Erschienen in:
01.02.2023 | Einführung zum Thema
Ethik in der Nephrologie
verfasst von:
Prof. Dr. Gunter Wolf, MHBA, Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Uwe Heemann, PD Dr. Kevin Schulte
Erschienen in:
Die Nephrologie
|
Ausgabe 2/2023
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Auszug
Medizin ist mehr als eine angewandte Naturwissenschaft, denn sie verweist letztendlich auf den Menschen, der behandelt werden soll, und definiert sich über diesen Menschen, für den sie letzten Endes betrieben wird. Medizin als Praxis im Dienste des Menschen setzt moralisches Handeln und moralische Urteile voraus. Die Ethik ist schon lange eine praktische Teildisziplin der Philosophie. Medizinethik als ein Teilbereich der Ethik befasst sich mit Fragen nach dem moralisch Gesollten, Erlaubten und Zulässigen, speziell im Umgang mit menschlicher Krankheit und Gesundheit. Sie kann beschrieben werden als eine philosophisch-wissenschaftliche Reflexion auf die Grundlagen des guten Denkens und Handels, die schließlich dem individuellen Patienten zugutekommt. Schon der griechische Arzt Hippokrates (460–377 v. Ch.) schrieb: „Unsere Kunst umfasst dreierlei: die Krankheit, den Kranken und den Arzt. Der Arzt ist Diener der Kunst. Der Kranke muss gemeinsam mit dem Arzt Krankheiten widerstehen“ (Epidemien I, 11). Leider hat sich unser ärztliches Handeln inzwischen weit von diesem Idealbild entfernt. Viele Patienten berichten, dass in der Sprechstunde der Arzt zuerst auf den Computerbildschirm schaut, um entsprechende Werte und Daten aufzurufen, um weniger direkt mit dem Patienten zu sprechen. Die Medizin ist inzwischen zu einer gigantischen Technologie geworden und auch zu einem immensen Wirtschaftsfaktor. Hierbei erscheint es, dass das ärztliche Erfahrungswissen immer geringer wird. …