Zusammenfassung
Die Genese der Beckenbodeninsuffizienz ist multifaktoriell, wobei physiologische Alterungsprozesse, Schwangerschaft und Entbindung, Disposition, übermäßiges Pressen bei Defäkation, Obstipation, übergewicht, prä- und postmenopausaler östrogenmangel sowie operative Eingriffe im kleinen Becken zu den häufigsten Ursachen zählen. Infolge der funktionellen Anatomie des weiblichen Beckenbodens und geschlechtsspezifischer Faktoren sind Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer. Die klinischen Ausprägungsformen sind vielschichtig und reichen von der Stuhl- und Harninkontinenz bis zur Entleerungsstörung, vom Deszensus bzw. Prolaps (Vaginalprolaps, Rektumprolaps) bis hin zu Sexualstörungen oder pelvinen Schmerzsyndromen. Aus proktologischer Sicht stellt hierbei die Rektozele einen häufigen Befund dar, wobei die Frage, ob eine Rektozele Ursache oder Epiphänomen für Beschwerden ist, weiterhin eine Herausforderung bleibt. Aufgrund der Komplexität des anatomisch-funktionellen Zusammenspiels im Bereich des Beckenbodens kommt der Diagnostik eine Schlüsselrolle zu, wobei bei komplexer Beckenbodeninsuffizienz die interdisziplinäre Diagnostik (Proktologie und Urogynäkologie) den höchsten Stellenwert hat.