Nach Pandemie deutlicher Rebound respiratorischer Infektionen

Nach dem Ende der Lockdown-Maßnahmen hat die Zirkulation respiratorischer Erreger erheblich zugenommen. Dies bekommen Asthmatiker, und vor allem die ganz jungen, besonders zu spüren, heißt es beim DGP-Kongress. Nach Ende der pandemiebedingten Lockdown-Maßnahmen kam es zu einem deutlichen Rebound respiratorischer Infektionen. Zu sehen war das insbesondere im Winter 2022/23, aber auch der Winter 2023/24 war noch kein normaler Winter. Das berichtete Professorin Bianca Schaub vom Haunerschen Kinderspital München bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) in Mannheim. Sie bezieht sich unter anderem auf die Auswertungen aus dem Netzwerk des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL). Wie stark der Rebound unterschiedlichster Atemwegsinfektionen in Deutschland war, zeigt eindrucksvoll eine Publikation, im Rahmen derer in den Jahren 2019 bis 2022 insgesamt knapp 5000 respiratorische Abstriche aus maximalversorgenden Krankenhäusern analysiert wurden (Infection 2023; 52(1):209-18). Im Vergleich zu 2019 war die Zahl der 2022 detektierten, respiratorischen Infektionen um den Faktor vier höher, im Vergleich zu 2021 immer noch um den Faktor zwei. Saisonalität spielte kaum noch eine Rolle Die typische Saisonalität von Adeno- und Coronaviren war im Jahr 2022 deutlich abgeschwächt, bei Rhinoviren war sie nahezu komplett verschwunden. Signifikante Anstiege in den Detektionsraten gab es im Vergleich zu 2019 nicht nur bei SARS-CoV-2, sondern vor allem bei Rhinoviren, aber auch bei Parainfluenzaviren sowie, vor allem 2021, bei anderen Coronaviren. Multiple Erreger waren 2022 in 16,6 Prozent der Abstriche nachweisbar, im Jahr 2019 waren es nur 8,9 Prozent gewesen. Auch waren die Kinder mit Virusdetektion im Abstrich im Jahr 2022 im Schnitt ein Jahr älter als 2019, was dafür spricht, dass Infektionen durch den Lockdown quasi verschoben wurden. Was das für Kinder mit Asthma bedeutet Noch unveröffentlichte Daten aus der ALLIANCE-Kohorte des DZL, die Schaub bei der DGP-Tagung vorstellte, zeigen jetzt, was das Infektionspandämonium der letzten anderthalb Jahre im Vergleich zur Lockdown-Periode konkret für Menschen und insbesondere Kinder mit Asthma bronchiale bedeutet. Ausgewertet wurde dazu der Asthma-Symptom-Score (ASS) bei Patienten in Klinikambulanzen. Während des Lockdowns war der ASS bei rund der Hälfte der Kinder mit Asthma zwischen 0 und 5 Jahren niedrig, und „nur“ bei etwa 33 Prozent war der ASS hoch. Das ist nach dem Lockdown dramatisch anders. 51 Prozent der Kleinkinder mit Asthma erreichen derzeit einen hohen ASS, nur 30 Prozent einen niedrigen. Das betreffe aber praktisch nur Kleinkinder, so Schaub. Bei den Asthma-Patienten zwischen 6 und 17 Jahren hatten im Lockdown 11 Prozent einen hohen ASS-Score, derzeit sind es 16 Prozent. Bei den Erwachsenen lässt sich kein Unterschied mehr zeigen. Insgesamt, so Schaub, lasse sich für die Kleinkinder, aber nur für diese, eine starke Assoziation zwischen hohen Infektionsinzidenzen und ASS zeigen. Inhalative Kortikosteroide nicht vergessen Ebenfalls untersucht haben die Wissenschaftler das hochsensitiv gemessene CRP (hsCRP). Dies ist bei hohem ASS erhöht, sowohl bei Kindern als auch bei älteren Patienten. Es geht also bei der postpandemisch erhöhten Asthma-Schwere nicht nur um Symptome, sondern auch um Entzündung. „Wir sehen außerdem, dass der Einsatz inhalativer Kortikosteroide mit niedrigeren hsCRP-Werten assoziiert ist“, so Schaub. Dies illustriere, wie wichtig es sei, die stärker betroffenen Patienten suffizient zu therapieren – und bei derzeit sehr vielen stark betroffenen Patienten dann auch entsprechend mehr zu therapieren. Empfehlung der Redaktion DGP 2024 Pneumologie-Kongress 2024 20. – 23. März 2024 | Mannheim "Pneumologie - sektorenübergreifend, modern und lebendig" – unter diesem Motto fand der 64. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) 2024 in Mannheim statt. Wir waren vor Ort, unsere Berichterstattung finden Sie im Kongressdossier. Es ging u.a. um die neue Living Guideline zum Lungenkarzinom, den Umgang mit Exazerbationen bei COPD und neue Grenzwerte bei Asthma. basierend auf: 64. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP), Mannheim, 20.-23. März 2024. Quelle:

Springer Medizin

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