Von der Dyspepsie in die Agonie

Auszug

Neu ist das Krankheitsbild keineswegs. Schon im 17. Jahrhundert hat es Molière in seiner berühmten Komödie "Der eingebildete Kranke" in all seinen Facetten meisterhaft dargestellt. Der Patient kann einem am Ende nur leidtun, die Profession der Ärzte und Apotheker kommt gar nicht gut weg. Sie erkennen rasch, welch dominante Position ihnen die zweifellos vorhandene Hypochondrie des Herrn Argan verschafft und nutzen diese gnadenlos zum eigenen Vorteil aus. Unerbittlich fordern sie Gehorsam und peinliche Befolgung der Anordnungen. Als Argan ein Rezept über Quassia und levantinische Sennesblätter einmal nicht fristgerecht einlöst und ein Klistier versäumt, bezeichnet der Apotheker Purgon das als "crimen laesae Facultatis", das hart zu bestrafen sei. Dabei droht er dem wimmernden Argan an, er werde demnächst von der Bradypepsie in die Dyspepsie geraten, aus der Dyspepsie in die Aspepsie, aus dieser in die Lienterie, sodann in die Dysenterie und die Hydropisie, die dann unweigerlich zur Agonie, das heißt, den sicheren Tod führen würde.

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