Erschienen in:
14.11.2023 | Schnittverletzung | Übersicht
Die distale Bizepssehnenruptur: Biomechanik und Fixationstechniken
verfasst von:
Dr. Alexander Otto, Prof. Dr. Sebastian Siebenlist, MHBA
Erschienen in:
Obere Extremität
|
Ausgabe 4/2023
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die Ruptur der distalen Bizepssehne (DBS) ist die häufigste Sehnenruptur des Ellenbogens. Als wichtigster Supinator und sekundärer Flexor des Unterarms führt eine Ruptur der DBS zu einem relevanten funktionellen Defizit. Die DBS-Ruptur tritt gehäuft bei Männern mittleren Alters auf. Verschiedene Operationstechniken zur Refixation der DBS finden aktuell im klinischen Alltag ihre Anwendung. Die sog. „Single-incision“-Technik mit einem isoliert anterioren Zugang hat sich vielerorts etabliert. In der biomechanischen Evaluation diverser Fixationsmethoden zeigen sich für aktuell verwendete Implantate vielversprechende in vitro-Ergebnisse. Bei Gegenüberstellung der verschiedenen Implantate zeigt sich zwar keine klare biomechanische Überlegenheit eines Implantats bzw. einer Technik, jedoch nähern sich die aktuellen Techniken einer Primärstabilität, die mit der nativen DBS vergleichbar ist. Auch die aktuelle Fadenankergeneration, sog. All-suture-Anker, erreichen eine hohe Versagenslast und ein niedriges Displacement unter zyklischer Belastung. Direkt postoperativ sind somit günstige biomechanische Voraussetzungen einer Einheilung der DBS an der Tuberositas radii gegeben. Nach DBS-Refixation konnten gute bis exzellente klinische Resultate mit Wiederherstellung von Flexions- sowie Supinationskraft erreicht werden. Schwerwiegende Komplikationen nach Refixation der DBS sind sehr selten. Dennoch besteht eine unmittelbare Nähe zu den umgebenden neurovaskulären Strukturen mit dem postoperativen Risiko für eine Affektion des N. cutaneus antebrachii lateralis und des N. interosseus posterior (N. radialis). Im eigenen operativen Vorgehen hat sich die unikortikale Onlay-Refixation mit Metallplättchen und aktuell insbesondere mit All-suture-Ankern bewährt. Bei chronischen Rupturen der DBS erfolgt eine Augmentation mittels autologem oder allogenem Sehnentransplantat. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über relevante biomechanische Aspekte und Fixationstechniken der DBS.