Erschienen in:
01.12.2009 | Übersichten
Emotional-affektive, Angst- und Persönlichkeitsstörungen bei Epilepsien
verfasst von:
Dr. E. Pauli, H. Stefan
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 12/2009
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Zusammenfassung
Das Spektrum komorbider psychischer Störungen bei Epilepsien umfasst Angststörungen, affektive Störungen, Persönlichkeitsstörungen und Psychosen. Während die Prävalenz psychischer Störungen in der allgemeinen Epilepsiepopulation mit ca. 6% angegeben wird, werden für fokale Epilepsien, insbesondere für Temporallappenepilepsien (TLE), in der Literatur deutlich erhöhte Erkrankungsraten zwischen 20–70% angegeben, wobei Angsterkrankungen und Depressionen die häufigsten Störungen darstellen.
Entsprechend dem Diathese-Stress-Modell sind für die Entwicklung psychischer Störungen bei Epilepsiepatienten vorbestehende Vulnerabilitätsfaktoren, neurobiologische Faktoren, iatrogene Einflüsse und psychosoziale Stressoren in individuell unterschiedlichem Ausmaß bedeutsam. Sowohl gelernte psychologische Reaktionen auf die vielfältigen Belastungsfaktoren der chronischen Erkrankung als auch strukturelle und funktionelle Störungen in den für die Regulation affektiven, emotionalen und sozialen Verhaltens zuständigen neuronalen Netzwerken des limbischen Systems stellen wichtige Einflussfaktoren dar. Aber auch therapeutische Maßnahmen können zur Entstehung psychischer Störungen beitragen. Eine Reihe von Antiepileptika (AE) hat sich in der psychiatrischen Behandlung affektiver Störungen bewährt, AE können aber auch psychisch negative Effekte bis hin zu psychiatrischen Nebenwirkungen hervorrufen.
Zur Therapie fokaler Epilepsien, insbesondere der TLE konnte sich die Epilepsiechirurgie als effiziente Behandlung etablieren. Häufig werden postoperativ positive Effekte über das gesamte Spektrum der komorbiden psychischen Störungen hinweg beobachtet, seltener werden auch negative psychische Auswirkungen berichtet.