Erschienen in:
01.06.2006 | Leitthema
Akute viszerale Ischämie
Optionale Möglichkeiten und Realität
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. B. Luther
Erschienen in:
Gefässchirurgie
|
Ausgabe 3/2006
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die akute viszerale Ischämie (AVI) ist ein vaskulärer Notfall mit einer Gesamtletalität um 90%. Die triphasische Symptomatik beginnt uncharakteristisch und verführt den Patienten wie den Hausarzt zu einem zögerlichen Behandlungsbeginn. Dennoch gibt es hinreichend Prädiktoren, die den Verdacht auf eine AVI erhärten. Insbesondere kardiovaskuläre Vor- und Begleiterkrankungen deuten auf Komplikationsmöglichkeiten an den Viszeralarterien hin. In der Klinik ergeben Anamnese, Befund, Laborchemie und Bildgebung sichere Auskunft. Die Trias Bauchschmerz, Laktatanstieg und Verschlussprozess der Mesenterialarterien lassen keinen Zweifel an einer AVI.
Für sämtliche Formen der AVI sind gezielte Behandlungskonzepte entwickelt worden. Initial und begleitend ist mittels Volumentherapie und Kardioprotektion die Kreislaufstabilität herzustellen und zu sichern. Bei nicht okklusiver Ischämie gilt die Pharmakospülperfusion als Methode der Wahl, ebenso wie die Mesenterialvenenthrombose eine Domäne der Fibrinolyse geworden ist. Die okklusiven Ischämieformen werden größtenteils noch chirurgisch behandelt. Hierbei ist größte Eile geboten. Auch postoperativ ist das Krankheitsbild noch nicht geheilt, sodass weitere intensivmedizinische Anstrengungen erforderlich sind.
Die schlechte Prognose der AVI ist heute v. a. auf mangelnde Aufklärung der Bevölkerung und der niedergelassenen Ärzte zurückzuführen. Dem klinischen Management fehlt es an ärztlicher Konsequenz und Expertise bei der Durchsetzung der multimodalen Therapiekonzepte. So bleibt es eine große Aufgabe der zukünftigen Medizin, die Behandlungsqualität der AVI grundlegend zu verbessern.