder Heparinplasma stellt einen wesentlichen Bestandteil der Diagnostik, Verlaufskontrolle und Therapieüberwachung von benignen Lungenerkrankungen dar. ACE ist ein Marker, der bei Sarkoidose wertvolle Aussagen zur Diagnosefindung ermöglicht. Hier zeichnet er sich durch hohe Sensitivität und Spezifität aus.
Die Sarkoidose (Morbus Boeck, Granulomatose) gehört zu den entzündlichen Erkrankungen, die den gesamten Körper betreffen können. Dabei entwickeln sich im Bindegewebe mikroskopisch kleine Knötchen (Granulome). Am häufigsten sind die Lymphknoten und die Lunge (Abb. 1) befallen [1, 2, 8, 11].
Im Serum lassen sich erhöhte ACE-Konzentrationen feststellen. Dies wird auch zur Verlaufskontrolle und zum Therapiemonitoring herangezogen. In Phasen von hoher Krankheitsaktivität ist außerdem die Blutsenkungsgeschwindigkeit erhöht – ein Wert, der für Entzündungsreaktionen spricht.
Die Diagnosesicherung erfolgt durch eine Röntgenaufnahme der Lunge sowie durch Lungenfunktionstests [11]. Ebenso trägt die Bestimmung von ACE mit den Referenzwert übersteigenden Konzentrationen zur Diagnosebestätigung bei und signalisiert das Vorliegen einer Sarkoidose.

Indikation zur ACE-Bestimmung

Die Indikation zur Bestimmung von ACE im Rahmen diagnostischer Maßnahmen ist u. a. gegeben bei [1, 2, 8, 1115]:
  • Verdacht auf granulomatöse Lungenerkrankung
  • Verlaufs- und Therapiekontrolle bei Sarkoidose
  • Differenzialdiagnose unklarer Lungenherde
  • Therapie und Nachsorge von Lungenerkrankungen
  • Früherkennung eines Rezidivs
  • Früherkennung bei Risikogruppen

Biochemie von ACE

Das Angiotensin Converting Enzyme (ACE) ist ein Bestandteil des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems. Das Enzym stellt eine Dipeptidylcarboxypeptidase dar, die physiologischerweise vom Angiotensin I das Dipeptid Histidyl-L-Leucin abspaltet, wodurch das stark vasokonstriktorische Angiotensin II entsteht. ACE ist mit der Kininase II identisch, die zu einer Spaltung von Bradykinin in unwirksame Peptide führt. Das stark glykosylierte Enzym liegt in 3 Isoformen vor. Bei Gesunden finden sich seine höchsten Konzentrationen membrangebunden an den Endothelzellen von Lunge und Niere [1215].
Es handelt sich um eine Zink-Metalloprotease mit einem Molekulargewicht von 150–170 kDa.

Bestimmung von ACE

Serum- und Heparinplasma sollten standardmäßig als Untersuchungsmaterial für die ACE-Bestimmung verwendet werden, wohingegen EDTA-, Oxalat- oder Citratplasma nicht geeignet sind, da diese zu falsch-niedrigen ACE-Konzentrationen führen können. Die Messungen sind sehr temperaturanfällig und sollten daher direkt nach der Blutentnahme vollzogen werden.
Die Konzentration des ACE wird photometrisch gemessen [9, 10].
Der Referenzbereich der ACE-Konzentration liegt bei Kindern und Erwachsenen in folgenden Bereichen (U/l – Enzymeinheit [U] pro Liter):
  • Kinder (6 Monate bis 17. Lebensjahr): 29,00–112,00 U/l
  • Erwachsene: 16,00–85,00 U/l

Exkurs: ACE und Tabakrauch

Rauchen führt bei beiden Geschlechtern zu einer von der Tabakexposition abhängigen proportionalen ACE-Erhöhung. Grund hierfür ist, dass die oxydative und toxische pulmonale Belastung durch die im Tabakrauch enthaltenen Substanzen zu einer Mitbeteiligung des Endothels führen, was die Erhöhung der ACE-Aktivität im Serum und Plasma zur Folge hat. Möglicherweise geht diese erhöhte Enzymaktivität einer funktionell erfassbaren Veränderung des Lungengewebes voraus [37].

Ausblick

Werden die unterschiedlichsten Aspekte der arbeitsmedizinischen Vorsorge (z. B. Eignungs‑, Einstellungs- oder Vorsorgeuntersuchungen sowie bestimmte Empfehlungen), wie sie aktuell im Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie publiziert und diskutiert werden, betrachtet, so wird klar, dass ACE-Bestimmungen keine Berechtigung im Rahmen von iGeL-Leistungen bzw. Managerchecks im Kontext der Arbeitswelt haben, wohl aber im Bereich der Diagnostik von granulomatösen Lungenerkrankungen.

Fazit für die Praxis

  • Erhöhte ACE-Werte findet man u. a. bei: granulomatösen Lungenerkrankungen (z. B. Sarkoidose, Lungenfibrose, Lungentuberkulose).
  • Niedrige ACE-Werte findet man u. a. bei: Therapie mit ACE-Hemmern, akuter Leukämie, chronischer Leukämie, Hyperthyreose.
  • Serum- und Heparinplasma sollten standardmäßig als Untersuchungsmaterial für die ACE-Bestimmung verwendet werden.
  • Nicht geeignet sind hingegen EDTA-, Oxalat- oder Citratplasma, da diese zu falsch-niedrigen ACE-Konzentrationen führen.
  • ACE-Messungen sind sehr temperaturanfällig und sollten direkt nach der Blutentnahme vollzogen werden.
  • Rauchen führt ungeachtet des Geschlechts zu einer von der Tabakexposition abhängigen proportionalen ACE-Erhöhung.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt

N. Zulauf, K. Passek, E. Wanke und G.M. Oremek geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
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Literatur
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Metadaten
Titel
Angiotensin Converting Enzyme (ACE) – ein Marker in der Diagnostik der Sarkoidose
verfasst von
Dr. med. N. Zulauf
K. Passek
E. Wanke
G. M. Oremek
Publikationsdatum
19.02.2020
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Schlagwörter
Sarkoidose
Sarkoidose
Erschienen in
Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie / Ausgabe 6/2020
Print ISSN: 0944-2502
Elektronische ISSN: 2198-0713
DOI
https://doi.org/10.1007/s40664-020-00388-5

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