Zehn Tipps für eine gute Diabeteskontrolle in der Klinik

Hyperglykämien sind ein häufiger Grund für Klinikeinweisungen, aber auch in Kliniken treten Blutzuckerentgleisungen nicht selten auf. Eine gute Einstellung und das geeignete Monitoring können viele Probleme vermeiden. Unkontrollierte Hyperglykämien zählen zu den größten Kostentreibern bei der Diabetestherapie. Wie Endokrinologen um Dr. William Horton von der Universität in Jackson berichten, wird jeder zweite Euro oder Dollar bei der Diabetesversorgung in Krankenhäusern ausgegeben, und der Großteil dieser Kosten wäre vermeidbar, gelänge es, Hyperglykämien zu vermeiden. Dies sei natürlich nicht immer möglich, da viele Blutzuckerentgleisungen erst in der Klinik auftreten, ausgelöst etwa durch den Stress, der mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden ist. Mitunter wird der Diabetes in der Klinik auch erstmals diagnostiziert. Für die Ärzte in den Krankenhäusern sei es daher entscheidend, Blutzuckerwerte gut zu kontrollieren und Strategien zu etablieren, die eine Hyperglykämie weitgehend vermeiden. Auch sollten die Patienten gut auf die Blutzuckerkontrolle außerhalb der Klinik vorbereitet werden. Die Ärzte um Horton haben in einem Beitrag zehn Punkte genannt, die es zu beachten gilt. 1. Leitlinien für das Hyperglykämie-Management beachten. Die Endokrinologen verweisen auf ein Konsensus-Statement der US-Diabetesgesellschaft zur glykämischen Kontrolle, in Deutschland bietet die Nationale Versorgungsleitlinie der Deutschen Diabetes Gesellschaft vom April 2014 detaillierte Angaben, etwa zum perioperativen Management von Diabetikern. 2. Zielwerte anpassen. Bei kritisch kranken Diabetikern unter einer I.v.-Insulintherapie sollten die Blutglukosewerte zwischen 140 und 180 mg/dl gehalten werden, Werte unter 110 mg/dl sind nicht zu empfehlen. Bei Diabetikern in nichtkritischem Zustand mit subkutaner Insulinbehandlung raten die Ärzte um Horton zu präprandialen Zielwerten von unter 140 mg/dl, gegebenenfalls auch bis zu 180 mg/dl, sofern sich solche Werte sicher erreichen lassen. Höhere Werte können für terminal kranke Patienten mit mehreren Komorbiditäten erwogen werden. 3. Auf Insulin umstellen. Orale Antidiabetika sollten abgesetzt werden, es sei denn, es steht nur ein sehr kurzer Klinikaufenthalt an. Gründe sind Nebenwirkungen und Interaktionen, etwa mit Kontrastmitteln. Mit Insulin könne zudem sehr gut und rasch auf veränderte Essgewohnheiten und Blutzuckerspiegel reagiert werden, schreiben die Ärzte. 4. Hypoglykämien vermeiden. Gerade ältere und schwer kranke Patienten reagieren sehr empfindlich auf zu niedrige Blutzuckerspiegel. Treten gehäuft Werte unter 100 mg/dl auf, sollte die Insulineinstellung überprüft werden. Bei Spiegeln unter 70 mg/dl ist eine Therapieänderung nötig, sofern sich die niedrigen Werte nicht mit Faktoren wie ausgelassenen Mahlzeiten erklären lassen. 5. Monitoring am Bett. Der Glukosespiegel sollte regelmäßig vor den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen geprüft werden, wenn die Patienten wie gewohnt ihre Mahlzeiten selbstständig zu sich nehmen. Ohne orale Ernährung sind Kontrollen alle vier bis sechs Stunden erforderlich, bei einer I.v.-Insulintherapie alle 30 Minuten bis alle zwei Stunden. 6. Intensive Blutzuckerkontrolle lohnt sich. In Studien konnten Ärzte bei Diabetikern mit intensiver glykämischer Kontrolle die Zahl postoperativer Wundinfektionen um zwei Drittel reduzieren und die Behandlungskosten um bis zu 4500 Dollar pro Patient senken. 7. Patienten in Diabetesmanagement einbinden. Der Klinikaufenthalt ist eine gute Gelegenheit, Patienten besser über den Diabetes, seine Auswirkungen und seine Kontrolle zu informieren. Neben Ärzten sollten sich daran auch Ernährungsberater und Case-Manager beteiligen. Zudem wäre es ratsam, für einen Monat nach dem Klinikaufenthalt mit dem Hausarzt, Diabetesberater oder einem Diabetologen einen Nachuntersuchungstermin zu vereinbaren. 8. Auf besondere Situationen einstellen. Patienten mit Insulinpumpe können diese in der Klinik weiterhin selbsttätig bedienen, sofern sie dazu körperlich und geistig in der Lage sind. Diabetiker mit Basal- und Bolusinsulinen benötigen unter einer Therapie mit Glukokortikoiden einen erhöhten Bolus, beim Ausschleichen des Kortikoids muss dann auch die Insulindosis wieder angepasst werden. 9. Basis-Bolus-Therapie bevorzugen. Bei anhaltender Hyperglykämie ist die Insulin-bei-Bedarf-Methode nicht ausreichend, da sie lediglich eine bereits aufgetretene Hyperglykämie lindert. Dagegen soll die Basis-Bolus-Therapie Hyperglykämien vermeiden. In Studien schnitt diese Strategie deutlich besser ab. 10. Insulin-naive Patienten richtig einstellen. Eine Insulintherapie kann mit täglich 0,3 bis 0,6 U/kg Körpergewicht sicher eingeleitet werden. Die niedrige Startdosis ist für dünne Menschen und solche mit Nierenproblemen empfehlenswert, die höhere für dicke Diabetiker und solche unter Kortikoiden. Die Hälfte der Tagesdosis sollten die Patienten als Basalinsulin erhalten, den Rest verteilt auf drei Portionen vor den Mahlzeiten, schreiben Horton und Mitarbeiter.

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