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2021 | OriginalPaper | Buchkapitel

8. Ängste, Sorgen und psychische Gesundheit in der Corona-Pandemie

verfasst von : Dr. Jan Paul Heisig, Christian König, Simon Löbl

Erschienen in: Fehlzeiten-Report 2021

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Zusammenfassung

Zusammenfassung

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie gehen weit über die gesundheitlichen Risiken einer Infektion mit SARS-CoV-2 hinaus. Der vorliegende Beitrag fasst empirische Befunde zu vier zentralen Risikofaktoren für die psychische Gesundheit Erwachsener zusammen: 1) gesundheitliche Ängste und Sorgen; 2) Einsamkeit und soziale Isolation; 3) wirtschaftliche Sorgen und Probleme; 4) familiäre Belastungen. Alle vier Risikofaktoren sind weit verbreitet und stellen ernstzunehmende Bedrohungen für die Gesundheit vieler Beschäftigter dar, wobei einige Gruppen besonders gefährdet sind. Zu diesen gehören – aus jeweils anderen Gründen – Menschen mit niedrigem Einkommen, Alleinlebende, Menschen mit psychischen Vorerkrankungen und erwerbstätige Eltern. Diesen Gruppen gebührt daher besondere Aufmerksamkeit, jedoch ohne Problemlagen jenseits dieser „Risikogruppen“ deshalb zu übersehen. Durch einen responsiven Führungsstil, offene Kommunikation, wirksamen Infektionsschutz und eine aktive Gestaltung pandemiebedingter Veränderungen wie der Zunahme von mobiler Arbeit und Homeoffice können Führungskräfte dazu beitragen, die negativen Folgen für die Beschäftigten zu begrenzen.
Fußnoten
2
Antwortkategorien: teils/teils, eher wahrscheinlich, extrem wahrscheinlich.
 
3
Ein interessanter Befund ist, dass sich diese erheblichen Corona-spezifischen Sorgen zumindest zu Beginn der Pandemie nicht in größeren allgemeinen Sorgen um die eigene Gesundheit niederschlugen. So machten sich die Befragten der SOEP-CoV-Befragung im April 2020 insgesamt sogar weniger Sorgen um ihre Gesundheit als in den Vorjahren (Entringer et al. 2020). Entringer et al. (2020) spekulieren, dass dieses überraschende Muster auf Vergleichs- bzw. Kontrasteffekten beruhen könnte: Möglicherweise treten vorhandene Beeinträchtigungen des eigenen Gesundheitszustands im Vergleich zu den oftmals gravierenden Folgen einer Corona-Infektion in den Hintergrund.
 
4
Vereinfacht gesagt wird im Rahmen des Fixed-Effects-Ansatzes unter Nutzung von Längsschnittdaten mit wiederholten Befragungen nur betrachtet, wie sich Sorgen und Depressions-/Angstsymptomatik bzw. Schlafqualität für ein- und dieselbe Person im Zeitverlauf verändern, also ob ein Anstieg von Sorgen z. B. mit einer Zunahme von Depressionssymptomen einhergeht. Damit kann ausgeschlossen werden, dass die Zusammenhänge zwischen z. B. Depressionssymptomatik und gesundheitlichen Sorgen darauf beruhen, dass Personen mit einer allgemein höheren Neigung zu Depressionen im Kontext der Pandemie stärker zu Covid-19-bezogenen Sorgen neigen.
 
5
Aufschluss über die Situation von Pflegebedürftigen gibt eine bundesweite Befragung der Leitungspersonen von Pflegeeinrichtungen aus dem April 2020. Diese belegt klar, dass Einsamkeit und soziale Isolation von den Einrichtungsleitungen schon zu diesem frühen Zeitpunkt als zentrale Gefahren für das Wohlbefinden der Pflegebedürftigen gesehen wurden (Hower et al. 2020).
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Ängste, Sorgen und psychische Gesundheit in der Corona-Pandemie
verfasst von
Dr. Jan Paul Heisig
Christian König
Simon Löbl
Copyright-Jahr
2021
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-63722-7_8