Änderung des Alkoholkonsums ändert auch das Demenzrisiko

Alkoholkonsum gilt als modifizierbarer Risikofaktor für Demenzerkrankungen. Einer koreanischen Studie nach kann ein verringerter Konsum das Demenzrisiko senken. Doch auch der Zeitpunkt der Verhaltensänderung spielt eine Rolle. In einer retrospektiven Kohortenstudie haben Keun Hye Jeon von der Cha-Universität in Gum, Südkorea, und Kollegen Daten von gut 3,9 Millionen Krankenversicherten analysiert. Die Forscher wollten wissen, wie sich veränderter Alkoholkonsum auf die Inzidenz von Alzheimererkrankung, vaskulären und Demenzen anderer Art auswirkt. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 6,3 Jahre. Dabei war der Konsum von Alkohol in drei Kategorien unterteilt: Abstinenz, geringer Konsum (< 15 g/d), moderater Konsum (15–29,9 g/d), starker Konsum (≥ 30 g/d). Eine Demenz entwickelten 2,5% der Probanden, davon entfielen etwa vier Fünftel auf die Alzheimer- und ein Neuntel auf die vaskuläre Demenz. Allgemein betrachtet war das Demenzrisiko von Probanden, die anhaltend geringe Mengen Alkohol tranken, um 21%, und von Probanden, die moderat tranken, um 17% geringer als das Risiko von Abstinenten. Schwere Trinker – und als solche galten bereits Probanden, die täglich eineinhalb Flaschen Bier (à 500 ml) tranken – hatten hingegen ein um 8% erhöhtes Demenzrisiko. Mehr Alkohol, mehr Demenz Von besonderem Interesse war aber, wie sich Veränderungen im Trinkverhalten auswirkten. Hier zeigten sich Vorteile für zwei Gruppen. Nichttrinker, die zwei Jahre später einen geringen Konsum aufwiesen, reduzierten damit ihr Risiko um 7%, und starke Trinker, die ihre Alkoholmenge auf einen moderaten Konsum verringerten, senkten ihr Risiko um 8%. Ein Rückgang von schwerem auf geringen Konsum hatte interessanterweise keine Auswirkungen. Verlierer gab es auch, und zwar durchweg diejenigen, die ihren Konsum im Vergleich erhöht hatten – durchweg aber auch all jene, die abstinent geworden waren. Während Ersteres verständlich erscheint, bedarf Letzteres der Erklärung. Jeon und Kollegen finden sie im Sick-Quitter-Effekt, wonach zuvor aufgetretene gesundheitliche Probleme dazu führen, ein riskantes Verhalten aufzugeben. Empfehlung der Redaktion Demenz – Themenseite Wie therapiert man Alzheimerpatienten leitliniengerecht? Warum sind "keiner" und "nein" bei Dementen tabu? Und was tut sich in der Alzheimertherapie-Forschung? Antworten gibt die Themenseite Demenz. Hier finden Sie Übersichten, News, kommentierte Studienreferate und Kasuistiken. Beachten sollte man die nicht unerheblichen Einschränkungen, denen diese Ergebnisse unterliegen. Vom retrospektiven Design der Studie abgesehen, das Aussagen über Kausalzusammenhänge schwierig macht, beruhen die Angaben zur Trinkmenge auf Selbstauskünften. Wie verlässlich solche Auskünfte sind, dürfte jedem Mediziner geläufig sein; übertrieben wird in der Regel nicht. Vor allem aber ist es die Ethnie der Probanden, die eine Verallgemeinerung erschwert. Viele Ostasiaten weisen aufgrund ihrer genetisch-enzymatischen Ausstattung, speziell mit Blick auf die Alkoholdehydrogenase und die Acetaldehyddehydrogenase, eine Alkoholintoleranz auf. Die Angaben zum Anteil der Betroffenen variieren und reichen bis zu 85%. In hiesigen Breiten sind solche Enzymvarianten selten.

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