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Erschienen in: Die Onkologie 1/2024

08.12.2023 | Assistierter Suizid | Leitthema

Ärztlich assistierte Selbsttötung

Erfahrungen und Bewertungen von Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie

verfasst von: Prof. Dr. med. Jan Schildmann, M.A., Christian Junghanß, Michael Oldenburg, Ulrich Schuler, Bernhard Wörmann, Lorenz Trümper, Eva Winkler

Erschienen in: Die Onkologie | Ausgabe 1/2024

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Zusammenfassung

Hintergrund

Krebspatient*innen stellen einen beachtlichen Anteil der Antragstellenden für ärztlich assistierten Suizid (ÄAS). Dieses Manuskript liefert Daten über die Praktiken und Ansichten deutscher Onkolog*innen in Bezug auf ÄAS.

Methoden

Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) hat im März 2021 eine Umfrage unter ihren Mitgliedern zu ÄAS durchgeführt. Es wurden eine deskriptive Analyse und eine bivariate logistische Regression der quantitativen Daten zu soziodemografischen und anderen Determinanten, die möglicherweise mit den Ansichten der Befragten zu ÄAS in Verbindung stehen, sowie eine Inhaltsanalyse der qualitativen Daten durchgeführt.

Ergebnisse

Etwa 57,1 % (n = 425) der Befragten (n = 745) gaben an, dass sie von Patient*innen um Informationen über ÄAS gebeten worden waren. 29,9 % (n = 223) gaben an, um ein tödliches Medikament gebeten worden zu sein, und 3,0 % (n = 22) gaben an, Beihilfe zur Selbsttötung geleistet zu haben. 47,0 % (n = 350) lehnten es ab, ÄAS anzubieten, während 45,9 % (n = 339) sich dazu bereit erklärten. Informationen über palliative (92,7 %; n = 651) und psychologische Betreuung (85,6 %; n = 598) wurden bei ÄAS-Anträgen als am wichtigsten erachtet. Mehr als die Hälfte der Befragten (57,6 %; n = 429) sprach sich für eine formelle Begutachtung der Entscheidungsfähigkeit durch Expert*innen aus, und etwa 33,4 % (n = 249) befürworteten eine Zeitspanne von 14 Tagen zwischen der Beratung und der Verschreibung eines tödlichen Medikaments. Es gab keinen Zusammenhang zwischen den Teilnehmer*innen, die mehr Anfragen erhielten, und einer Präferenz für die öffentliche Bekanntgabe ihrer Bereitschaft zur Beihilfe zur Selbsttötung. Die Mehrheit der Befragten forderte Maßnahmen zur Qualitätssicherung (71,3 %; n = 531).

Schlussfolgerung

Nach Ansicht der Befragten erfordert die Regulierung von ÄAS sorgfältige Verfahren zur Beurteilung der Entscheidungsfähigkeit und Beratung. Die Entwicklung angemessener und praktikabler Kriterien zur Bewertung der Qualität der Praktiken ist eine wichtige Aufgabe.
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Metadaten
Titel
Ärztlich assistierte Selbsttötung
Erfahrungen und Bewertungen von Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie
verfasst von
Prof. Dr. med. Jan Schildmann, M.A.
Christian Junghanß
Michael Oldenburg
Ulrich Schuler
Bernhard Wörmann
Lorenz Trümper
Eva Winkler
Publikationsdatum
08.12.2023
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Die Onkologie / Ausgabe 1/2024
Print ISSN: 2731-7226
Elektronische ISSN: 2731-7234
DOI
https://doi.org/10.1007/s00761-023-01441-7

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