Krebsüberlebende: Langes Sitzen, schlechte Prognose?

Auch nach einer Krebsdiagnose ist es wichtig, möglichst aktiv zu bleiben. Das legt eine US-Studie nahe, die Zusammenhänge zwischen Lebensstil und Sterberisiko beleuchtet. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Körperliche Aktivität vor und nach der Diagnose geht Studien zufolge bei Patienten mit verschiedenen Krebsarten mit besseren Überlebenschancen einher. Es gibt Hinweise darauf, dass die Assoziation nach der Diagnose stärker ist als vorher. Eine Kohortenstudie ergab jetzt, dass Krebsüberlebende, die viel sitzen und sich auch sonst wenig bewegen ein deutlich höheres Sterberisiko haben, sowohl durch ihre Krebserkrankung als auch durch andere Ursachen. In die prospektive Studie wurden mehr als 1.500 Krebsüberlebende einbezogen, die am National Health and Nutrition Examination Survey teilgenommen hatten, in dem Interviews und körperliche Untersuchungen kombiniert worden waren. Sie hatten Angaben zu ihrer täglichen Sitzdauer und der körperlichen Aktivität in der Freizeit gemacht, zudem lagen dem Forscherteam um Dr. Chao Cao von der Washington University School of Medicine in St. Louis Sterbedaten vor. Rund fünffach erhöhtes Sterberisiko beobachtet Die Probanden wurden median viereinhalb Jahre nachbeobachtet, in dieser Zeit ereigneten sich 293 Todesfälle. Die Krebsüberlebenden, die sich gar nicht oder nur wenig bewegten und zudem mehr als acht Stunden täglich sitzend verbrachten, hatten gegenüber aktiven Teilnehmern eine rund fünffach höhere krebsspezifische (HR = 4,71) und Gesamtmortalität (HR = 5,38). Empfehlung der Redaktion Supportivtherapie – Themenseite Dank moderner supportiver Maßnahmen lassen sich die Nebenwirkungen der Krebstherapie deutlich reduzieren. Wie, erfahren Sie auf dieser Themenseite in vielfältigen Berichten, Kursen oder Kasuistiken. Mehr als die Hälfte der Kohorte (57%) bewegte sich in einer typischen Alltagswoche überhaupt nicht und 16% nur unzureichend, definiert als unter 150 Minuten, 28% berichteten, mehr als 150 Minuten aktiv zu sein. Ein Viertel der Teilnehmenden saß täglich mehr als acht Stunden, gut ein Drittel sechs bis acht Stunden. 36% vereinten beide ungesunden Verhaltensweisen: Sie saßen mindestens sechs Stunden täglich und waren auch in der restlichen Zeit nicht aktiv. Insgesamt war körperliche Bewegung im Vergleich zu Inaktivität mit einem um 66% geringeren Sterberisiko und einem um 68% niedrigeren krebsbedingten Sterberisiko assoziiert. Länger als acht Stunden täglich zu sitzen ging gegenüber einer Sitzdauer von weniger als vier Stunden mit einem um 81% erhöhten Risiko für Tod jeglicher Ursache und einem mehr als verdoppelten Risiko, an Krebs zu sterben, einher. Die häufigsten Krebsarten der Teilnehmenden waren Prostatakarzinome (22%), Mammakarzinome (21%), Melanome und andere Hautkrebsarten (14%), kolorektale (11%) und Zervixkarzinome (7%). Mehr als zwei Drittel hatten Übergewicht oder Adipositas. Das Durchschnittsalter lag bei 65 Jahren, 60% waren Frauen. Ergebnisse im Einklang mit früherer Forschung Die Ergebnisse unterstützen die Befunde einer Metaanalyse von 2020, die ebenfalls Korrelationen zwischen langem Sitzen und einem gesteigerten Sterberisiko von Krebsüberlebenden ergeben hatte. Auch die WHO empfiehlt, Sitzzeiten zu begrenzen und durch Bewegung zu ersetzen, insbesondere für Patienten mit Langzeiterkrankungen. „Viele Krebsüberlebende erleben dramatische Veränderungen, die sich verheerend auf ihre physische und psychische Gesundheit auswirken“, geben Cao et al. zu bedenken. Das könne einen sitzenden Lebensstil begünstigen. An den beobachteten Assoziationen könnten biologische Mechanismen beteiligt sein, die Stoffwechsel- und Sexualhormone, Entzündungsprozesse und Immunreaktionen beeinflussen. „Die zunehmende Evidenz aus experimentellen Studien deutet darauf hin, dass längeres Sitzen mit einem gestörten Glukosestoffwechsel und systemischen Entzündungen assoziiert ist“, schließen sie. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirken sich langes Sitzen und körperliche Inaktivität auf das Mortalitätsrisiko von Krebsüberlebenden aus? Antwort: Langes Sitzen ging bei Krebsüberlebenden mit einer erhöhten krebsbedingten und Gesamtmortalität einher. Bedeutung: Die Ergebnisse legen nahe, dass eine Kombination aus langem Sitzen und mangelnder Bewegung mit einem deutlich gesteigerten Sterberisiko assoziiert ist. Einschränkung: Es handelt sich um Assoziationen, sodass keine Kausalität bewiesen werden konnte.

Springer Medizin

Krebsüberlebende: Langes Sitzen, schlechte Prognose?

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Onkologie

Niedrigere Prostatakrebs-Mortalität unter 5-Alpha-Reduktase-Hemmern

Diagnose Lungenkrebs: Einem Fünftel bleiben weniger als drei Monate

Behandlungsabbruch oder Behandlungspflicht?

Delegierte wollen die Black Box Weiterbildung aufhellen

Newsletter