Erschienen in:
22.06.2023 | Hantavireninfektionen | Leitthema
Einfluss des Klimawandels auf Infektionskrankheiten in der Nephrologie
verfasst von:
Leonie Kraft, Jonas Schmidt-Chanasit, Gregor Paul, Kerstin Amann, Prof. Dr. Jörg Latus
Erschienen in:
Die Nephrologie
|
Ausgabe 4/2023
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Zusammenfassung
Der Klimawandel ist eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit. Während auf den ersten Blick die Gefahr durch extreme Wettersituationen und Naturkatastrophen auszugehen scheint, sollte das Risiko einer möglichen Zunahme oder Veränderung des Erregerspektrums von Infektionskrankheiten nicht außer Acht gelassen werden. Vieles über die Ausbreitung von Infektionskrankheiten durch die zunehmende Erderwärmung wissen wir noch nicht; die meisten Szenarien werden aus statistischen Klimamodellen abgeleitet. Fehlende epidemiologische Daten und unterschiedliche Meldepflichten erschweren die Risikoeinschätzung zusätzlich. Neben höheren Temperaturen werden auch Veränderungen in der Nutzung von Agrarflächen, sozioökonomische Faktoren mit Bevölkerungswachstum und Migration, Zugang zu sauberem Trinkwasser sowie Neuerungen im Gesundheitssystem und Meldewesen das Ausbreitungsmuster von Infektionskrankheiten beeinflussen. Infektionskrankheiten werden uns in der Nephrologie auf unterschiedliche Weise in den kommenden Jahren/Jahrzehnten betreffen. Einige, wie etwa die Hantavirusinfektion, offensichtlich, da eine Nierenschädigung charakteristisch für diese Erkrankung ist. Andere indirekt, durch septische oder prärenale Nierenschädigungen oder weil der Großteil unserer Patienten zu den vulnerablen Gruppen gehört und besonders schutzbedürftig ist. Bei fieberhaften Erkrankungen sollten zukünftig in Deutschland viele der genannten Erkrankungen als Differenzialdiagnose bedacht werden – auch ohne passende Reiseanamnese.