Erschienen in:
01.02.2016 | Arthroskopie | Leitthema
Arthroskopische Behandlung von Knorpelverletzungen am Sprunggelenk
Evidenzbasierte Therapie
verfasst von:
Dr. M. Thomas, M. Jordan, E. Hamborg-Petersen
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
|
Ausgabe 2/2016
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Sprunggelenkdistorsionen stellen die häufigste Verletzung der unteren Extremität dar. Diese können zu Bandverletzungen und osteochondralen Läsionen führen. Bis zu 50 % der Patienten mit akuten Sprunggelenkfrakturen oder -distorsionen weisen eine Schädigung des Knorpels und/oder der darunter liegenden subchondralen Knochenschichten als Folge der Verletzung auf. Eine spontane Heilung ist in Fällen von „bone bruise“ im subchondralen Knochen in allen Altersstufen, bei isolierten Knorpelverletzungen jedoch nur bei pädiatrischen Patienten möglich. In vielen Fällen führen chondrale oder osteochondrale Verletzungen zu einer zunehmenden Demarkierung des betroffenen Bezirks und können, wenn nicht rechtzeitig erkannt und therapiert, eine schleichende Degeneration des betroffenen Gelenks bewirken. Eine weitere Gruppe osteochondraler Veränderungen sind unklarer Genese und werden dem Überbegriff der Osteochondrosis dissecans zugeordnet. Durchblutungsstörungen werden als eine von mehreren möglichen Ursachen dieser Veränderungen diskutiert.
Durch die heute wesentlich sensitivere Diagnostik mit MRT und CT können chondrale und osteochondrale Defekte bereits frühzeitig einer entsprechenden Therapie zugeführt werden. Eine ausschließliche konservative Therapie ist nur bei pädiatrischen Patienten mit Chancen auf Ausheilung verbunden. Beim Erwachsenen sind konservative Maßnahmen lediglich als Adjuvans zur operativen Therapie zu betrachten.
Anhand einer umfassenden Literaturrecherche werden aktuelle Konzepte der arthroskopischen Behandlung (osteo-)chondraler Verletzungen und Veränderungen am Talus vorgestellt und kritisch beleuchtet. Dominierend in der arthroskopischen Therapie sind Mikrofrakturtechniken mit Kürettage bzw. retrograde Anbohrungen bei erhaltenem Knorpelüberzug. Die Implantation von juvenilem Knorpelgranulat oder autologer Chondrozyten ist ebenfalls in arthroskopischer Technik möglich. Osteochondrale Frakturen („flake fracture“) werden in der Regel arthroskopisch gestützt mini-offen versorgt. Knorpel-Knochen-Transplantationen (OATS), Implantation von Membranen mit oder ohne Spongiosaplastik, evtl. mit Wachstumsfaktoren bzw. Stammzellen werden kombiniert arthroskopisch/mini-offen durchgeführt. Die Ergebnisse der Literatur werden durch eigene Ergebnisse ergänzt und diskutiert.