Konservative Therapie des Unguis incarnatus: Spange statt Operation

Ein eingewachsener Zehennagel kann für Patienten mit diabetischem Fußsyndrom gefährlich werden und operative Maßnahmen sind risikoreich. Die Spangentherapie ist eine alternative Option, die in allen drei Stadien angewandt wird. Ab dem 1. Juli 2022 können Podologen diese konservative Methode anbieten. Neben Nageltraumata mit Verletzungen stellt der eingewachsene Zehennagel die risikoreichste Schädigung am Nagelbett von Patienten mit diabetischem Fußsyndrom dar, konstatierte Podologin B.Sc. Kerstin Skodell von der Fuß-therapeutischen Praxis Skodell, Hüfingen. Therapiemöglichkeiten des entzündlichen oder postentzündlichen Unguis incarnatus umfassen z.B. Operationsmethoden wie die Emmert-Plastik oder die Keilresektion – allerdings kann dies bei Menschen mit diabetischem Fußsyndrom zu schwerwiegenden Komplikationen wie Wundheilungsstörungen bis hin zur Amputation führen. Änderung ab 1. Juli Die Referentin wies darauf hin, dass die Behandlung des Unguis incarnatus derzeit eine ärztliche Leistung ist – ab dem 1. Juli 2022 könne sie aber zusätzlich von Podologen übernommen werden. „Das ist ein ganz großer Meilenstein im Bereich der Podologie“, so Skodell. Die Nagelspange kann, sofern keine medizinischen Gründe dagegensprechen, in allen drei Stadien des Erkrankungsbildes verordnet werden. Im Stadium 2 und 3 sei allerdings der Therapiefortschritt engmaschiger zu kontrollieren. Eine begleitende Wundbehandlung ist aber weiterhin ausschließlich eine ärztliche Leistung. Ziel der Orthonyxie-Therapie ist es, das Nagelwachstum zu korrigieren und zu regulieren, die Ursachen wenn möglich zu beheben und Risikofaktoren (z.B. einen falschen Nagelschnitt) zu minimieren, erklärte die Referentin. „Ein Unguis incarnatus erfordert unbedingt eine konsequente Behandlung.“ Die Therapie mit einer dreigeteilten Nagelspange führe zu einer sofortigen Druck- und Schmerzentlastung, sie kann ein Fehlwachstum des Nagels korrigieren und sie kann bei Entzündungen und Hypergranulation eingesetzt werden. Interdisziplinäre Zusammenarbeit erforderlich Weitere podologische Hilfsmittel, einen erkrankten Fuß zu unterstützen, sind z.B. Nagelfalzeinlagen. Sie sorgen für eine sofortige Druckentlastung und einen Reibungsschutz im Nagelfalz. Die Beschaffenheit mancher Materialien wirkt zudem durchblutungsfördernd. Vor allem wenn bereits Entzündungen vorhanden sind, kann z.B. Polyurethanschaum verwendet werden, der sich druckarm den Konturen anpasst und sich für die Lokaltherapie des Unguis incarnatus eignet. Die Referentin wies auf das Problem von Trapeznägeln hin – d.h. Nägel, die fächerartig nach Außen wachsen. „Hier haben wir immer einen Druck auf das periunguale Gewebe.“ Der richtige Nagelschnitt und eine Druckentlastung seien hier besonders wichtig. Beide konservative Methoden – Nagelkorrekturspange und Nagelfalzeinlage – können bei Patienten mit diabetischen Fußsyndrom und Unguis incarnatus im Stadium 1-3 einer Operation vorgezogen werden, um Wundheilungsstörungen bis hin zu Amputationen zu vermeiden, lautete das Fazit der Expertin. Die Anwendung setze ein hohes Maß an Kompetenz und Erfahrung voraus, sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit. basierend auf: Diabetes Kongress 2022 (DDG) 25.05. – 28.05.22 Berlin; Session: Diabetische Füße: fachübergreifend und multiprofessionell adäquat versorgen; Vortrag: „Nagelerkrankungen bei DFS – Welche Therapie ist wann sinnvoll? – Podologische Therapieoptionen“ Weitere Artikel finden Sie in unserem Kongressdossier.

Springer Medizin

Konservative Therapie des Unguis incarnatus: Spange statt Operation

Weiterführende Themen

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft