Typ-1-Diabetes vor allem bei Erwachsenen oft fehldiagnostiziert

Häufiger als bei Kindern werden bei Erwachsenen die Zeichen eines Typ-1-Diabetes falsch interpretiert. Für Kinder sind die Auswirkungen einer Fehldiagnose allerdings gravierender. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. US-amerikanische Diabetologen schlagen Alarm: Sie haben festgestellt, dass ein neu aufgetretener Typ-1-Diabetes häufig erst einmal fehldiagnostiziert wird. Ihrer Untersuchung zufolge gilt das bei Erkrankungsbeginn im Kindes- und mehr noch im Erwachsenenalter. Vor allem bei Kindern steigt dadurch das Risiko für eine diabetische Ketoazidose. Die Ärzte um Cynthia Muñoz von der University of Southern California Keck School of Medicine (Los Angeles) haben die Teilnehmer eines Registers für Typ-1-Diabetiker per Online-Fragebogen zu den Umständen ihrer Krankheitsdiagnose befragt. Mehr als 2500 erwachsene Patienten oder Erziehungsberechtigte von erkrankten Kindern beteiligten sich an der Umfrage; bei zwei Dritteln war der Diabetes vor dem 18. Lebensjahr aufgetreten. Von diesen Patienten hatten 16% zunächst eine falsche Diagnose erhalten. Von den später Erkrankten waren es 39%! Die Quote stieg mit dem Erkrankungsalter: Zwischen 40 und 50 war sogar fast jeder zweite Patient von einer Fehldiagnose betroffen. Bei den Erwachsenen lautete sie in den meisten Fällen auf Typ-2-Diabetes. Bei den Kindern wurde dagegen am häufigsten ein Virusinfekt vermutet. Altersabhängige Unterschiede in der Symptomatik 40% der Patienten hatten zum Zeitpunkt der Diagnose des Typ-1-Diabetes eine diabetische Ketoazidose (DKA), Kinder häufiger als Erwachsene. Eine vorausgegangene Fehldiagnose war bei Kindern mit einem weiteren Anstieg der DKA-Rate verbunden, von ihnen entwickelten 68% die lebensbedrohliche Komplikation. Bei Kindern wie Erwachsenen hatte sich der Diabetes vor allem durch exzessiven Durst, Müdigkeit und Polyurie bemerkbar gemacht. Sehstörungen und vaginale Pilzinfektionen waren eher Symptome von erwachsenen Patienten, Kinder litten dagegen öfter an Übelkeit und Erbrechen, grippeartigen Beschwerden und Bauchschmerzen. Fälschlich als Typ-2-Diabetes behandelt Es sei „erschütternd“, so Muñoz und ihre Kollegen, dass ein neu aufgetretener Typ-1-Diabetes bei fast vier von zehn Erwachsenen nicht erkannt worden sei. Sie vermuten, dass bei ihnen das 20-mal so häufige Auftreten von Typ-2-Diabetes zu einem Diagnose-Bias verleitet. Von den autoimmunen Diabetesformen würden jedoch mehr als 40% erst im Alter über 30 auftreten. Die Ärzte mahnen daher, bei der Neudiagnose eines Typ-2-Diabetes im Erwachsenenalter auch an die Möglichkeit einer Typ-1-Erkrankung zu denken, vor allem wenn Adipositas, Hyperlipdiämie und Insulinresistenz fehlten. DKA-Gefahr bei Kindern Die fälschliche Annahme eines Typ-2-Diabetes führt in der Regel dazu, dass die Patienten kein Insulin erhalten und weiterhin einen zu hohen Blutzucker haben. Das Risiko einer DKA ist trotzdem kleiner als bei Kindern mit verpasster Typ-1-Diagnose, vermutlich weil der Verlust der Insulinproduktion bei Erwachsenen langsamer vonstatten geht als bei Kindern. Bei Kindern besteht dagegen eine enge Assoziation zwischen Fehldiagnose und DKA – der führenden Todesursache bei jungen Typ-1-Diabetikern. Die Ärzte um Muñoz raten daher, bei unspezifischen Symptomen wie Gewichtsverlust einen Diabetes auszuschließen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie häufig sind Fehldiagnosen bei einem neu aufgetretenen Typ-1-Diabetes? Antwort: Bei Kindern werden 16%, bei Erwachsenen 39% der Typ-1-Neuerkrankungen zunächst fehldiagnostiziert. Im Kindesalter steigt dadurch das Risiko für eine diabetische Ketoazidose. Bedeutung: Bei Diabetes im Erwachsenenalter muss auch an eine autoimmune Form gedacht werden. Bei Kindern sollten unspezifische Symptome wie Gewichtsverlust auch den Ausschluss eines Typ-1-Diabetes zur Folge haben. Einschränkung: Daten beruhen auf retrospektiven Eigenangaben von Patienten.

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