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27.03.2020 | Kardiologie | Nachrichten

Schützen Proteine vor Vorhofflimmern?

verfasst von: Joana Schmidt

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Ein erhöhter Proteinverzehr scheint bei Frauen das Risiko für Vorhofflimmern signifikant zu senken. Das gilt besonders für Seniorinnen, legt eine neue Analyse nahe.

Etwas mehr Proteine zu verzehren, als die in den USA empfohlene Tagesdosis, war bei Frauen mit signifikant weniger Vorhofflimmern assoziiert als bei denjenigen, die weniger Proteine konsumierten. Das ergab eine neue Studie, die anlässlich der Tagung der US-amerikanischen Fachgesellschaft für Kardiologie ACC und dem Weltkardiologenkongress hätte vorgestellt werden sollen (der Kongress wird in diesem Jahr aufgrund der Coronavirus-Pandemie virtuell präsentiert).

Erstmals hatten Forscher den möglichen Zusammenhang zwischen Proteinaufnahme und dem Auftreten von Vorhofflimmern untersucht. Ältere Frauen können pro Jahr etwa 200 g fettfreie Körpermasse verlieren. Deshalb ist ein hoher Proteinanteil in der Ernährung besonders bei Seniorinnen wichtig für die Knochengesundheit. 

In Deutschland und den USA wird für Erwachsene aktuell empfohlen, 0,8 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht täglich zu verzehren. Ab dem 65. Lebensjahr sollte laut Empfehlungen Deutscher Fachgesellschaften 1 g Protein pro Kilogramm  aufgenommen werden.

Höherer Proteinkonsum senkte Risiko für Vorhofflimmern um 8%

Die Teilnehmerinnen der aktuellen Studie mit der niedrigsten Proteinaufnahme, in diesem Fall etwa 0,8 g pro Kilogramm Körpergewicht, hatten die höchste Inzidenz von Vorhofflimmern. Etwas mehr Protein habe sich als schützend herausgestellt, selbst nach dem Herausrechnen von Faktoren, die Vorhofflimmern begünstigen können, so Dr. Daniel Gerber von der Universität Stanford in Kalifornien, Erstautor der Studie, in einer ACC-Pressemitteilung. Dieser veränderbare Risikofaktor könne für Frauen eine einfache Möglichkeit sein, ihr Risiko für Vorhofflimmern zu senken.

Die Daten dieser Sekundäranalyse stammten von mehr als 99.000 Frauen der Women’s Health Initiative, im Schnitt waren die Teilnehmerinnen 64 Jahre alt. 

Das Ergebnis der Forscher: Die Frauen, die 58 bis 74 g Protein pro Tag verzehrten, hatten ein signifikant um 5 bis 8% niedrigeres Risiko, Vorhofflimmern zu entwickeln, als diejenigen, die weniger Protein konsumierten. Ab einem Verzehr von mehr als 74 g war dieser Unterschied jedoch nicht mehr signifikant.

Zwei Eier mehr am Tag

Die Menge, die den entscheidenden Unterschied mache, sei relativ gering, so Gerber. „Wir sprechen davon, 10 bis 20 g Proteine mehr pro Tag zu essen, das sind rund 110 g Hühnerbrust oder Lachs, eine Tasse griechischer Joghurt oder zwei Eier. Natürlich sollten es herzgesunde Lebensmittel mit magerem Eiweiß sein, nichts, was reich an gesättigten Fettsäuren, Cholesterin und Zucker ist“, sagte er.

Mehr als 21.000 Teilnehmerinnen entwickelten Vorhofflimmern

Innerhalb des zehnjährigen Beobachtungszeitraums entwickelten mehr als 21.000 Studienteilnehmerinnen (21,3%) Vorhofflimmern. Die Forscher hatten Patientinnen mit bestehendem Vorhofflimmern ausgeschlossen. Der Proteinverzehr der Frauen wurde mithilfe von Fragebögen ermittelt. Diese wurden um validierte Urintests ergänzt, um die Antworten zu bestätigen. Die Forscher teilten die Frauen abhängig von ihrem Proteinkonsum in vier Gruppen und untersuchten dann, ob sie Vorhofflimmern entwickelt hatten.

Das signifikant niedrigere Risiko für Vorhofflimmern beim Verzehr von 58 bis 74 g Protein täglich blieb auch nach Adjustierung auf Alter, Ethnie, Bildung und weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren  wie BMI, Raucherstatus, körperliche Aktivität oder Vorerkrankungen bestehen. Die meisten Frauen unterschätzten ihren täglichen Proteinverzehr um etwa 10 g und ihre Kalorienaufnahme um 600 bis 700 Kalorien, was laut Gerber und Kollegen auf die Notwendigkeit hindeute, das Ernährungsbewusstsein und die Aufklärung zu verbessern. Es seien weitere Studien notwendig, um zu klären, ob eine Veränderung des Proteinkonsums Vorhofflimmern auch prospektiv reduzieren könne, und welche Faktoren diesen Zusammenhang beeinflussen, so die Forscher.

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Literatur

Gerber D et al. Dietary Protein Intake and Incident Atrial Fibrillation in Postmenopausal Women from the Women’s Health Initiative. Vorgestellt beim Kongress der Amerikanischen Fachgesellschaft für Kardiologie und Weltkardiologenkongress (ACC/WCC) 2020. Doi: 10.1016 / S0735-1097 (20) 30551-9

ACC-Pressemitteilung: Eating More Protein Could Help Ward Off Atrial Fibrillation in Women. 19.03.2020.

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