Erschienen in:
01.06.2019 | Harninkontinenz | Leitthema
Alter Wein in neuen Schläuchen – bewährte offen-operative Verfahren zur Behandlung des Urogenitalprolaps
verfasst von:
Dr. med. J. Neymeyer, D. E. Moldovan, S. Weinberger, PD Dr. med. J. Kranz, FEBU
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 6/2019
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Zusammenfassung
Harninkontinenz und Beckenbodensenkungen nehmen demographisch bedingt zu. Die steigende Lebenserwartung und soziokulturelle Ansprüche der Frauen erfordern erfolgssichere und komplikationsarme Behandlungen. Klassische offene Eingriffe wie Kolposuspensionen oder Kolposakropexien mit und ohne Fremdmaterial erleben wegen aktueller kritischer Betrachtung der netzunterstützten Beckenbodenplastik eine Renaissance und haben weiterhin einen hohen Stellenwert. Bei geeigneter Auswahl der Patientinnen sind Langzeitergebnisse abdominaler Eingriffe denen minimalinvasiver Techniken ebenbürtig. Kosmetisch akzeptable Ergebnisse sind bei optimierter Schnittführung ebenfalls zu erzielen. Die therapeutisch relevante Zielgröße bei apikalen Fixationen ist der Elevationswinkel (EAV, „elevation angle of the vagina“) der Scheide. Indizierte minimal-invasive netzbasierte primäre Rekonstruktionen sowie Rezidivkorrekturen erwiesen sich in konventionellen Verfahren als überlegen wegen guter Langzeiterfolge, geringeren Rezidivraten und reduzierten Früh- und Spätkomplikationen, wenn bei kritischer Wahl textiler Implantate anatomisch korrekt und schonend operiert wird. Abdominale Eingriffe sind den minimal-invasiven Techniken bei kleiner, offener Schnittführung nicht unterlegen, wenn instrumentelle Nahttechniken und modernes Instrumentarium benutzt werden. Eine angemessene und kritische Aufklärung über Operationsoptionen und mögliche Komplikationsrisiken sollte rechtzeitig erfolgen. Die Aus- und Weiterbildung sowohl zu moderner Diagnostik als auch in abdominalen und aktuellen minimal-invasiven Techniken sowie zum Komplikationsmanagement sollten nach den Vorgaben und Empfehlungen der Fachgesellschaften, Food and Drug Administration (FDA) und ENIC (European Network of Information Centres). umgesetzt werden.