Erschienen in:
15.08.2023 | Koronare Herzerkrankung | Leitthema
Thrombose und hormonale Kontrazeption
Relevanz der verschiedenen Östrogene und Gestagene
verfasst von:
Dr. Hannelore Rott
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 9/2023
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Zusammenfassung
Etwa 20 Mio. Frauen befinden sich aktuell im reproduktiven Alter. Am häufigsten werden nach wie vor kombinierte hormonelle Kontrazeptiva angewendet (KHK), welche meist aus Ethinylestradiol (EE) und einem synthetischen Gestagen bestehen. Das Grundrisiko für venöse Thromboembolien (VTE) für Frauen im reproduktiven Alter ist gering, steigt aber deutlich an durch Anwendung von KHK oder auch in Schwangerschaft und Wochenbett. Dies gilt auch für nichtorale KHK. Hierdurch haben Frauen ein merklich höheres VTE-Risiko als Männer bis zum Alter von 35 Jahren, danach gleicht sich das VTE-Risiko zwischen den Geschlechtern an. Die Erhöhung des VTE-Risikos hängt vom verwendeten KHK ab. Ältere KHK mit Norethisteron oder Levonorgestrel als Gestagen haben ein niedrigeres VTE-Risiko als neuere KHK. In der aktuellen Leitlinie „Hormonelle Empfängnisverhütung“ gelten daher mittlerweile die älteren KHK als erste Wahl. Neuere KHK sollten daher nur noch verordnet werden, wenn besondere Gründe hierfür vorliegen. Das VTE-Risiko von KHK mit Estradiol bzw. Estradiolvalerat statt EE scheint niedriger zu sein, insgesamt aber doch erhöht im Vergleich zu Nichtanwenderinnen. Die Anwendung von rein gestagenhaltiger Kontrazeption erhöht das VTE-Risiko nicht signifikant mit Ausnahme von Depot-Medroxyprogesteronacetat (DMPA). Die Notfallkontrazeption („Pille danach“), die keine Östrogene, sondern nur Levonorgestrel bzw. Ulipristalacetat enthält, erhöht das VTE-Risiko nicht. Orale reine Gestagenkontrazeptiva (mit Desogestrel, Drospirenon oder Levonorgestrel), intrauterine Kontrazeption und Etonogestrel Implantate sind die Verhütungsmittel der Wahl bei Frauen mit erhöhtem VTE-Risiko. Ein Thrombophilie-Screening ist nicht bei jeder Frau mit Kontrazeptionswunsch indiziert. Diese Testung sollte auf Frauen mit positiver VTE-Eigenanamnese oder auf Frauen mit VTE-Fällen in der nächsten Verwandtschaft im Alter von unter 50 Jahren limitiert werden.