Wieder mehr Diabetes-Neuerkrankungen in Deutschland

Die Diabetes-Inzidenz in Deutschland ist während der Corona-Pandemie gestiegen, berichtet das RKI. Nach Angaben des Deutschen Diabetes Zentrums geht aber die Lebenserwartung Betroffener nicht mehr so stark zurück. In Deutschland sind während der Coronavirus-Pandemie wieder mehr Menschen an Diabetes mellitus erkrankt, ergab eine Studie des Robert Koch-Instituts (RKI). Forschende des RKI um Dr. Christin Heidemann haben dazu anonymisierte Routinedaten von neun Millionen Krankenversicherten zu Neuerkrankungen an Diabetes (ICD-Diagnose E10.- bis E14.-) aus den Jahren 2015 bis 2021 ausgewertet und nach Typ 1 und Typ 2 unterschieden (siehe nachfolgende Tabellen). Aus den Ergebnissen wurden Inzidenzen für die gesamte deutsche Bevölkerung abgeschätzt (J Health Monitoring. 2023; Special Issue S5). Die Ergebnisse: Die Inzidenz von Typ-2-Diabetes zeigte zwischen 2015 und 2019 einen abnehmenden Trend. Während der Pandemie sank sie 2020 zunächst weiter ab und stieg 2021 an auf 740 pro 100.000 Personen. (Das sind 556.318 Neuerkrankte pro Jahr oder 1.524 pro Tag!). Die Inzidenz von Typ-1-Diabetes stieg zwischen 2015 und 2021 von 9,5 auf 11,6 pro 100.000 Personen an (von 7.007 auf 8.699 Neuerkrankte pro Jahr oder von 19 auf knapp 24 pro Tag!). Sowohl für Typ-1- als auch für Typ-2-Diabetes wurde eine höhere Inzidenz in Regionen mit hoher sozioökonomischer Deprivation als in Regionen mit niedriger Deprivation beobachtet. Das Fazit des RKI: „Der Anstieg der Inzidenz von Typ-1- und Typ-2-Diabetes im Jahr 2021 steht möglicherweise im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie. Die hohen Inzidenzen und die Unterschiede nach regionaler sozioökonomischer Deprivation weisen auf einen Bedarf an angemessenen Präventionsstrategien hin.“ Ärzte Zeitung, Thorsten Schaff (ths); Quelle: Journal of Health Monitoring; S5 November 2023 × Ärzte Zeitung, Thorsten Schaff (ths); Quelle: Journal of Health Monitoring; S5 November 2023 × Typ-2-Inzidenz steigt vor allem auch bei jungen Menschen Die Zahlen zur Inzidenz von Typ-2-Diabetes liegen in der RKI-Analyse deutlich höher als in einer aktuellen Analyse eines Teams um Dr. Esther Seidel-Jacobs vom Deutschen Diabetes Zentrum Düsseldorf (DDZ). Diese Analyse ist gerade im Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2024 veröffentlicht worden. Besonders bedenklich ist danach, dass die Inzidenz von Typ-2-Diabetes vor allem auch bei jungen Erwachsenen im Alter unter 40 ansteigt. Zudem treten Krebserkrankungen bei Menschen Diabetes inzwischen öfter auf als die bisher besonders häufigen kardiovaskulären Erkrankungen. Die Ergebnisse der DDZ-Analyse: Aktuell haben in Deutschland mindestens 8,9 Millionen Menschen einen Typ-2-Diabetes und 32.000 Kinder und Jugendliche sowie 340.000 Erwachsene einen Typ-1-Diabetes. Pro Jahr treten 450.000 Neuerkrankungen an Typ-2-Diabetes auf. Die Inzidenzrate sank bis 2019 bei Frauen um 2,4 Prozent und bei Männern um 1,7 Prozent jährlich. In der Altersgruppe der 20- bis 39-Jährigen stiegen die Neuerkrankungen bis 2019 bei Männern um 2,9 Prozent und bei Frauen um 2,4 Prozent jährlich an. Die kardiovaskuläre Exzess-Mortalität ist bei Menschen mit Diabetes im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken. Krebserkrankungen sind derzeit für einen größeren Anteil der Todesfälle verantwortlich als Gefäßerkrankungen. Die DDZ-Forschenden haben auch die Lebenserwartung bei Diabetes unter die Lupe genommen. Sie schreiben dazu: „Eine detailliertere Analyse aus Dänemark ergab, dass bei Männern und Frauen mit Typ-2-Diabetes im Alter von 60 Jahren die Lebenserwartung jeweils um 3,7 und 3,8 Jahre kürzer ist (als in der Allgemeinbevölkerung). Bei Männern und Frauen mit Typ-1-Diabetes im Alter von 25 Jahren war die Lebenserwartung jeweils um 8,1 und 8,2 Jahre verkürzt.“ Ärzte Zeitung, Thorsten Schaff (ths); Quelle: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2024 × Weniger Rückgang der Lebenserwartung Die gute Nachricht der DDZ-Analyse: „Erfreulicherweise zeigen internationale Studien, dass die alters- und geschlechtsspezifischen Mortalitätsraten bei Menschen mit Diabetes in den letzten Jahrzehnten gesunken sind, insbesondere bezüglich der kardiovaskulären Mortalität. Diese Entwicklung wurde unter anderem auf die vermehrte Verordnung von Statinen und Antihypertensiva zurückgeführt (...). Teilweise sank die diabetesassoziierte Mortalität sogar stärker als in der Allgemeinbevölkerung“. Nach weiteren Studiendaten gelte der Rückgang des Sterberisikos auch für Menschen mit Typ-1-Diabetes. Das Fazit der DDZ-Forschenden: Bei weiter sinkendem relativem Sterberisiko sei künftig von einem deutlich geringeren Unterschied in der Lebenserwartung bei Menschen mit Diabetes im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung auszugehen. Quelle: Ärzte Zeitung

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