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05.07.2022 | Neurologische Diagnostik | Nachrichten

White Matter Hyperintensities

Hyperintensitäten im cMRT bei postmenopausalen Frauen häufiger

verfasst von: Dr. Elke Oberhofer

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Hyperintensitäten der weißen Substanz im Hirn-CT sind bei postmenopausalen Frauen häufiger als bei gleichaltrigen Männern. In der Rheinland-Studie, einer großen Longitudinalstudie aus dem Bonner Raum, wurde dieser Zusammenhang bestätigt. Ein schlecht kontrollierter Blutdruck schien unabhängig vom Menopausenstatus eine Rolle zu spielen.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Mit zunehmendem Alter häufen sich im kraniellen MRT sichtbare Hyperintensitäten in der weißen Hirnsubstanz (White Matter Hyperintensities, WMH). Dass Frauen, vor allem nach der Menopause, davon deutlich stärker betroffen sind als Männer, haben Bonner Neurowissenschaftler in der Rheinland-Studie herausgefunden. In der Longitudinalstudie werden Faktoren für ein gesundes Altern erforscht. Bekannt ist, dass WMH das Risiko für Schlaganfall, Demenz und kognitive Beeinträchtigungen erhöhen. Erhöhter Blutdruck scheint mit solchen Gewebeveränderungen in Verbindung zu stehen.

Valerie Lohner und ihr Team haben die cMRT-Befunde von insgesamt 3410 Männern und Frauen ausgewertet. Die Altersspanne der Teilnehmenden reichte von 30 bis 95 Jahre, das mittlere Alter lag bei rund 54 Jahren.

Nach der Menopause steigt die WMH-Last an

Bis zur Menopause zeigten die Frauen beim WMH-Anteil keine signifikanten Unterschiede zu den gleichaltrigen Männern. Das änderte sich nach der letzten Regelblutung (in der Gruppe spätestens mit 59): Die WMH-Last, definiert als Volumen der Läsion geteilt durch das Gesamtvolumen der weißen Substanz, nahm danach bei den Frauen deutlich schneller zu als bei ihren männlichen Altersgenossen. In der Studie wurde außerdem gezeigt, dass die WMH-Last postmenopausal deutlich größer war als vor der Menopause.

Zusammenhang mit schlecht kontrolliertem Bluthochdruck

Sowohl bei postmenopausalen Frauen als auch bei Männern über 45 war außerdem Bluthochdruck (kontrolliert oder unkontrolliert) mit einem erhöhten WMH-Anteil verknüpft; dieser Zusammenhang war bei den Frauen aber stärker ausgeprägt. Schlecht kontrollierter Hochdruck schließlich korrelierte bei Frauen unabhängig vom Menopausenstatus mit erhöhten WMH. Lohner und ihr Team weisen darauf hin, dass der Anteil der Hochdruckpatientinnen und -patienten in ihrer Studie mit insgesamt 38% relativ hoch war.

Den Forscherinnen und Forschern zufolge sprechen die Ergebnisse insgesamt dafür, dass Frauen nach der Menopause offenbar empfindlicher für Gefäßveränderungen und -schäden im Gehirn werden. Die Ursachen für den Geschlechterunterschied seien jedoch unklar. Vermutet werden unter anderem abnehmende Spiegel von potenziell schützendem Östrogen. Die Rheinland-Studie zeigt allerdings auch, dass sich dieser postulierte Schutzeffekt mit einer Hormonersatztherapie (HET) nicht fortsetzen lässt. Jedenfalls war die WMH-Last in Gruppen mit und ohne HET nicht unterschiedlich. In früheren Studien schützte eine HET auch nicht vor einer vaskulären Demenz.

Eine andere Theorie sieht eine Rolle in beschleunigten Alterungsprozessen. So konnten in vorangegangenen Studien bestimmte Genloci identifiziert werden, die mit einem früheren bzw. späteren Einsetzen der Menopause assoziiert waren. Die sogenannte DNA Damage Response (DDR) könnte nach Lohner und ihrem Team der dafür verantwortliche Mechanismus sein. In der fortlaufenden Rheinland-Studie werde man dies weiter erforschen.

Gegenwärtig wird außerdem untersucht, inwieweit sich WMH als Marker für bestimmte neurologische Erkrankungen, z. B. Schlaganfall, eignen könnten.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede bei der altersabhängigen Entstehung von White Matter Hyperintensities (WMH) im Gehirn bei Männern und Frauen und womit hängen diese zusammen?

Antwort: WMH machen bei postmenopausalen Frauen einen deutlich größeren Anteil aus als bei Männern oder prämenopausalen Frauen und nehmen bei Ersteren im Alter offenbar auch deutlich rascher zu. Ein schlecht kontrollierter Bluthochdruck scheint unabhängig vom Menopausenstatus eine Rolle zu spielen.

Bedeutung: Bei der Beurteilung entsprechender Hirnläsionen im MRT sollten geschlechtsspezifische Unterschiede berücksichtigt werden.

Einschränkung: Kohortenstudie; Angaben zum Menopausenstatus stammte von den Teilnehmerinnen selbst; relativ hoher Anteil mit Bluthochdruck (im Vergleich zur deutschen Gesamtbevölkerung).

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Literatur

Lohner V et al. The Relation Between Sex, Menopause, and White Matter Hyperintensities: The Rhineland Study. Neurology 2022; https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000200782

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