Erschienen in:
23.05.2023 | Netzhautablösung | Leitthema
Spätfolgen der Frühgeborenenretinopathie im Kindesalter
verfasst von:
Dr. med. Jeany Q. Li, Johanna M. Pfeil, Andreas Stahl, Tim U. Krohne
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
|
Ausgabe 6/2023
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Die Frühgeborenenretinopathie („retinopathy of prematurity“ [ROP]) ist eine der häufigsten Ursachen für eine hochgradige Sehbehinderung oder Blindheit im Kindesalter und kann selbst nach Abheilung der initialen Erkrankung noch zu schwerwiegenden Spätfolgen bei Kindern führen.
Fragestellung
Die vorliegende Arbeit fasst mögliche Spätfolgen im Kindesalter nach behandelter oder unbehandelter ROP zusammen. Ein Fokus liegt dabei auf der Myopieentwicklung, auf Netzhautablösungen und der neurologischen und pulmonalen Entwicklung nach Anti-VEGF(„vascular endothelial growth factor“)-Therapie.
Material und Methoden
Die Arbeit basiert auf einer selektiven Literaturrecherche zu Spätfolgen im Kindesalter einer behandelten oder unbehandelten ROP.
Ergebnisse
Frühgeborene haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer hochgradigen Myopie. Interessanterweise legen mittlerweile mehrere Studien nahe, dass sich dieses Risiko nach einer Anti-VEGF-Behandlung verringert. Dafür hat eine Anti-VEGF-Therapie den Nachteil, dass nach anfänglich erfolgreicher Behandlung Spätrezidive auch noch nach mehreren Monaten möglich sind, die langfristige und hochfrequente Nachuntersuchungen unerlässlich machen. Kontrovers diskutiert werden mögliche negative Auswirkungen einer Anti-VEGF-Therapie auf die neurologische und pulmonale Entwicklung. Sowohl nach behandelter als auch nach unbehandelter ROP sind rhegmatogene oder traktive Netzhautablösungen, Glaskörperblutungen, hohe Myopie und Strabismus mögliche Spätfolgen.
Diskussion
Kinder mit einer Vorgeschichte von ROP mit oder ohne Behandlung haben ein erhöhtes Risiko für späte okuläre Folgeerkrankungen, darunter hohe Myopie, Netzhautablösungen und Glaskörperblutungen sowie Strabismus. Ein nahtloser Übergang von ROP-Screening zu pädiatrischer und ophthalmologischer Weiterbetreuung ist daher unerlässlich, um mögliche Refraktionsfehler, Strabismus oder andere amblyogene Veränderungen frühzeitig feststellen und behandeln zu können.