Erschienen in:
16.05.2023 | Borreliose im Kindesalter | Konsensuspapiere
Klinisch gesteuerte rationale Borreliose-Diagnostik
Stellungnahme der Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen im Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit e. V. (Bündnis KJG)
verfasst von:
Prof. Dr. Markus Knuf, PD Dr Ulrich von Both, Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen im Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit e. V. (Bündnis KJG)
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 7/2023
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Zusammenfassung
Die Lyme-Borreliose wird durch den Stich einer Zecke mit konsekutiver Spirochäteninfektion des Borrelia-burgdorferi-sensu-lato-Komplex hervorgerufen. An verschiedenen Organen (Haut, Zentralnervensystem, Herz, Augen und Bewegungsapparat) können frühe und späte Manifestationen mit spezifischen Laborkonstellationen unterschieden werden. Die Frühform Erythema migrans sowie Lymphozytom wird klinisch diagnostiziert und bedarf keiner Labordiagnostik. Die Entscheidung zur Borrelien-Diagnostik erfolgt grundsätzlich auf Basis einer klinischen Manifestation, die mit einer Lyme-Borreliose vereinbar ist. Die Serodiagnostik folgt einem Zwei-Stufen-Schema mit Suchtest (Enzymimmunassay) und einem Bestätigungstest (Immunblot). Neben klinisch zu diagnostizierenden Manifestationsformen der Borreliose (Erythema migrans, Lymphozytom, Acrodermatitis chronica atrophicans) spielen Manifestationen des Nervensystems (Neuroborreliose) mit Früh- und Spätformen für die Diagnose eine große Rolle. Eine mögliche Neuroborreliose liegt vor, wenn ein typisches Krankheitsbild auftritt (Hirnnervenausfälle, Meningitis/Meningoradikulitis, fokale neurologische Ausfälle) und im Serum borrelienspezifische IgG- und/oder IgM-Antikörper nachgewiesen werden. Die Neuroborreliose wird wahrscheinlich, wenn zusätzlich eine lymphozytäre Pleozytose mit Blut-Liquor-Schrankenstörung und intrathekaler Immunglobulinsynthese zu beobachten ist. Gesichert ist die Neuroborreliose, wenn zusätzlich die intrathekale Synthese borrelienspezifischer Antikörper im Liquor oder ein Nukleinsäurenachweis (PCR) im Liquor gelingt. Bei der Labordiagnostik der Lyme-Borreliose unterscheidet man indirekte und direkte Nachweistechniken. Der indirekte Erregernachweis mittels serologischer Diagnostik von Borrelien erfolgt durch Enzymimmunassay, Immunblot oder indirekten Immunfluoreszenztest. Ein neueres indirektes Verfahren ist der Nachweis des neuronalen, B‑Zell-induzierenden Chemokins CXCL13. Der direkte Erregernachweis ist über die Anzucht von Borrelien (nur in speziell dafür ausgelegten Laboratorien) oder Nukleinsäureamplifikationstechniken zu führen.
Unbegründete und nichtvalidierte Tests sollten unterlassen werden. Generell sind serologische Kontrollen im Langzeitverlauf nicht angezeigt.