C‑reaktives Protein (CRP) wurde erstmals 1930 von William S. Tillett und Thomas Francis beschrieben als eine Substanz im Serum von Patienten mit einer akuten Entzündung, die mit dem C‑Polysaccharid von Pneumokokken reagiert und zusammen mit Kalziumionen eine Präzipitation hervorruft [
3,
20,
29,
33,
34,
38,
41,
45,
47].
CRP ist ein Plasmaprotein, das in der Leber gebildet und ins Blut abgegeben wird. Es gehört zur Gruppe der Akute-Phase-Proteine, wie Ferritin, Fibrinogen, Haptoglobin oder Caeruloplasmin. Im Rahmen von entzündlichen Erkrankungen steigt seine Konzentration im Blut an [
14,
21,
28,
40]. Den stärksten Stimulus der Akute-Phase-Reaktion bilden dabei bakterielle Infektionen. Bei bakteriellen Entzündungen steigt die Konzentration des CRP innerhalb von Stunden stark an [
22,
23]. Bei Virusinfektionen hingegen verändert sich die CRP-Konzentration sehr langsam [
28,
40]. Der steile und rasche Anstieg der CRP-Konzentration bei bakteriellen Entzündungen prädestiniert den Parameter als Suchtest und Verlaufskontrolltest. Die Verlaufskontrolle von CRP ist aussagekräftiger als ein Einzelwert der CRP-Konzentration [
22,
23]. Anhand des CRP-Werts lassen sich auch der Verlauf und der Erfolg einer Behandlung ablesen, z. B. der Erfolg einer Antibiotikatherapie bei bakteriellen Infektionen [
22,
45].
Des Weiteren gibt es das hochsensitive C‑reaktive Protein (hsCRP). Der hsCRP wird immer häufiger als Marker zur kardiologischen Risikoeinschätzung und zur Prognose von Herzerkrankungen verwendet und mittels des hsCRP-Assays bestimmt. So kann eine quantitative Bestimmung einer bereits sehr geringen Konzentrationen von CRP im Blut durchgeführt werden [
7,
20,
31,
34].
Biochemie
Als C‑reaktives Protein (CRP) wird ein Protein bezeichnet, das aus fünf identischen, nichtglykosylierten Untereinheiten mit jeweils einer Polypeptidkette aus 206 Aminosäureresten besteht und ein Molekulargewicht von 23.017 Dalton aufweist. Aufgrund seiner charakteristischen Struktur gehört es zur Familie der Pentraxine. CRP besteht aus kalziumbindenden Proteinen mit Immunabwehreigenschaften und gehört somit zum Immunsystem [
4,
42]. Als Opsonin-Protein kann es das Komplementsystem aktivieren. Die Expression des CRP in der Leber wird am stärksten durch Interleukin‑6 (IL-6) angeregt [
4]. CRP bindet an Phosphocholin, welches sich an der Oberfläche von toten oder absterbenden Zellen (und einigen Arten von Bakterien) findet. Das gebundene CRP aktiviert das Komplementsystem, bindet an Fresszellen und setzt so humorale und zelluläre Effektormechanismen des unspezifischen Immunsystems in Gang. Dieser unspezifische Abwehrmechanismus ist erheblich schneller als die Reaktion des spezifischen Immunsystems [
8,
13,
15,
19].
Mit diesem Mechanismus bindet sich CRP auch an ischämische/hypoxische Zellen, so dass sich Zellen ohne CRP-Befall mit mehr Zeit regenerieren könnten. Durch die Bindung von CRP werden ischämische/hypoxische Zellen allerdings vorzeitig entsorgt [
36].
Material der CRP-Bestimmung
Methoden der CRP-Bestimmung
-
Visueller Latex-Agglutinationstest (qualitativ) [
1]
-
Schnelle Immunodiffusion (semi-quantitativ) [
16,
37]
-
Partikel verstärkter immunologischer Trübungstest: Humanes CRP agglutiniert mit Latexpartikeln, die mit Anti-CRP-Antikörpern beschichtet sind. Die Aggregate werden turbidimetrisch bestimmt. Die Turbidimetrie hat sich als Methode der Wahl zur Bestimmung der CRP-Konzentration etabliert. Gerät: vollautomatisches Analysensystem Cobas 8000 c502-Modul (Fa. Roche) [
38,
42].
-
Hochsensitiver CRP-Assay (hs-CRP): Dieser kann niedrige CRP-Werte im Serum (Grenzbereich: 0,04 mg/l) mittels Laser-Nephelometrie in 30 min liefern [
44].
Störfaktoren
Stark erhöhte Bilirubinwerte sowie hämolytische oder stark lipämische Proben können die Messung stören und zu unzuverlässigen Ergebnissen führen [
9,
38,
44].
Bilirubinwerte über 5 mg/dl täuschen im CRP-Konzentrationsbereich über 10 mg/l zu hohe Werte vor. Hämolytische Seren täuschen falsch-niedrige und ikterische falsch-hohe Werte vor [
14,
43,
44]. Ein erhöhter Rheumafaktor und Immunglobuline können die Messung beeinflussen.
Möglicherweise besteht ebenso ein direkter Zusammenhang zwischen dem Verzehr von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln und dem CRP-Wert. In diesem Zusammenhang besteht die Vermutung, dass der hohe glykämische Index dieser Lebensmittel die Stimulation der chronischen Entzündungskaskade auslösen könnte. Ferner beeinflusst die Art der verzehrten Lebensmittel, einschließlich ultraverarbeiteter Produkte, auch die Fettleibigkeit und wird folglich mit einem höheren CRP-Serumspiegel assoziiert [
6].
Ebenso kann der Verzehr von bakteriell infizierten Lebensmitteln, z. B. (Soft‑)Eis, den CRP-Wert ansteigen lassen.
Referenzbereich
Die CRP-Konzentration bei gesunden Menschen liegt bei Werten bis 5 mg/l (0,5 mg/dl) im Blut vor [
43]. Der Referenzwert kann durch Einflüsse, wie Patientenpopulation, Medikamente, Analysemethode und -geräte, beeinflusst werden, weshalb prinzipiell jedes Labor eigene Referenzwerte angibt. CRP-Konzentrationen bis 50 mg/l kommen bei leichten Infektionen vor wie bei Atemwegsinfekten, Harnwegsinfekten oder Blinddarmentzündung.
CRP-Konzentrationen bis und über 100 mg/l kommen bei schweren Infektionen vor, wie z. B. bei schweren bakteriellen Infektionen, Lungenentzündung, Hirnhautentzündung oder chronischen Entzündungen wie Morbus Crohn oder Rheuma [
26,
27,
32,
38].
Ein Beispiel für den CRP-Wert samt Bedeutung ist in Tab.
1 angeführt [
14,
43]:
Tab. 1
Beispiel für den CRP-Wert samt Bedeutung
Bis 5 mg/l Blutserum | Normalwert |
Bis 50 mg/l Blutserum | Leichte Erkrankung |
Über 100 mg/l Blutserum | Schwere Erkrankung |
Indikationen von CRP - Diagnostik und Verlaufskontrolle
Fazit für die Praxis
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Das CRP als Akute-Phase-Parameter hat eine fundamentale Bedeutung in der Diagnostik von Infektionen. Er ist geschlechts- und altersunabhängig, und die Bestimmung erfolgt in einem Routinelabor aus dem Patientenserum.
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Bei gesunden Probanden wird keine erhöhte CRP-Konzentration beobachtet.
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Erhöhte CRP-Werte sind vor allem bei bakteriellen und viralen Infektionen, chronischen Entzündungen, ischämischen Vorfällen, Tumorpatienten, viralen SARS-CoV-2-Infektionen oder postoperativen Komplikationen zu finden.
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Werden die unterschiedlichsten Aspekte der arbeitsmedizinischen Vorsorge, wie sie aktuell im Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie publiziert und diskutiert werden, betrachtet, so wird deutlich, dass CRP-Bestimmungen im Bereich der Diagnostik der Infektionen ihre Berechtigung haben.
Einhaltung ethischer Richtlinien
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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