Zusammenfassung
Bereits 1959 wurde von Albert Stunkard eine Untergruppe übergewichtiger Patientinnen und Patienten beschrieben, die durch wiederholte Episoden von Essanfällen ohne gegenregulatorische Maßnahmen gekennzeichnet war. In den Fokus des wissenschaftlichen Interesses gelangte diese Form der Essstörung jedoch erst, nachdem 1994 die Forschungskriterien für die „Binge-Eating-Störung (BES)“ als ein Beispiel für nicht näher bezeichnete Essstörungen im DSM-IV aufgenommen wurden. Im DSM-5 ist die BES auf Grundlage umfassender Forschungsarbeiten vieler Jahre schließlich als eigenständige Diagnose aufgenommen worden. In der ICD-10 (WHO 1993) existiert diese Diagnose nicht und kann nur als „sonstige Essstörung“ (F50.8) oder „nicht näher bezeichnete Essstörung“ (F50.9) kodiert werden. Die Diagnose wird auch in der ICD-11 Berücksichtigung finden. Die Ätiologie der BES ist noch nicht hinreichend geklärt, es handelt sich jedoch um eine komplexe psychische Störung, die vermutlich multifaktoriell bedingt ist und bei der verschiedene Mechanismen an Entstehung, Auslösung und Aufrechterhaltung beteiligt sind (AWMF 2018).