Zusammenfassung
In Deutschland und anderen europäischen Ländern haben die stationären Behandlungen bei Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsenen mit Anorexia nervosa (AN) kontinuierlich zugenommen (Stat. Bundesamt 2019; z. B. Cruz et al. 2018), obwohl große Zweifel bestehen, dass die stationäre Therapie anderen Behandlungsformen überlegen ist. In einer mehr als sechsjährigen europäischen Verlaufsstudie bei jugendlichen Patienten mussten 50 % der Betroffenen ein zweites Mal stationär behandelt werden (Steinhausen et al. 2009); in einer neueren australischen Untersuchung wurden mehr als ein Drittel innerhalb eines Jahres wieder aufgenommen, unabhängig davon, wie lange der erste stationäre Aufenthalt gedauert hatte (Madden et al. 2015). Hinzu kommt, dass viele Jugendliche und insbesondere Kinder eine stationäre Aufnahme als Zwang erleben und unter großem Heimweh leiden.