Blutzucker am Op.-Tag kontrollieren!

Wie wichtig es ist, dass der Blutzucker von Diabetikern vor einem operativen Eingriff gut eingestellt ist, zeigt eine Studie zur Hernienreparatur. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Das diabetesspezifische Komplikationsrisiko bei operativen Eingriffen hängt von der Qualität der Blutzuckereinstellung und von Folgeerkrankungen ab. Vor elektiven Eingriffen wird deswegen bei Diabetikern eine Optimierung der Blutzuckerkontrolle angestrebt. Dass sich diese Maßnahme lohnt, ist u. a. an einer Kohortenstudie zu ambulanten Hernienoperationen abzulesen: Patienten, die am Op.-Tag hyperglykämisch waren, entwickelten deutlich häufiger postoperative Komplikationen. Komplikationsrisiko bei Hyperglykämie um 50% erhöht Die Studie beruht auf Daten des staatlichen US-Gesundheitsdienstes für Veteranen (VHA). Ausgewertet wurden die Ergebnisse von 13.100 ambulanten Hernienoperationen, die bei Veteranen mit Diabetes vom Typ 1 oder 2 vorgenommen worden waren. Am Tag des Eingriffs hatten 4,4% präoperativ eine Hypoglykämie ( 180 mg/dl), bei 18,8% war der Blutzucker nicht gemessen worden. In den 14 Tagen nach der Op. kam es in 339 Fällen (2,6%) zu mindestens einem unerwünschten Ereignis, am häufigsten zu Blutungen (n = 141) und die Wunde betreffenden Komplikationen (n = 114). Verglichen mit dem Referenzbereich (90–180 mg/dl) war bei einer Hyperglykämie die Wahrscheinlichkeit postoperativer Komplikationen um 50% und damit signifikant erhöht. Zwischen einer Hypoglykämie und dem Auftreten von Komplikationen war dagegen kein Zusammenhang festzustellen. Empfehlungen für elektive Eingriffe Wegen des erhöhten Risikos für postoperative Probleme bei zu hohem präoperativem Blutzuckerspiegel empfiehlt die Studiengruppe um Jessica Shanahan von der Tufts University School of Medicine in Boston, Patienten und Patientinnen hinsichtlich der präoperativen Blutzuckereinstellung zu schulen, BZ-Messungen am Tag der Op. sicherzustellen und im Fall einer Hyperglykämie evtl. den Blutzucker zu senken. Empfehlungen für elektive Operationen sind auch in der deutschen Leitlinie zum Typ-1-Diabetes formuliert. Danach soll die Diabeteseinstellung vor, während und nach dem Eingriff optimiert werden, ideal ist ein Bereich von 110–180 mg/dl. Bei schlechterer Diabeteseinstellung wird zum Verschieben der Op. geraten. Bei dringlichen Operationen soll, falls möglich, die präoperative Korrektur einer Hyperglykämie oder Ketoazidose angestrebt werden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt sich bei Diabetikern die Blutzuckereinstellung auf die Komplikationsrate nach ambulanter Hernienreparatur aus? Antwort: Bei Hyperglykämie (> 180 mg/dl) ist die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen 14 Tage nach dem Eingriff um 50% höher als bei Normoglykämie. Eine Hypoglykämie wirkt sich darauf nicht aus. Bedeutung: Zur Komplikationsvermeidung sollten Diabetiker die Blutzuckereinstellung präoperativ optimieren. Einschränkung: Studie mit überwiegend weißen Männern.

Springer Medizin

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