Wenn die Haut mitleidet

Diabetes und Übergewicht gehen buchstäblich unter die Haut. Zwei Expertinnen sprachen auf dem Diabetes Kongress über Hautveränderungen bei Kindern mit Übergewicht und über Charakteristika einer bestimmten Dermatose, die bei Diabetes auftreten kann: die Necrobiosis lipoidica. Diabetes und Adipositas wirken sich auf den gesamten Körper aus – so auch auf die Haut. „Zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir nur wenig über Hautmanifestationen bei jungen Menschen mit Übergewicht oder Adipositas“, sagte Laura Hasse vom Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Hannover. Sie und ihre Kollegen boten Kindern und Jugendlichen, die sich für die Teilnahme an einem Gewichtskontrollprogramm in der Klinik vorstellten, im Rahmen einer Studie zusätzliche anthropometrische Messungen, Labordiagnostiken und eine kinderdermatologische Untersuchung an. 103 Patienten im durchschnittlichen Alter von 11,6 Jahren nahmen teil. 56% wiesen eine Insulinresistenz und 15% eine Hypercholesterinämie auf. Die Prävalenzen der Hautveränderungen waren wie folgt: 71% hatten Striae distensae, gefolgt von 65% mit Keratosis pilaris und 45% mit Acanthosis nigricans. Auch Acne vulgaris, Fibroma pendulans und plantare Hyperkeratose traten (etwas seltener) auf. Bei 59,6% war die Lebensqualität leicht oder moderat beeinflusst. Die Ausprägung einer Acanthosis nigricans war abhängig vom Hauttyp: Zwei Drittel wiesen einen Hauttyp 3 oder höher auf. Dabei scheint es, als würde eine Acanthosis nigricans Kinder häufiger treffen als Erwachsene; in einer weiteren Studie betrug die Prävalenz der Hauterkrankung unter Erwachsenen nur 27,6%. Eine Acanthosis nigricans könne ein frühes Symptom eines gestörten Glukosemetabolismus sein, schlussfolgerte die Referentin. Es sei wichtig, Eltern und betroffene Kinder über die Hautmanifestationen, die durch Übergewicht entstehen können, zu informieren. Es brauche zudem eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Necrobiosis lipoidica: viele Therapieoptionen ohne gezielte Empfehlung PD Dr. Cornelia Erfurt-Berge von der Hautklinik am Universitätsklinikum Erlangen sprach über eine seltene granulomatöse Erkrankung der Haut mit unbekannter Ätiologie, die im Rahmen eines Diabetes auftreten kann und sich häufig am Unterschenkel manifestiert: die Necrobiosis lipoidica. Bisher gebe es dafür keine gezielte Therapieempfehlung. Die Erkrankung kann zu Ulzerationen führen. In einer retrospektiven Untersuchung analysierte die Referentin mit ihren Kollegen Daten von 100 Patienten mit Necrobiosis lipoidica im medianen Alter von 46 Jahren [1]. 83% der Betroffenen waren weiblich. 53% der Teilnehmenden hatten gleichzeitig einen Diabetes mellitus (52% Typ 2). Die Assoziation mit einem Diabetes sei in der Literatur häufig beschrieben, so PD Dr. Erfurt-Berge, der pathogenetische Zusammenhang aber unbekannt. In der Studie wiesen rund 15% der Teilnehmenden eine Schilddrüsenerkrankung auf – eine Co-Morbidität, die bisher in der Literatur bei der Necrobiosis lipoidica eher selten zu finden ist. Mögliche Therapieansätze umfassen u.a. antientzündliche Behandlungen und eine spezielle Wundtherapie mit z.B. hyperbarem Sauerstoff oder operativen Maßnahmen. Eine Kompressionstherapie werde häufig empfohlen. Ein neuer Ansatz ist die Behandlung mit Januskinase-Inhibitoren. basierend auf: Diabetes Kongress 202 (DDG) 25.05. – 28.05.22 Berlin; Session: Diabetes geht unter die Haut; Vorträge: „Pediatric Obesity and Skin Disease (PicoSkin): Studie zur Untersuchung der Haut und der hautbezogenen Lebensqualität bei 104 Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Adipositas“ und „Therapeutische Optionen der Necrobiosis lipoidica“ Weitere Artikel finden Sie in unserem Kongressdossier.

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