Zusammenfassung
Opioid-Analgetika (z. B. Oxycodon, Piritramid oder Tramadol), nicht-opioide Analgetika (mit anti-entzündlicher Wirkung z. B. Diclofenac oder Ibuprofen, ohne anti-entzündliche Wirkung z. B. Metamizol oder Paracetamol) sowie Glukokortikoide (z. B. Dexamethason oder Prednison/Prednisolon) werden sowohl in der Urologie als auch in vielen nicht urologischen Indikationen eingesetzt. Ihre unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) unterscheiden sich dabei nicht. Wichtigste UAW der Opioide ist die Atemdepression, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme anderer zentral dämpfend wirksamer Arzneimittel. Bei Diclofenac und Ibuprofen sind v. a. gastrointestinale Blutungen häufig, während es bei Paracetamol zu Leberschäden und bei Metamizol (selten) zu Leukopenie und Agranulozytose kommen kann. Die längerfristige Gabe von Glukokortikoiden hat vielfältige UAW und das Absetzen muss langsam ausschleichend erfolgen.
Komplikationen der Arzneimitteltherapie äußern sich v. a. als unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) und als Arzneimittelinteraktionen (AI). Zahlreiche Arzneimittelklassen werden in der funktionellen Urologie verwendet (5α-Reduktasehemmer, α1-Adrenozeptorantagonisten, β3-Adrenozeptoragonisten, Muskarinrezeptorantagonisten, Phosphodiesterase Typ 5-Hemmer, Vasopressin-Analoga, Clostridium botulinum-Toxin Typ A). Jede hat ein eigenes UAW Profil, und innerhalb einer Klasse gibt es v. a. quantitative Unterschiede zwischen den Wirkstoffen, Darreichungsformen und Dosierungen. Pharmakodynamische AI können auftreten, wenn das Urologikum und ein anderes Arzneimittel denselben physiologischen Mechanismus beeinflussen. Pharmakokinetische AI treten auf, wenn ein anderes Arzneimittel die Wirkspiegel des Urologikums beeinflusst oder wenn das Urologikum die des anderen Arzneimittels verändert. Pharmakodynamische AI sind meist Klasseneffekte, während pharmakokinetische AI oft spezifisch für einzelne Wirkstoffe sind, insbesondere in der quantitativen Betrachtung.
Orale Antikoagulanzien werden hauptsächlich bei Vorhofflimmern, Thrombosen, Lungenembolien sowie bei mechanischem Herzklappenersatz zur Langzeittherapie eingesetzt. Neben den Vitamin-K-Antagonisten (VKA) sind inzwischen vier direkte orale Antikoagulanzien (DOAK) zugelassen. Bei Vorhofflimmern und Thrombose sind sie Mittel der ersten Wahl. VKA sind die einzige Option bei mechanischen Herzklappen. Das perioperative Management bei VKA- oder DOAK-Einnahme orientiert sich am Blutungsrisiko des Eingriffs und dem thromboembolischen Risiko der Grunderkrankung. Ein perioperatives Bridging mit kurzwirksamen Antikoagulanzien, vorzugsweise niedermolekularem Heparin subkutan, wird zunehmend kritisch gesehen, da es in erster Linie das Blutungsrisiko erhöht. Indiziert ist es bei hohem thromboembolischem Risiko, z. B. bei mechanischer Mitralklappe. Bei lebensbedrohlichen spontanen Blutungen unter DOAK stehen seit kurzem spezifische Antidots zur Verfügung. Eine Kombination aus VKA oder DOAK mit Acetylsalicylsäure (ASS) und Clopidogrel (Triple-Therapie) wird nach Koronarintervention mit Stent aufgrund des hohen Blutungsrisikos zunehmend seltener und kürzer verordnet. Perioperativ sollte regelhaft bei Koronarstents ASS beibehalten werden.
Der Umgang mit Antibiotika gehört in der Urologie zum Alltag. Sei es zur Infekt-Therapie oder zur perioperativen antibiotischen Prophylaxe. Trotz des täglichen Gebrauchs dieser Substanzklassen geht das Erkennen und Behandeln von möglichen Nebenwirkungen oft im klinischen Alltag unter. Zu den Nebenwirkungen, die am häufigsten auftreten, zählen gastrointestinale Beschwerden, allergische Reaktionen, Neurotoxizität, Leber – sowie Nierenschädigungen. Weiterhin verursachen Antibiotika auch immer einen Kollateralschaden an der körpereigenen Flora, dem Mikrobiom.